Mittwoch, 13. August 2014

Die vorbereitete Umgebung

Schon oft habe ich meinen Texten die vorbereitete Umgebung erwähnt oder bin auch etwas näher darauf eingegangen. Die vorbereitete Umgebung ist wichtig für die Vorstellung der Lernmaterialien und deren Darbietung.

Zur vorbereiteten Umgebung zählt aber nicht nur das Kinder- bzw. Spielzimmer, sondern das gesamte Haus bzw. die Wohnung. Unter der Vorbereitung wird von uns Erwachsenen aber oft anderes verstanden: Türgitter, Laufgitter, Schranksicherungen... überall Schutz damit unsere Kleinen natürlich nicht in Gefahr geraten, oft aber auch, damit sie Dinge nicht in die Hand bekommen, die uns gehören...

Doch dann räumen wir die Dinge weg, die ein Kind zum Lernen braucht. Durch den Umgang mit gefährlichen und zerbrechlichen Dingen tritt ein Kind - ohne sich dessen bewusst zu sein - den Weg der "Vervollkommnung" an. Es übt damit , seine Bewegungen achtsamer auszuführen. Ein Kind will lernen, die Dinge "richtig" zu handhaben und "falsche" Bewegungen zu korrigieren. 
- Claudia Schäfer -

Haben wir uns wirklich auf die Ankunft unserer Kinder vorbereitet? Haben wir uns auf ihre Bedürfnisse vorbereitet?

Nehmen wir an, wir befänden uns unter einem Volk von Giganten mit im Gegensatz zu uns sehr langen Beinen, mit einem enorm großen Körper... Sehr bewegliche und intelligente Menschen im Verglech zu uns. Wir wollen ihre Häuser betreten: Dei Treppen reichen uns bis zu den Knien, aber man muss trotzdem versuchen, sie zu erklimmen; wir wollen uns setzen, doch der Sitz reich uns fast bis zur Schulter. Indem wir sie mit großer Mühe erklettern, gelingt es uns endlich, uns darauf zu hocken... Wenn wir wüssten, dass uns diese Giganten erwartet haben, müssten wir sagen: Sie haben nichts zu unserem Empfang getan und nichts, um uns ein angenehmes Leben zu bereiten.

Hat Maria Montessori nicht recht? Steckt da nicht ein Funken Wahrheit in dieser Annahme? 

Wir müssen dem Kinde eine Umgebung geben, die ihm gehört: einen richtigen kleinen Waschtisch, Stühlchen, ein kleines Geschirrschränkchen mit Schubfächern, die es selbst öffnen kann und die Gebrauchsgegenstände enthalten, die es handhaben kann, ein kleines Bett, in welchem es schläft unter einer hübschen Decke, die es selbst auseinander breiten und zusammenlegen kann.

Einige dieser von Maria Montessori angesprochenen Dinge haben wir für das Herzkind schon umgesetzt und mussten dabei immer wieder feststellen: Danke, Maria Montessori! Immer nahm das Herzkind diese Hilfestellungen dankbar an und freute sich, ein Stück weit, selbstständiger sein zu können.

Nun merkte ich schon lange, in der Küche muss sich auch noch einiges verändern. Das Herzkind möchte zwar beim Ausräumen der Spülmaschine helfen, aber eigentlich kann er nichts in die Schränke einräumen. Alles ist außerhalb seiner direkten Reichweite. Er kann nicht selbstständig Tischdecken, da ich ihm alles reichen müsste. Was kann ich also tun? Ich überlegte, räumte um und räumte weiter um und habe nun eine untere Schublade frei bekommen, in welcher ich alles wichtige an Besteck, Gläser und Geschirr für eine Mahlzeit hinein getan habe.

Die ersten Tage nahm das Herzkind diese neu eingeräumte Schublade nicht wirklich an. Augenscheinlich... Er beobachtete. Er beobachtete vor allem seine "fluchenden" Eltern, die sich nun auch umstellen mussten. Jedesmal werden alte Schubladen geöffnet und festgestellt, da findet sich das Gewünschte nicht mehr...
Seit wenigen Tagen greift das Herzkind gerade zur Frühstückszeit zielgerichtet zu. Da muss man ja nun nicht mehr auf die Mama warten! Noch ist viel Anleitung und Mithilfe notwendig. Ich freue mich allerdings sehr, den Zwerg bei einem weiteren Stück gewonnener Selbstständigkeit beobachten zu können und das auch diese Anpassung der Umgebung ein voller Erfolg ist!




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