Mittwoch, 29. Oktober 2014

Das Sortieren

Für die Bilder habe ich mich einfach im Internet bedient, diese einlaminiert und mit doppelseitigem Klebeband an den Boxen angebracht. Die Boxen sind über www.budinette.de zu beziehen. Ebenso das Tablett.

Sicherlich habt ihr im Blog bzw. auf Facebook schon unser neustes Tablett entdecken können. Diesmal handelt es sich dabei um das Sortieren. Wir haben unsere wundervollen herbstlichen gesammelten Schätze dafür verwendet.

Das Sortieren verlangt Konzentration und logisches Denken. Das Kind muss die Unterschiede der angeboteten Dinge erkennen und verstehen, damit es diese auseinanderhalten und sortieren kann. 

Sortieren gehört zu unserem täglichen Alltag. Jeden Tag müssen wir mehrfach irgendwas sortieren (Wäsche, ausgeräumtes Geschirr und Besteck aus der Spülmaschine usw.). Uns fällt es kaum noch auf, da es in unseren täglichen Routinefluß einfach verschwimmt und für uns ist es keine große Aufgabe mehr. Aber auch dies haben wir irgendwann erst einmal verstehen müssen. Mit den Übungen des täglichen Lebens gibt uns Maria Montessori etwas an die Hand, um unseren Kindern dabei zu helfen dies zu verstehen und zu erlernen.

Den Sortiermöglichkeiten sind dabei wirklich keine Grenzen gesetzt. Man kann alles sortieren. verschiedene Knöpfe, verschiedene Nudeln, verschiedene Nüsse, verschiedene Bohnen oder alles bunt gemischt. Man kann noch Größe Sortieren, nach Länge, nach Beschaffenheit....Zunächst sollte man sich auf klar unterschiedliche Merkmale beschränken, um die Unterscheidung dem Kind zu erleichtern. Auch sollten nicht mehr als 2-3 unterschiedliche Gegenstände verwendet werden und dann kann es schon losgehen.

Sicherlich fragt ihr euch schon: Ab wann kann ich das meinem Kind anbieten? Die Frage ist nicht so leicht zu beantworten, denn jedes Kind ist anders. Jedes Kind hat andere Interessen und Vorlieben. Hier heisst es anbieten und ausprobieren. Zeigt das Kind noch kein Interesse einfach wieder wegstellen und zu einem späteren Zeitpunkt nochmals versuchen.
 

Ich hatte dem Herzkind vor einer Weile schon mal eine Sortierübung mit Knöpfen angeboten. Ich glaube, er hatte damals noch nicht verstanden, was ich denn nun von ihm wollte und warum man denn nicht einfach alle Knöpfe hin und her schütten kann. Hier konnte ich klar erkennen, die sensible Phase für das Sortieren war noch nicht gekommen.

Wir müssen unsere Kinder also beobachten und dementsprechend Materialien anbieten und bereitstellen. Keine leichte Aufgabe, ich weiß, aber es macht trotzdem sehr viel Spaß. Gerade wenn man wirklich passende Anregungen gefunden hat, die das Kind dann gerne annimmt.

Weitere Spielideen, die ich dem Sohn in diesem Alter angeboten habe, findet ihr hier:
 

Dienstag, 28. Oktober 2014

22 Monate und die Sprachexplosion

Und auch der nächste Monat ist schon wieder rum und seit Sonntag ist das Herzkind nun 22 Monate alt. Auch im letzten Monat fanden rasante Entwicklungsschritte statt und ich kann es immer wieder kaum fassen, wie selbstständig mein kleines Baby doch schon ist. Wie groß und eigenständig. Wie willensstark und doch so unglaublich sozial und freundlich. Immer wieder werde ich darauf angesprochen wie tol, süß, "brav", nett und freundlich er doch ist. Wie geduldig er in der Tierarztpraxis warten kann und sich dort in der Malecke beschäftigt. Wie wunderbar er in einem Restaurant am Tisch verweilen kann und einfach mit dabei ist.

Als Mutter macht einen das Lob natürlich unheimlich stolz! Ich freue mich für meinen Zwerg, dass er so gerne gesehen ist und sich alle Leute auch freuen, wenn er wieder kommt. Ich denke, zum Einen ist es sein Charakter, er ist einfach so, wie er ist. Und zum Anderen denke und hoffe ich, dass die Erziehung zur Selbstständigkeit, das Ernstnehmen seiner Wünsche und das Respektieren seiner Gefühle mit dazu beitragen, dass er sich zu einem wundervollen Erwachsenen entwickeln kann. Der diese Werte an seine Mitmenschen und vielleicht auch mal an seine eigenen Kinder weitergeben wird. Aber soweit sind wir ja noch lange nicht und sicherlich werden noch viele Hochs und Tiefs kommen, in denen wir als Eltern und Kind bestehen und uns finden müssen. 

Auch ein Herzkind hat nicht immer nur sonnige Tage... wir Erwachsenen im übrigen auch nicht... und solche Tage sind verdammt anstrengend... ihm dann etwas "recht zu machen", zu verstehen was er denn nun will, ihm zu helfen... eigentlich unmöglich.... da er selbst in diesem Moment nicht wirklich weiß was er will und seine Gefühle noch nicht ausrdrücken kann. Da hilft nur knuddeln, stillen, durchatmen und diese Tage irgendwie rumbringen. 

Ansonsten passierte auch im vergangenen Monat sprachlich wahnsinnig viel. Ich denke er ist nun entgültig in der sensiblen Phase der Sprache und versucht eigentlich jedes Wort, welches er neu hört auch sofort nachzusprechen. Es ist toll, sich nun "verständigen" zu können. Nun auch durch die Worte und Sprache von ihm zu erfahren, was er genau möchte. Viele Wörter kürzt er derzeit konsequent ab... so sind die Meerschweinchen einfach Meer... Oben ist oooo mit Fingerzeig... Viele Wörter kamen neu dazu... der Mini (was auch immer für Bagger stand) ist nun ein Badder. Der Traktor der Dado. Das Pferd ein berd und die Kuh kann Muh.... eigentlich müsste man sich alle neuen Wörter sofort notieren, aber im Alltag geht es dann doch wieder unter. Aber es ist schön, wenigstens ein paar dieser neuen Wörter hier festhalten zu können. 

Zusammenhänge werden ihm immer vertrauter und werden oft auch selbstständig angewandt. Wenn er sich beim Essen die Hände dreckig macht, zeigt er nun mit einer Handwasch-Bewegung nun selbst an, dass er die Hände waschen möchte. Ich schiebe den Lernturm an das Waschbecken und er kann dann selbst hinauf, macht das Wasser an, nimmt die Seife, wäscht sich die Hände und trocknet sie ab. Wo es noch vor einem Monat ständig Diskussionen gab, dass dreckige Hände auch gewaschen werden müssen und er sich oft mit Händen und Füßen dagegen wehrte... (hier half manchmal nichts und wir wischten dann oft nur schnell die Hände und das Gesicht etwas mit einem nassen Tuch ab), fordert er es nun immer öfters von sich aus ein. 

Ich liebe dieses kleine Wesen einfach so unglaublich. Sein wundervolles Lachen... die strahlenden Augen, seine ganze Art. Wäre er eine süße Leckerei, ich würd ihn bis auf den letzten Krümmel aufessen *hihi* Ich glaub so spricht aber jede Mama von ihrem Kind und das ist auch gut so!

Ab nächste Woche geht´s nun los: die Eigewöhnung bei der Tagesmutter. Ich wünsche meinem kleinen Zwerg, dass er seine Tagesmutter mögen wird und Vertrauen zu ihr fasst. Das er sich gerne dort aufhalten wird und auch Freunde dort finden wird. Ich bin schon sehr gespannt was uns zusammen erwarten wird, wie er sich einlebt und sich in der neuen Situation findet. Eine neue spannende Zeit beginnt!


Samstag, 25. Oktober 2014

Zuordnen und Deckeldrehen

Gestern Abend in Facebook habe ich es schon angekündigt. Noch zu später Stunde beschäftigte sich der Zwerg mit seiner neuen Lernanregung und wollte mal wieder nicht ins Bett... da hat das Köpfchen Überstunden gemacht und war nicht ruhig zu bekommen.

Gestern suchte ich in meinem Fundus an ausgespülten Gläsern (die man ja mal für irgendwas gebrauchen könnte *hust*) 3 Stück zusammen. Ich schraubte die Deckel ab, legte sie in eine Schale und stellte diese und die Gläser auf ein Tablett bereit. Zunächst schaute sich der Zwerg alles an und dann mich... was soll er denn damit bitte machen? Ich fragte ihn ob er die Deckel auf die Gläser schrauben könnte... und er legte direkt los. Zack, Zack, Zack.... und die Deckel waren drauf und auf Nachfrage von mir, ob er die Deckel wieder abschrauben und in die Schale legen kann, dann auch wieder in der Schale... eindeutig zu leicht... ich lief nochmal schnell in den Keller und nahm weitere 3 Gläser mit nach oben. Jetzt wurde es schon etwas schwieriger und der Zwerg schaute entsprechend konzentriert.

Die Kinder sind hier gefordert, sie müssen herausfinden, welche Deckel auf welches Glas passen und diese dann auch noch drehen können. Wie bei allen Montessori-Materialien ist die Fehlerkontrolle automatisch eingebaut und die Kinder können selbst erkennen, ob sie richtig liegen oder nicht. Entweder ist der Deckel zu klein, lässt sich nicht aufdrehen oder fällt gar in das Glas oder er ist viel zu groß und überlappt das Glas deutlich.

Wir können uns somit wie bei allen Lernanregungen zurück lehnen und einfach nur beobachten. Erst wenn wir merken, dass das Kind eine Hilfestellung benötigt und auch erwünscht, bieten wir diese an. Das Kind kann somit selbst Erfahrungen sammeln und dass es diese auch wirklich selbst erfahren kann. Das Selbstbewusstsein steigt und stärkt für neue unbekannte Aufgaben.







Donnerstag, 23. Oktober 2014

Das Missverständnis um den Ordnungssinn von Kleinkindern

Maria Montessori beschreibt in ihren Texten und Büchern immer wieder die sensible Phase der inneren und äußeren Ordnung. Dabei kommt es immer wieder zu Fehlinterpretationen. Denn hierbei wird zunächst nicht der Ordnungssinn verstanden, wie wir in als Erwachsene kennen und verstehen.

Für viele Eltern ist es daher unverständlich warum ihre kleinen Kinder so eigentlich garkeinen Sinn für "Ordnung" haben und ihre Spielsachen und Lernanregungen aus den Kisten räumen, kreuz und quer verteilen und keinen Bedarf darin sehen, es auch wieder alles zurück zuräumen.

Liegt diese Fehlinterpretation von Maria Montessori an folgendem Zitat von ihr?

Kleine Kinder zeigen eine charakteristische Liebe für Ordnung. Im Alter von anderthalb bis zwei Jahren bringen sie bereits deutlich, wenn auch in verworrener Form, das Bedürfnis nach Ordnung in ihrer Umwelt zum Ausdruck. Das Kind kann nicht in Unordnung leben, sie verursacht ihm Pein. 

Liest man dieses Zitat als Erwachsener ist für uns völlig klar was gemeint ist, oder? Kinder wollen alles aufgeräumt und sauber haben und sie werden daran teilhaben wollen, dass dies so ist. Wieso also ist das in der Praxis nicht so? Wieso räumen sie alle Schubladen aus und räumen sie nicht mehr ein? Wieso wird alles an Spielzeug wild im Zimmer verteilt und es gleicht danach einer Explosion? Wieso behauptet Maria Montessori so etwas, dabei stimmt es garnicht? Schnell sind dann die Begründungen gefunden: Montessori liegt falsch, mein Kind ist eben anders und Montessori ist doch nichts für uns...

Zum Einen ist dieses Zitat völlig aus dem Kontext gerissen, steht es alleine, kann es wirklich missverstanden werden, zum Anderen sind wir hier bei einem altbekannten Problem, welches Montessori erkannt hat. Erwachsene denken anders als Kinder und somit ist für uns Ordnung etwas ganz anderes, als es für Kinder der Fall ist. Ordnung ist für uns Sauberkeit, alles ist aufgeräumt, man stolpert über nichts und alles hat seinen Platz. Perfekt!

Für Kinder ist Ordnung viel mehr als das! Ordnung der Dinge, die natürlich Ordnung von allem, Abläufe, Routine ... das vermittelt dem Kind seine Umwelt und damit auch, das große Ganze zu verstehen. Für uns Eltern mag Ordnung ein aufgeräumtes Kinderzimmer bedeuten, für Kinder bedeutet das Begreifen der Ordnung, das Begreifen der Welt!

Ordnung bedeutet, die Lage der Gegenstände im Raum zu kennen, sich an die Stelle erinnern, wo jedes Ding sich befindet. Das wieder bedeutet, sich in seiner Umwelt zurechtzufinden und sie in allen ihren Einzelheiten zu besitzen. Besitz der Seele ist nur diejenige Umwelt, die man kennt, in der man sich mit geschlossenen Augen bewegen und jeden gesuchten Gegenstand wiederfinden kann. Nur wenn es seine Umwelt auf diese Weise besitzt, ist das Kind ruhig und glücklich. Offenbar also ist die Ordnungsliebe, wie Kinder sie verstehen und empfinden, etwas, das weit über den kalten und trockenen Begriff hinausgeht, den wir Erwachsenen uns davon machen.

Alles das zeigt, dass die Natur dem Kinde die Sensibilität für Ordnung einpflanzt, um einen inneren Sinn aufzubauen, der nicht so sehr Unterscheidung zwischen den Dingen ist, als vielmehr das Erkennen der Beziehung zwischen den Dingen. Diesen Sinn macht die ganze Umwelt des Kindes zu einem Ganzen, dessen Teile in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen. In einer solchen, in ihrem Zusammenhängen bekannten Umwelt vermag das Kind sich zu orientieren, sich zu bewegen und seine Zwecke zu erreichen.

Wir Eltern können unsere Kinder in der sensiblen Phase der Ordnung unterstützen in denen wir ihnen viele Haltepunkte geben: 

Unsere Tagesabläufe sollten routiniert sein, so können sich die Kinder mit wachsendem Verständnis viel mehr auf die jeweiligen Situationen einstellen und diese verstehen. Sie fühlen sich dann nicht aus ihren Handlungen herausgerissen und somit missverstanden, was zu Konflikten führen kann.

Alles in unserem Umfeld sollte seinen festen Platz haben und auch nur zu seinen jeweiligen Funktionen genutzt werden! Für ein Kind ist es schwer zu verstehen, warum ein Glas zum Trinken genutzt wird. Das gleiche Glas vielleicht aber auch zum Gießen der Blumen. Wir verwirren es dadurch und es versteht die Zusammenhänge nicht. Helfen wir uns und unserem Kind! Geben wir allem einen festen Platz (in der Anwendung und dem Ort). Wir sind Vorbild. Unsere Kinder orientieren sich an uns und können so mit wachsender Handlungskompetenz Abläufe von uns übernehmen. Auch natürlich irgendwann das Aufräumen ihrer Spielsachen.

Und ganz wichtig! Es handelt sich hierbei um Kleinkinder, welche erst mal lernen müssen, wie aufräumen funktioniert. Die liebe Anna hat vor wenigen Tagen selbst einen Beitrag zum Thema Ordnung geschrieben, welchen ich hier gerne verlinken werde. Ganz wichtig möchte ich dabei die Reduktion der Spielsachen hervorheben. Noch immer werden unsere Kinder mit Spielsachen überhäuft und diese Überfülle an Material ist für unsere Kinder nicht überschaubar und somit nicht händelbar!

Nicht immer ist für uns Eltern zunächst verständlich über was sich unsere Kinder plötzlich so maßlos aufregen. Teilweise denken wir in diesem Moment oft sogar, dass wir gerade eigentlich garnichts getan haben, was ein Auslöser hätte sein können für diesen Gefühlsausbruch.

Auch diese Reaktionen sind Teil der sensiblen Phase der Ordnung! Ich habe dies auch schon einige Male bei dem Herzkind erleben dürfen und für unsere Kinder ist es wichtig, dass wir sie ernst nehmen! Nur dann können sie an dieser Situation wachsen und verstehen lernen. Jedes Verhalten hat einen Hintergrund und oft fühlt sich das Kind in seinem Ordnungsverständnis gestört, es passt nicht in sein aufgebautes bisheriges Weltbild und für unsere Kleinsten ist es schwer sich uns verständlich auszudrücken. Es liegt an uns, sie zu verstehen und nicht an unserer festgefahrenen Sicht der Ordnung fest zuhalten:

Das Kind empfindet die Ordnung nicht so, wie wir sie empfinden. Wir sind bereits reich an Eindrücken und daher abgestumpft; das Kind aber kommt aus dem Nichts und ist noch arm. Alles, was es schafft, schafft es aus dem Nichts; ganz allein nimmt es die Mühsal dieser Schöpfung auf sich und macht uns zu seinen Erben.
Das Kind leistet somit jene Vorbereitungsarbeit, auf Grund deren der Erwachsene dann imstande sein wird, sich im Leben zurechtzufinden und seinen Weg zu suchen. Während der sensiblen Perioden für Ordnung erteilt die Natur dem Menschen gleichsam eine erste Lektion.
Man könnte auch sagen, die Natur händige dem Kind in dieser Periode einen Kompaß aus, mit dessen Hilfe es sich in der Welt zurechtfinden kann.
Die Intelligenz des Menschen taucht nicht plötzlich aus dem Nichts empor; sie baut auf die Grundlagen auf, die das Kind während seiner sensiblen Peioden gelegt hat.
Wir sind darum reich, weil wir die Erben des Kindes sind, das alle Grundlagen unseres Daseins aus dem Nichts hervorgebracht hat. Das Kind vollzieht den ungeheuren ersten Schritt - den Schritt vom Nichts zum Anfang. So nahe ist es den Urquellen des Lebens, dass es handelt, um zu handeln, und so geschieht, was es nach dem Schöpfungsplan vollbringen soll, ohne Aufhebens davon zu machen, ja ohne dass auch nur eine Erinnerung daran im Gehirn des Erwachsenen verbliebe...

Wundervolle und wahre Worte von Maria Montessori (alle Zitate dieses Beitrags stammen aus ihrem Buch "Kinder sind anders")... bitte denken wir also in Zukunft daran, wenn wir unaufgeräumte Zimmer sehen oder wenn wir Gefühlsausbrüche unserer Kinder zunächst nicht verstehen... unsere Kinder bauen uns Erwachsene auf!. Sie beginnen aus dem Nichts und lernen jeden Tag... wir können sie begleiten und ihnen dabei helfen.


Donnerstag, 16. Oktober 2014

Loslassen und Vertrauen schenken

Am Montag war ich auf einem kostenlosen Vortrag, welches mein Arbeitgeber im Rahmen seines Work-Life-Balance-Programms angeboten hat. In diesem Vortrag, der von Fr.Dr. Viernickel geleitet wurde, ging es um "Zwei Dinge sollten  Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel"

Der Vortrag ging leider nur 45 Minuten, so dass alle wichtigen Themen nur sehr grob angesprochen werden konnten. Ich habe mich sehr darin wiedergefunden und fand es schade, dass wir nicht wirklich in die Tiefe einsteigen konnten. Nach diesem Vortrag ging es in die Workshops, man konnte zwischen 4 verschiedenen Varianten wählen... so richtig entscheiden konnte ich mich nicht und ging in "Talk, Talk, Talk! Gespräche mit meinem Kind".... Auch hier leider alles wieder sehr allgemein und so gehalten, dass sich sicherlich jeder darin wiederfinden würde und jeder sich denkt, so würde ich das auch machen.... nur an der Umsetzung hapert es dann doch meist... kennen wir, oder?

Zwischendurch konnten wir als Eltern natürlich immer wieder Fragen stellen, zu aktuellen Gesprächsthemen mit unseren Kinder, die uns gerade auf dem Herzen liegen. Eine Mutter meldete sich mit folgender Frage:

"Meine Tochter ist noch so klein, sie kann mir noch nicht beim Kochen helfen. Hängt mir aber wie ein Klämmeräffchen am Bein, wenn ich in der Küche stehe... wenn ich sie darum bitte zu warten versteht sie es nicht. Ihre ältere Tochter war überhaupt nicht so und wenn die Kleine dann doch wartet, geht sie mit Vorliebe auf das Sofa, auf das sie alleine doch garnicht soll....."

Ich fragte die Dame, wie alt denn ihre Tochter sei und wollte ihr den Lernturm vorstellen.... 16 Monate ist ihre Tochter alt.... ich erklärte ihr die Vorzüge eines Lernturms und das ihre Tochter in diesem Alter doch schon in der Küche mithelfen könnte. Auch einige der anderen Eltern meldeten sich und empfahlen der Dame, ihre Tochter wirklich helfen zu lassen.

Wieso traut diese Mutter ihrem Kind so wenig zu? Wieso soll das Kind noch nicht helfen können? Und was soll mit 16 Monaten auf dem Sofa passieren, dass die kleine Tochter da noch nicht alleine hoch darf? Ich stelle mir einen kleinen Hochsicherheitstrakt vor... und konnte mir vorstellen, warum dieses kleine Mädchen so quengelig in verschiedenen Situationen wurde.... ganz ehrlich, würden wir auch werden, wenn wir nichts alleine tun dürften, oder?

Von Anfang an, ab der Geburt, wissen wir als Eltern, dass wir unseren Kindern in ihrem Wachsen und Streben nur zur Seite stehen können. Wir müssen sie ihre Erfahrungen machen lassen und nach und nach alle Verantwortungen, die wir zunächst für sie übernommen haben, an unsere Kinder auch wieder abgeben.

Nur so können sie ein Körpergefühl entwickeln, nur so kann ihr Selbstwertgefühl, ihr Selbstvertrauen an sich wachsen und ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt und ihr Vertrauen ins uns wächst. Denn wenn unsere Kinder merken, dass wir ihnen beistehen, sie aber nicht behindern, dann können sie ins sich Ruhen. Sie müssen nicht sich und ihren Freiraum stetig verteigen, was dann gerne als Trotzen bezeichnet wird.

Vor lauter Sorge um unsere Kinder sind wir versucht, sie mit unserem eigenen Vorstellungen zu bedrängen. Wir möchten fast unaufhörlich auf sie einwirken, um sie vor unliebsamen Erfahrungen zu schützen. Doch Kinder wollen freigegeben werden überall dort, wo es gefahrlos möglich ist.
Loslassen hat mit Vertrauen zu tun, Vertrauen in uns selbst und in unser Kind. Wenn wir ihm einen gesunden Nährboden, Luft, Liebe und genügend Freiraum gewähren, ihm dann auch vernüftige Grenzen setzen, wird es sich weitgehend selbst aufbauen, 
so wie es auch die Natur ganz von selbst tut.
Loslassen heisst, das Kind zur Selbstständigkeit freizugeben, es gewähren lassen, uns zurückhalten, überall dort, wo wir dem Kind seinen Freiraum gefahrlos überlassen können. Sich zurückhalten ist das Gegenteil von sich aufdrängen. Es bedeutet zu lieben, ohne zu beherrschen oder unnötig einzuengen.
Wir müssen keine perfekten Eltern sein, können es auch nicht, so sehr wir uns auch darum bemühen! Wenn wir unser Bestes geben, dürfen wir loslassen, das heisst, uns immer wieder von Ängsten und Sorgen lösen und vertrauen, dass unser Kind seinen Weg Schritt für Schritt bewältigt.
Es tut gut, die Kunst des Loslassen zu üben, weil Loslassen unsere Kinder, und auch uns selbst, befreit und erlöst!

- aus dem Buch "...das wir unser Bestes geben" - 

Und damit zurück zu oben genannten Beispiel. Die Mutter ist voller Liebe und Sorge um ihr Kind und behindert es damit doch an seinem Streben nach Wachstum, Selbstbestimmtheit und Selbstständigkeit. Würde diese Mutter die genannten Textstelle lesen, würde sie sicherlich sagen, genau so mache ich es doch! Ich ermögliche Selbstständigkeit und wo ich Gefahren sehe, schütze ich mein Kind. Für sie ist das Sofa eine Gefahr! Es ist für sie kein gefahrloser Freiraum, zum Loslassen können. Aber ist dies wirklich so? Für mich ist ein Sofa ein Klacks! Eine wundervolle Erfahrungsmöglichkeit, mit welcher das Kind schon früh üben kann, sich auf sein Körpergefühl einlassen und verlassen zu können. Schon früh zeigte ich dem Herzkind, als er seine ersten Versuche startete, wie man Rückwärts das Sofa herunter rutschen kann. Ich freute mich bei jedem Fortschritt mit ihm, ich freute mich für das Stück Selbstständigkeit, welches er damit erreichen konnte, so dass er hier nicht mehr auf uns Eltern angewiesen war. Ich habe losgelassen und die Verantwortung an mein Kind abgegeben, als ich sah, er kann das, er schafft das!
Natürlich können Abstürze geschehen, sie können nicht verhindert werden. Wir können aber in der direkten Nähe bleiben, wir können auch Kissen auf dem Boden legen, gerade für die anfänglichen Versuche. Lassen wir unsere Kinder gewähren, können sie viele Dinge schon recht früh alleine tun. Kein Kind stürzt sich mit Absicht in die Tiefe, lässt sich auf den Kopf fallen usw. ihr Instinkt leitet sie an. Wenn wir sie nicht unterbrechen oder mit selbsterfülllenden Prophezeiungen belehren, können sich Kinder auf sich und ihr Bestreben konzentrieren und lernen und wachsen.

Es ist schwierig loszulassen, es ist schwierig Ängste zu überwinden und unsere Kinder ihre Schritte und Wege gehen zu lassen. Aber wir müssen es tun! Wir müssen uns genau hinterfragen, was ist wirklich gefährlich und was sehen wir nur in unserer elterlichen Überfürsorge als gefährlich an und behindern damit unsere Kinder? Wir sind Wegbereiter und Helfer, mehr nicht! Unsere Kinder müssen lernen können alleine ihre Wege zu gehen! Legen wir ihnen also keine Steine in den Weg!


Mittwoch, 15. Oktober 2014

Das Steckbrett wird zum Geobrett

Vor Kurzem habe ich von meiner ganz wundervollen Win-Win-Situation berichtet. Ich liebe diese tolle Jeanshose, die Sarah dem Zwerg genäht hat! Und das Herzkind trägt sie wirklich sehr oft, wie ihr auf einigen Bildern sicherlich schon sehen konntet *hihi*

Vor wenigen Tagen schickte mir Sarah einige Bilder, die ihren kleinen Sohn dabei zeigen, wie er das Steckbrett nutzt. Auf den Bildern kann man sehen, das Steckbrett ist nicht ausschließlich zum Stecken da. Mit ein paar Haushaltsgummis wird ganz schnell ein Geobrett daraus und die Zwerge haben ihren Spaß dabei und können ihre Hand-Augen-Koordination und die Geschicklichkeit weiter üben. Der Sohn von Sarah ist fast 2,5 Jahre alt und macht das wirklich schon sehr gut. Sind die Zwerge dann noch etwas älter kann man auch mit passenden Kärtchen (ganz leich auch selbst zu machen) arbeiten. Dort werden geometrische Formen gezeigt, die man auf dem Brett und mit den Gummis dann nachbilden kann.

Ich freue mich wirklich sehr, dass das Steckbrett nicht nur bei dem Herzkind gut ankommt, sondern auch Sarah´s Sohn viel Spaß damit hat und ich finde es toll zu sehen, wie schön hier gezeigt wird, dass viele Materialien auch unterschiedlich und vielfältig genutzt werden können.

Vielen Dank Sarah, dass ich die Bilder hier nutzen darf!






Dienstag, 14. Oktober 2014

Kurze Anleitung zur Schloß-Box

Im April diesen Jahres stellte ich unsere selbstgebaute Schloß-Box vor, welche unseren kleinen Zwergen hilft viele verschiedene Handgriffe zu üben und die Hand-Augen-Koordination zu schulen.

Vor Kurzem erhielt ich dazu eine Mailanfrage, wie denn die genauen Maße zu der Box nun wären, da die Fragestellerin die Box gerne nachbauen würde. Mein Mann setzte sich also hin und maß nach und fertigte eine Skizze an, welche ich euch heute präsentieren darf!

Die Box haben wir aus 8mm dicken Sperrholz-Platten gebaut und das Spiel, welches durch das Aussägen der Türen entsteht, ist normalerweise ausreichend um diese später problemlos öffnen und schließen zu können. Ansonsten seht ihr die genauen Abmessungen in der Skizze.

Die verschiedenen Schlößer, Griffe usw. findet ihr in euren örtlichen Baumärkten. Manche haben mehr, manche etwas weniger Auswahl. Schaut euch einfach mal um. Für manche Schlößer benötigt ihr innerhalb der Box noch Anschläge. Davor könnt ihr dann passende kleine Holzbrettchen noch anschrauben. Auf den Bildern könnt ihr das, denke ich, recht gut erkennen.

Und nun, viel Spaß beim Nachbauen!








Samstag, 4. Oktober 2014

Aus Floorbed wird Familienbett?

Eine kleine Stimme ruft und Mama kommt. Müde und aus einer Tiefschlafphase gerissen geht sie hinüber ins Kinderzimmer. Dort wartet der kleine Sohn schon ungeduldig hinter der Tür. Seine Decke unter die Arme geklemmt. Die Tür öffnet sich und der Sohn läuft an der Mama vorbei, zielstrebig zum elterlichen Bett und möchte mit seiner Decke hineingehoben werden. Er wird von seiner Mama, mit seiner Decke zugedeckt und er schläft glücklich direkt wieder ein. Er schläft die restliche Nacht komplett durch, wie ein Stein. 

Tja, jetzt also doch ein Familienbett? 

Vor vielen Monaten haben wir den Zwerg in sein Zimmer ausquartiert, da er bei jedem unserer Geräusche, auch wenn wir uns nur im Bett herumdrehten, wach wurden. In seinem Zimmer schlief er viel besser, auch gerade dann, als wir das Floorbed damals einführten.
Nun passiert es in den letzten Wochen immer öfters, dass der Zwerg Nachts umzieht. In unser Bett. Gerade in der letzten Woche eigentlich jede Nacht. Nur eine schlief er komplett in seinem Zimmer. 

Ich muss ehrlich gestehen, ich bin kein Familienbettler... ich will keine Nähe beim Einschlafen und auch Nachts bitte nicht. Ich brauch Platz, ganz viel Platz! Ich drehe und wende mich zig mal in der Nacht, ich bin ein sehr unruhiger Schläfer und wenn mir dann noch jemand Platz oder meine Decke klaut kann ich nicht schlafen!

Ich beneide alle die das Familienbett mit viel Überzeugung und Liebe betreiben. Ich mag die wunderschönnen Bilder, die die Familie zusammenliegend im Familienbett zeigen... aber ich kann das nicht!

Ich kann aber auch nicht mein kleines Kind aus unserem Bett vertreiben, wenn er die Nähe aktuell so dringend benötigt. Wenn er in seinem Zimmer nicht mehr schlafen kann, dann nehmen wir ihn zu uns rüber... auch wenn ich so manche Nacht selbst kaum schlafen kann, weil er das unruhige Schlafen wohl von seiner Mama übernommen hat...

Der Zwerg hat aber selbst schnell gemerkt, wo er im Bett am besten aufgehoben ist und kuschelt sich sehr gerne zu seinem Papa auf die Bettseite. Dort teilen sich beide ein Kopfkissen und kleben aneinander... mein Mann stöhnt dann zwar morgens auch gerne mal... aber ich weiß ganz sicher, er genießt es auch, dass sein Sohn so gerne bei ihm liegt.

Wenn der Kleine, wie heute Nacht auch, einfach komatös exakt in der Mitte liegt und sich garnicht bewegt, dann ist das für mich natürlich herrlich. Ich kann mich ausbreiten, ich hab mein Platz, ich hab meine Decke. Wunderbar! Dann ist auch für mich Familienbett kein Problem.

Wo der Zwerg früher Probleme mit Geräuschen hatte, können nun die Wecker klingen, Lichter angehen. Man kann sich umziehen, rein und raus gehen, er schläft einfach weiter. 

Wenn man dann irgendwann wieder ins Zimmer kommt, um ihn zu wecken, ist es nicht unüblich, dass er sich durch das Bett gewühlt hat und dann quer darin liegt und schläft und schläft und schläft. Er fühlt sich hier sichtlich wohl.

Wir werden es wohl weiterhin so machen, dass wir ihn Abends in seinem Zimmer zunächst schlafen lassen. Da wir noch Einschlafstillen betreiben, ist das auch kein Problem. Will er dann irgendwann im Laufe der Nacht garnicht mehr in seinem Zimmer schlafen, dann kann er rüber kommen. So ist es derzeit wohl für alle am Besten und wir bekommen am meisten Schlaf. Auch das Trinkverhalten hat sich dadurch merklich geändert. Wo er in seinem Zimmer bei jedem Wachwerden etwas trinken muss, kann er im Familienbett, die komplette Nacht durchschlafen und verlangt nur seltenst mal nach etwas zu trinken.

Wir lassen es nun einfach weiter auf uns zukommen, etwas erzwingen, ist beim Schlafverhalten nicht möglich. Ich kann ihn verstehen, dass er nicht alleine schlafen will, tun wir als Eltern ja auch nicht. Nur meinen Platz, den mag ich nicht teilen... dafür hat er dann ja den Papa ;)


Mittwoch, 1. Oktober 2014

Wimmelbilder mal anders

Vor kurzem stellte Jessica in der Facebook-Gruppe "Und täglich grüsst Maria" eine Abwandlung der Wimmelbilder vor.
Sie kopierte bestimmte Seiten aus ihren vorhandenen Wimmelbüchern, laminierte sie ein und stellte passende Tierfiguren, Fahrzeuge usw. dazu, welche ihr Sohn dann zuordnen konnte. Eine wirklich ganz tolle Idee, die ich direkt nachmachen musste.
Ich habe hier mal ein Waldbild einlaminiert und konnte neben den Schleichfiguren, noch Pilze und Eicheln dazulegen. Mit älteren Kindern kann man im Wald vielleicht auch noch die passenen Blätter im Wald sammeln, trocknen und zum Zuordnen dazulegen. Oder bei Straßenverkehrs-Bildern die passenden Fahrzeuge, Verkehrsschilder usw. 
Meistens betrachte ich die Wimmelbücher mit dem Zwerg zusammen und frag ihn dann, ob er dieses Tier oder dieses Fahrzeug usw. auf der Seite sieht und er zeigt sie mir dann. Mit dieser Idee können die Kinder ganz selbstständig die Seiten betrachten und die angebotenen Figuren suchen und zuordnen.