Freitag, 27. Februar 2015

Kaizen und Montessori - Veränderung zum Besseren

Wem von euch sagt das Wort Kaizen etwas? Und in welchem Zusammenhang hattet ihr damit vielleicht schon etwas zu tun?
Ich denke, die meisten von uns, denen dieser Begriff etwas sagt, haben ihn durch ihre Firma kennengelernt. Es geht um den kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Um das "schlank machen" von Arbeitseinheiten und Abläufen, um so das Arbeiten zu erleichtern, es effizienter zu gestalten und Störungen und unnötige Ausgaben zu vermeiden. Es geht aber auch darum, vielleicht bisher gemachte "Fehler", Anpassungen die nichts bewirkten, Prozesse vielleicht sogar verlangsamten, zu erkennen, sie zuzugeben und zu ändern.

Sucht man in Google nach dem Begriff "Kaizen", steht dort, dass dieser kontinuierliche und unendliche Verbesserungsprozess von der Firma Toyota in Japan nach dem zweiten Weltkrieg entwickelt wurde.

Und nun fragt ihr euch: Was hat Kaizen nun mit Maria Montessori zu tun und was verändert sich zum Besseren?

Kaizen ist nicht nur eine Arbeitsphilosophie, sondern begann ursprünglich als Lebensphilosophie der Japaner. Nur leider findet man dazu recht wenig im deutschsprachigem Web und muss schon etwas suchen. 
Diese Lebensphilosophie besagt, dass auch kleine Schritte das Leben nach und nach verändern können und das man sowieso immer mit kleinen Schritten beginnen sollte, um diese Veränderungen auch wirklich zu übernehmen und dauerhaft umzusetzen. Muten wir uns anfänglichst zuviel zu, erwarten wir von einer schnellen Veränderung, dass diese sofort wirkt, dann fallen wir meist nach kurzer Zeit in alte Gewohnheiten zurück und suchen Ausreden!
Diese Veränderung passt nicht zu mir.... es funktioniert nicht... sind als Begründungen schnell gefunden. Aber ist es wirklich so?

Maria Montessori strebte danach, den Kindern zu helfen und den Erwachsenen zu erklären, dass es nicht das Kind ist, welches sich ändern müsste, sondern der Erwachsene. Das der Erwachsene eine andere Sicht entwickeln muss, um zu verstehen, warum Kinder anders sind. Sie strebte danach, die Sicht auf die Kinder zu verändern und dadurch eine bessere Welt zu erschaffen. Eine Veränderung zum Besseren!

Auch Montessori wusste schon damals, dass dies nicht von heute auf morgen gelingen wird, dass dies ein kontinuierlicher Prozess sein wird und es viele Hürden zu überwinden gilt. Aber man beginnt, man beginnt mit einem einzigen Schritt und geht immer weiter!

Als Montessorianer vertrauen wir darauf, dass die Kinder, denen wir gedient haben, dazu beitragen werden, die Welt zu verbesseren, wenn sie erwachsen sind. Das ist kein kurzfristiger Prozess! Eine Generation von Kindern wirkt sich auf die nächste aus. Eine kleine Gruppe von Kindern beeinflusst schließlich eine größere. 
Wir wissen, dass auf der Welt Frieden herrschen könnte, wenn da nicht die Begrenzungen des Erwachsenen wären.

Viele, die sich anfänglichst mit Montessori beschäftigen, verharren bei den von ihr gestalteten Materialien und der Zimmergestaltung. Sie halten dort an und denken, sie haben alles getan. Eine schnelle Veränderung und wollen nun Resultate sehen. Aber das wird nicht gelingen! Das ist nicht Montessori! Montessori besteht nicht alleine aus Materialien, Kindermöbeln und Lernanregungen. Es ist viel mehr! Es ist eine Lebensphilosophie! Genau wie Kaizen! Und sie lebt! Sie wächst mit dem Kind und seinen Bedürfnissen! Wir müssen stetig beobachten und uns und die Umgebung anpassen. Wir müssen ihre Philosophie selbst leben. Wir müssen erkennen, dass wir es sind, die uns ändern müssen, wenn wir unseren Kindern helfen wollen sich nach ihrer Natur voll zu entfalten und zu entwickeln. 

Unsere Praxis ist so schwierig und wir sind so ungeduldig. Wir wünschen uns, dass diese "Montessori-Sache" schon längst gewirkt hätte. Wir hätten die Kinder gerne nur ein bisschen weniher kompliziert, nur ein bisschen voraussagbarer. Wenn das Rad nicht schnell genug rollt, versuchen wir es von neuem zu erfinden.
Wir sind so ungeduldig. Wir möchten, dass dieses "Montessori-Ding" jetzt sofort funktiniert.
Wenn man versucht, Marmor mit einem Presslufthammer zu meißeln, zerspringt er. Kinder sind kompliziert. Sie zu verstehen, auf sie einzugehen, ihnen die dienen erfordert Zeit. Weil die Montessori-Methode darauf Rücksicht nimmt, erfordert sie Zeit.

Zeit ist etwas in unserer heutigen Gesellschaft, die wir nicht haben. Die wir meinen, nicht zu haben! Und daher werden wir schnell ungeduldig! Wir meinen, dass wir keine Zeit haben darauf zu warten, dass unser Kind nun endlich bereit dazu ist, sich alleine anzuziehen, sich die Zähne zu putzen, weiter zu laufen, damit wir an unserem Ziel ankommen. Wir drängen und bedrängen das Kind und setzen uns oft über es hinweg. Es treten Konflikte auf, es bedeutet Streß für uns alle. Wir wollen etwas ändern, doch finden wir keinen Weg. Weil der von uns angedachte Weg immer sofort funktionieren muss. Wir sind ungeduldig! Wir müssen zurückfinden, zu kleinen Schritten. Zu kleinen Dingen, die wir nach und nach verändern, um somit unseren Alltag zu "entschlacken", leichter zu machen, um somit mehr auf unser Kind eingehen zu können. Mehr Zeit einplanen! Unsere Kinder mehr einbinden! Unseren Kindern Dinge zutrauen! Zeit! Zeit! Zeit!

Aber sich auch eingestehen, dass bisher funktionierende Situationen, nun vielleicht nicht mehr funktionieren und Konfliktpotentiale bieten. Unsere Kinder wachsen stetig, sie verändern sich stetig, haben stetig neue Bedürfnisse. Wir müssen uns darauf einstellen und bisher funktionierende Alltagskonstrukte überdenken und neu planen. Ein stetiger, ein kontinuierlicher und ewig währender Verbesserungsprozess! Wir dürfen niemals stehen bleiben und denken nun haben wir es erreicht! Das Ziel! Nun ist alles perfekt und es gibt nichts mehr zu verbessern und zu verändern! Dann werden wir enttäuscht sein, wenn wir merken, dass es nicht so ist! Dann werden wir vielleicht in alte Gewohnheiten zurückfallen, ob der Enttäuschung!

Kleine Schritte, immer wieder kleine Schritte. Ein Schritt zu gehen ist fast mühelos. 1.000.000 Schritte sofort zu gehen schon eher und wir zweifeln eventuell daran, ob es funktionieren wird. Wir werden auf der Hälfte der Strecke vielleicht zu ungeduldig. Kleine Schritte! Jede kleinste Veränderung, ist eine Veränderung zum Besseren!

* Die hier aufgeführten Zitate stammen von Catherine McTamaney aus dem Buch "Das Tao von Montessori"



Mittwoch, 25. Februar 2015

Töpfchentalk

Wie erstaunlich schnell Kinder etwas lernen und verstehen, wenn sie dafür gerade in der sensiblen Phase sind, also ihr Körper und ihr Verstand bereit dafür sind, erlebe ich derzeit. Es macht mich sprachlos, wie selbstverständlich der Zwerg tagsüber nun ohne Windel ist und mit mir kommuniziert. Unser täglicher Töpfchentalk. Ein relativ einseitiger Talk, denn im Grunde warte ich nur... ich warte auf seine Körperhaltung und seinen Wunsch zum Töpfchen zu gehen. Selbst wenn ich merke, er muss wirklich ganz dringend (er trippelt, fasst sich in den Schritt usw.) brauche ich ihn nicht zu fragen, ob er auf das Töpfchen will. Ich brauche ihn auch nicht zu bitten jetzt mal zum Töpfchen zu gehen. Es wird verneint, es wird vehement der Kopf geschüttelt und kein Schritt in die entsprechende Richtung gesetzt.

Er will nun komplett selbst über seine Bedürfnisse entscheiden und er entscheidet wann es nun wirklich soweit ist auf das Töpfchen zu gehen. Er kommt dann zu mir, sagt das er muss und dann gehe ich mit ihm zum Töpfchen. Ich helfe ihm beim Ausziehen der vielen Schichten, aktuell im Winter, und warte bis er fertig ist. Dann helfe ich ihm wieder anziehen. Das Selbstan- und ausziehen üben wir noch, dann wird es auch für ihn noch leichter werden, immer weniger von uns abhängig zu sein.

Mittlerweile bin ich allerdings schon lang nicht mehr in ständiger Bereitschaft und überlege mir genau, wie weit ich mich von meinem Kind weg bewege, denn Unfälle gibt es kaum noch. Der Zwerg kann seine Ausscheidungen sehr gut kontrollieren und einhalten. Gerade wenn wir unterwegs sind, musste er bisher noch nie. Shoppen, Wochenend-Einkäufe, Krabbelgruppe, Autofahrten, er wartet lieber bis wir wieder Zuhause sind. Mal sehen, wie es dann bei den ersten deutlich längeren Ausflügen sein wird. Wie klappt das bei euch? Gehen eure Zwerge auf vorhandene Toiletten, haltet ihr ab oder habt ihr kleine Vorrichtungen dabei? Ich bin da sehr interessiert an eurem Erfahrungsschatz! :)

Nachdem wir zunächst Nachts auch direkt die Windel weg gelassen haben, weil ich las am besten ganz und nicht nur teilweise weg, damit die Kinder nicht verwirrt werden, haben wir uns dann doch wieder für Windeln in der Nacht entschieden. Der Zwerg macht sein Pipi im Schlaf, er bekommt es defintiv nicht mit und liegt dann im Nassen, bis wir es dann mal merken.... Die Versuche ihn auf´s Töpfchen zu setzen, wenn er wach wurde, ließen wir schnell wieder sein, denn wenn er nicht will, dann will er nicht! Großes Gemurre und Gemecker von seiner Seite und er ließ sich auch nicht auf den Topf setzen!

Er muss auch hier im Kopf dafür bereit sein, entweder die ganze Nacht anhalten zu können oder zu verinnerlichen das man dann eben auch Nachts kurz auf das Töpfchen muss. Ich werde sehen, wann er dafür bereit sein wird. Er wird es mir schon sagen und/oder zeigen. Ich muss einfach nur abwarten und beobachten!


Samstag, 21. Februar 2015

Die wundersame Vermehrung der Staubmäuse

Eines der unerklärlichen Phänomene seit der Anwesenheit eines Kindes in meinem Haushalt ist die wundersame Vermehrung der Staubmäuse... also besser bekannt unter Staub. Nicht nur die feine Staubschicht auf Möbeln oder Böden. Nein, dass sind riesige Ungetümer an aufgeschichtetem Staub, die sich bevorzugt in den Ecken der Zimmer und unter Sofa und Betten ansammeln.

Es ist mir ein Rätsel. Wieso sind die ständig da? Kaum habe ich sie entfernt, sind sie schon wieder da! Ich schaue in die nächste Ecke und entdeckte Neue. Wirbeln kleine Kinder den Staub deutlich mehr auf und bringen ihn zum Vorschein? Bewirkt ein Kind eine Verschiebung des Raum-Zeit-Kontinuums? Vermehrt sich Staub dadurch proportional schneller? Oder denke ich nur, ich sauge regelmäßig und komme doch nicht so häufig dazu, wie früher... vor dem Kind? Oder.... vielleicht krabbeln sie auch einfach wieder aus dem Staubsauger heraus? Besteht diese Möglichkeit?

Was kann ich dagegen tun?

Ich lasse sie leben! Sie dürfen sich in meinem Haus weiter vermehren, wachsen und gedeihen. Ich könnte sie sogar grüßen und ihnen Namen geben, so oft wie ich täglich an ihnen vorbei laufe... naja, so innig will ich mit meinen Untermietern dann doch nicht werden...

Jedenfalls werde ich meine Reinigungsintervalle nicht steigern. Denn dann würde mir die Zeit irgendwo anders fehlen. Und wo würde sie dann zwangsläufig fehlen? Meine beruflichen Arbeitszeiten sind fix, zu kürzen würde finanzielle Einbußungen mit sich bringen. Will ich das? Ich könnte mich auch streßen und jeden Tag soviele Hausarbeiten hineinpacken wie nur möglich. Will ich das? Streß würde bedeuten, dass ich eventuell gereizt sein werde, wo ich es normalerweise nicht bin und nicht sein will.

Schon die Leiterin des Wiedereinsteigerseminars meiner Firma merkte an, dass wir nun beginnen müssen vermehrt Prioritäten zu setzen. Was ist uns wichtig? Ein gepflegter Vorgarten oder Zeit mit der Familie? Ein aufgeräumtes Haus oder Zeit mit der Familie? Streß, weil ich es jedem Recht machen möchte? Dem Arbeitgeber, der Familie und meinem Sinn für Ordnung? Oder weil ich mir Gedanken mache, was andere sagen könnten, die uns besuchen?

Ich möchte weder Streß haben, damit ich alles unter einen Hut bekomme, noch möchte ich wichtige Zeit mit meiner Familie kürzen, ebenso möchte ich meine Arbeitszeiten nicht verringern, denn auch diese ist für unser Familienleben wichtig. Kommt Besuch, kann mir immer noch Gedanken darüber machen, ob ich dafür schnell noch Staubsauger, Putzlappen usw. schwinge.

Daher dürfen die Staubmäuse eben in unserem Haus etwas länger leben und sich vermehren, bis es wieder Zeit ist, sie zu vertreiben... bis dahin: "Hallo, Staubmäuschen. Na, bist du schon wieder etwas gewachsen?!"


Freitag, 20. Februar 2015

Montessori - inspiriert: Fell, Haut und Federn

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Auf unserer Welt gibt es ganz viele unterschiedliche Tiere, mit ganz vielen unterschiedlichen Fellzeichnungen. Manche haben nicht mal ein Fell. Manche haben Panzer, Federn, Stacheln oder Schuppen. Manche haben Muster oder Streifen im Fell. Manche eine schillernd bunte Farbenpracht.

Für unsere Kinder gilt es jeden Tag aufs Neue, die Dinge dieser Welt zu verstehen und zuzuordnen. Sie lernen Zusammenhänge und neue Wörter.

Ich habe in diesem Kartendeck das Thema der "Fellvariationen" etwas aufgegriffen und zusammengetragen. Hier können Tiernamen und Begriffe zusammen besprochen und erlernt werden.

Die Karten habe ich für die längere Haltbarkeit wieder laminiert (mit diesem Gerät, da sind auch schon erste Folien enthalten) und die Ecken können mit dem Eckenknipser abgerundet, dass kann scharfen Ecken stehen bleiben.
Die Karten musste ich komplett überarbeiten und sie sehen daher etwas anders aus, als auf den hier abgebildeten Bildern. Ihr könnt sie kostenlos hier herunterladen. (Ihr werdet auf die neue Homepage umgeleitet, da ich dort für die vielen Downloads mehr Speicherkapazitäten besitze)
   
  
Mit dem Herzkind zusammen habe ich erst die Tierbilder ausgelegt und ihn dann die Schleichtiere zuordnen lassen. Danach haben wir uns die Bilder mit den Fellausschnitten, Stacheln usw. angeschaut und diese zusammen zugeordnet. Manche wie die Stacheln des Igels, die Wellensittichfedern, die Zebrasteifen usw. hat er schon alleine ruckzuck zugeordnet. 








Links, die zu Amazon führen, sind Affiliate-Links und damit Werbung. Artikel, in denen ich diese Links verwende, muss ich daher mit "Werbung" zu Anfang des Blogartikels kennzeichnen. Klickt ihr auf diese Links und kauft innerhalb von 24 Stunden bei Amazon ein, erhalte ich eine kleine Provision, die mich in meiner Blogarbeit unterstützt.
Dies beeinflusst meine eigene Meinung in keinster Weise. Ich stelle euch hier nur Bücher, Spielzeug und andere Materialien vor, die mir und meinen Kindern wirklich gefallen und in denen ich einen Mehrwert sehe, den ich euch unbedingt zeigen möchte. Für euch entstehen dabei keine Mehrkosten!

Mittwoch, 18. Februar 2015

Respekt vor den Kindern

Gestern las ich in Facebook ein englisches Zitat von Maria Montessori:

Children are human beings to whom respect is due, superior tu use by reason of their innocence and of the greater possibilities of their future.

Ich habe es mir wie folgt übersetzt:

Kinder sind die Menschen denen Respekt gebührt. Sie sind uns aufgrund ihrer Unschuld und der größeren Möglichkeiten ihrer Zukunft überlegen.

Immer wieder lesen wir "Kindern gehört die Zukunft!" oder "Kinder sind unsere Zukunft!", auch Maria Montessori schrieb dazu schon sehr viele weise Worte:


Das Kind wird zum Entdecker der Welt und hat den Wunsch, immer tiefer einzudringen und seine Entdeckungen zu verwerten. Und was ist die Geschichte der Kultur anders als die Geschichte der Entdeckungen. Das Gut dieser Kultur dem Kind durch das Wort zu übermitteln, ist bedeutungslos, wesentlich, dass es dieses Kulturgut erlebt.*

Die Größe eines Volkes, die Vervollkommnung der Menschheit, der Friede unter den Menschen: alles liegt in der Seele des Kindes beschlossen. Wir alle blicken auf das Kind, weil wir erkannt haben, dass bei ihm noch alles werden kann, dass in ihm noch alle Möglichkeiten vorhanden sind.*


Wir blicken also auf unsere Kinder, wir wissen um deren Potential unsere Welt zu Vervollkommnen und auch Frieden bringen zu können. Wie nutzen wir dies? Wie helfen wir unseren Kindern dabei?

Leider sehe ich oft noch sehr wenig Respekt unseren Kindern gegenüber. Der Umgang ist nicht gleichwürdig, nicht am Kind orientiert und manchmal wenig liebevoll. 

"Das kannst du nicht! Lass das!"
"Hör auf, du machst es kaputt!"
"Du bleibst jetzt im Kinderwagen sitzen, sonst kommen wir nie an!"
"Komm jetzt endlich mit oder ich geh und du bleibst hier alleine zurück!"

Ist das Respekt? Wir sprechen unseren Kindern jegliches Selbstständigwerden ab, jede Möglichkeit zu lernen und zu entdecken wird unterbunden. Wir denken garnicht daran, was unsere Kinder schon leisten könnten, wenn wir ihrer Natur gerecht werden würden. Wir sehen nicht, was schon die kleinsten Händchen wundervolles tun können. Wir sehen nur klebrige Händchen, die unsere Deko, unsere Besitztümer zerstören könnten.

Wir sehen keine kleinen Weltentdecker, wenn wir in Eile sind. Wir wollen schnell von A nach B. Wir haben keine Zeit uns nach dem Bauplan der Kinder zu richten. Wir wundern uns über Gegenwehr und halten doch nicht ein, sondern zwingen unsere Kinder, dass zu tun was wir wollen.

Wir sehen Potentiale in ihrer späteren Arbeitskraft. Wir sehen wie sie unserer Wirtschaft als Erwachsene nutzen können. Wir gestalten die ganze Kindheit danach um. Wir fördern, fördern, fördern, fördern. Wir erstellen Lehrpläne, die auf unsere Wirtschaft ausgerichtet ist. Auf den momentanen Anspruch unserer Gesellschaft. Wir vergessen die Kinder! Wir achten nicht auf deren Bedürfnisse, auf deren unbegrenztes Potential und deren Möglichkeiten unsere Welt zu verbessern, wenn ihnen Türen offen stehen würden, wenn sie weitgefächert lernen und verstehen dürften. Keine festen Konstrukte, durch uns Erwachsene erstellt, werden unseren Kindern gerecht. 

Wir ärgern uns über Vorurteile, über Mobbing, Verspottung und Hohn. Wir wollen geachtet und respektiert werden, aber sind oft selbst nicht so. Wir verspotten unser Kind, wenn es etwas fallen lässt und etwas dreckig macht. Wir verspotten vor unseren Kinder den Nachbar, der vielleicht lieber seine Zeit mit seinen Kindern verbringt und dafür eben keinen gepflegten Vorgarten besitzt. Wir lästern über dicke Menschen, obwohl wir selbst nicht wollen, dass über unseren Körper geurteilt wird. Wir tragen jedes Vorurteil, welches wir haben, an unsere Kinder weiter!

Kinder kommen weder fremdenfeindlich noch vorturteilsbelastet auf unsere Welt. Sie sind rein, sie sind unschuldig und offen für alles was ihnen die Welt bietet. Wir, als Eltern, als Gesellschaft, machen sie erst dazu... fremdenfeindlich, fanatisch, verrannt.... wir löschen jegliches Potential aus ihnen, wenn wir nicht selbst über festgefahrene Schienen springen und nachdenken. Reflektieren. Uns besinnen, auf das wirklich Wichtige!

Wo ist der Respekt vor unseren Kindern? Wo ist die Gleichwürdigkeit? Wo ist die Achtung vor dem Kind, mit seinen unendlichen Möglichkeiten? Wo ist das Wissen, um das Potential? Aus einem Kind, wird ein Erwachsener! Der Erwachsene kann nur aus dem Kind geformt werden und niemand von uns kann ein Kind daran hindern zu wachsen! Wir können ihm allerdings Steine in den Weg legen, wir können versuchen in zu Formen und dadurch zu verdrehen. Alles was wir sagen, wird von unseren Kindern absorbiert und noch viel mehr was wir tun und wer wir sind! 

Kinder reflektieren uns und werden Teil der Gesellschaft! Nur, wie wollen wir, das unsere Gesellschaft wird? Freundlich, mitfühlend, wachsend und friedlich? Ohne Vorurteile, ohne Fremdenhass? Menschen die miteinander leben und nicht gegeneinander arbeiten?

Wenn wir das wollen, dann müssen wir uns ändern! Wir müssen zunächst uns ändern! Unsere Einstellungen, uns selbst reflektieren und überdenken! Und damit können wir auch unsere Kinder als die sehen, die sie sind. Als Teil von uns! Als Quelle unserer Zukunft!

 P.S.: Der Text ist sehr überspritzt geschrieben! Und soll ausschließlich zum Nachdenken und Selbstreflektieren anregen. Denn wie immer: In jedem Text steckt auch ein Fünkchen Wahrheit...

* Diese Zitate stammen aus dem Buch "Grundlagen meiner Pädagogik" von Maria Montessori.


Freitag, 13. Februar 2015

Das Überhosen-System und warum ich dieses nutze!


Wer versucht in die Welt der Stoffwindeln einzutauchen kann ganz leicht einen Schreck bekommen und es passiert sicherlich so einigen, dass sie es erst mal weiterhin sein lassen. Die Vielfalt an Möglichkeiten ist so groß, es werden soviele neue Begriffe in den Raum geworfen, dass man als Neuling einfach nur überfordert sein muss. Die Begriffe werden dann auch noch munter abgekürzt, so dass man dann nur noch Bahnhof versteht. 

ÜH, AiO, CBI, PUL, Pocket, Höwi, WaMi, WMW.... usw.

Für mich war dieses Eintauchen wirklich wie eine neue Welt! Ich kam mit Stoffwindeln nur ein einziges mal durch eine Bekannte in Berührung und da konnte ich es mir zu diesem Zeitpunkt absolut nicht vorstellen! Was für ein Mehraufwand, nein danke!
Nun versuchte ich mich also einzulesen und herauszufinden, welche Windeln ich nun kaufen wollte. Welches System geeignet sein könnte. Wo gab es viele positive Erfahrungsberichte, wo waren die Meinungen eher geteilt. Aber je mehr ich las, um so mehr merkte ich, so einfach war das nicht. Es kommt viel mehr auf jedes Kind, dessen Körperbau und Pinkelverhalten an, welche Windeln nun geeignet sein könnten. Während die einen Mami´s auf diese Windel schwören und ihnen sonst nichts ins Haus kommt, laufen die Windeln bei den anderen Mami´s grundsätzlich aus und halten nicht. Mittlerweile muss ich schmunzeln, wenn Neulinge die berühmte Frage stellen: "Welche Windel soll ich testen, welche sind die Besten?". Es werden 100 Antworten auf diese Frage kommen und es werden zig verschiedene Windelsysteme, mit zig verschiedenen Windelmarken genannt. Die
Möglichkeiten diese Windeln noch mit den unterschiedlichsten Saugeinlagen, der vielen verschiedenen Herstellern zu kombinieren gehen gegen unendlich! Die arme Fragestellerin! Sie wird mit den Antworten, daher genauso schlau sein, wie vor ihrer Frage...

Als Jemand der eigentlich "genau prüft, bevor er sich bindet" ist das, als würde man sich in ein unbekanntes Gewässer begeben, ohne das man weiß, was darin lebt und möchte es durchqueren... schwimmend... ohne Sicherheitsvorkehrung! Sowas mag ich nicht! Ich will wissen, was mich erwartet, ich will Testberichte, auf die ich mich verlassen kann und durch die ich erfahre, ob eine Anschaffung etwas für mich ist oder nicht! Ich musste also durch Ausschlußverfahren mein Windelsystem finden, mit dem das Projekt Stoffwindeln beginnen sollte. Die Kriterien waren folgende: Es sollte zunächst nicht zuviel kosten, damit ich mich nicht ärgern würde, wenn Stoffwindeln doch nichts für uns wären. Das System sollte wenig Wäsche produzieren und kombinierbar sein. Ich landete so schnell bei dem Überhosen-System und ein Stoffwindel-Workshop der passenderweise gerade in meiner Umgebung angeboten wurde, bestätigte meine Überlegungen. Ich begann mich als mit Überhosen verschiedener Hersteller einzudecken und dazu kamen dann nach und nach diverse Saugmaterialien hinzu. Nach vielen Monaten bin ich nun immer noch bei dem Überhosen-System geblieben (außer die Windeln für die Großeltern bzw. damals für die Tagesmutter) und bin zufrieden damit. Warum dies also unser System ist, möchte ich euch heute schildern. Aber vergesst bitte nicht, es ist das für uns passende System. Eventuell stellt ihr ganz andere Ansprüche an eure Stoffwindeln und müsst ebenso das für euch passende System finden.

Günstig in der Anschaffung

Wie schon oben erwähnt, war eines meiner ersten Kriterien an eine Stoffwindel, die Anschaffungskosten. Es gibt AIO-Windeln (All-in-one), diese sind im Grunde fix und fertig, wie Wegwerfwindeln. Allerdings kosten diese gerne mal, je nach Hersteller, zwischen 20 - 30 Euro und nach einmaliger Nutzung wandern diese direkt in die Waschmaschine. Rechnet man dann hoch, dass man je nach Waschintervall mindestens 20 Stück benötigt... das war mir zum Testen defintiv zu viel! Das Überhosen-System sprach mich daher an. Die Überhosen selbst kosten meist zwischen 10 - 15 Euro. Dazu müssen Saugeinlagen gekauft werden, welche in die Überhosen gelegt werden. Wurde nur gepinkelt, kommt die Saugeinlage in die Wäsche, die Überhose wird gelüftet und kann noch einige Male verwendet werden, bis auch diese irgendwann mal in die Wäsche wandert. Damit benötigt man zwar ausreichend Saugeinlagen (hier kann man immer wieder günstig in den Kleinanzeigen zuschlagen, gerade wenn Windeldienste schließen und ihre Bestände verkaufen), aber von den Überhosen reichen vielleicht 5 Stück. Somit deutlich weniger als bei dem AIO-System.

Wenig zusätzliche Wäsche

Das Überhosen-System produziert im Vergleich zu anderen Windelsystem deutlich weniger Wäsche! Wie oben schon erwähnt, müssen bei den meisten anderen Systemen, die Windel nach einmaliger Nutzung direkt in die Wäsche. Beim Überhosen-System meist nur die Saugeinlage. Je nach Menge an Überhosen und Saugeinlagen kann der Waschintervall herausgezögert werden. Ich wasche meine Windeln nicht mit anderer Wäsche zusammen. Um eine Waschmaschine ausschließlich mit Saugeinlagen und Überhosen voll zu bekommen, sammel ich also 7 Tage daran! Also gerade mal eine Maschine in der Woche mehr an Wäsche! (Meine Waschroutine könnt ihr übrigens hier nachlesen)
Brauche ich doch wieder dringend Überhosen, weil diese alle schmutzig sind, können sie auch problemlos mit der Buntwäsche mitgewaschen werden oder sind auch mal ruckzuck mit der Hand ausgewaschen!

Trocknergeeignet und schnell wieder einsatzbereit

Grundsätzlich sollte aus Umweltaspekten der Trockner gemieden werden, denn dieser schmälert den ökologischen Vorteil zu Wegwerfwindeln wieder ein wenig. Allerdings werden die Windeln durch das Lufttrocknen auch gerne etwas steif und wer möchte steifen und und bequemen Stoff an seinem Popo haben? Daher werfe ich alle Saugeinlagen hin und wieder ins Trocknerkurzprogramm. Durch das Hin- und Herwälzen wird der Stoff schön weich und kann danach auf der Wäscheleine fertig trocknen. Aber auch ohne Trockner sind die Einlagen und Prefolds schnell wieder einsatzbereit, da sie insgesamt dünn sind und von allen Seiten gleichzeitig trocknen können. Es dauert nicht mal einen Tag! Andere Systeme, an denen das Saugmaterial mit der PUL-Schicht vernäht sind können leider nicht in den Trockner, da dieser das PUL beschädigen könnte. Somit benötigen sie oft deutlich länger zum Trocknen. Die Überhosen sind binnen weniger Stunden auf der Leine getrocknet und ruckzuck wieder einsatzbereit. 
Im Sommer können die Saugeinlagen problemlos in die pralle Sonne gehängt werden. Bei Windeln mit angenähtem PUL muss man immer Sorge tragen, ob die Sonne diesen entfärben oder schaden könnte, pralle Sonne sollte daher vermieden werden.

Das Vorbereiten der Windel ist auch bestechend einfach. Ich lege entweder einfach die Einlagen oder gefaltete Prefolds hinein und dann ran ans Kind. Umständliches Bestücken von Pocketwindeln, in denen die Einlagen durch kleine Taschenöffnungen gefädelt werden müssen, entfällt komplett.

Platzsparend

Wie oben schon erwähnt, können die Überhosen mehrfach verwendet werden, wenn diese nicht beschmutzt wurden. Sind wir also unterwegs, reicht es in der Regel neben der Überhose am Popo des Kindes, eine weitere Überhose mitzunehmen + einer entsprechenden Anzahl an Saugeinlagen. Meine Wickeltasche wird also nicht überbeansprucht. Wer somit am Wickelplatz auch wenig Platz zur Verfügung hat, ist mit dem Überhosen-System gut beraten.

Geeignet für Urlaubsreisen

Immer wieder wird im Stoffwindel-Chat auch die Frage nach der passenden Urlaubswindel gestellt. Auch wenn sonst viele unterschiedliche Windeln genutzt werden, bei den Urlaubswindeln sind sich fast alle einig. Das Überhosen-System ist hierfür bestens geeignet. Weil es platzsparend und schnell wieder einsatzbereit ist. Ich muss also bei weitem nicht soviele Windeln mitnehmen, wie ich es bei einem anderen System tun müsste. Zudem sind die einzelnen Saugeinlagen deutlich einfacher auch mal per Hand auszuwaschen als All-in-one-Windeln. Und sie trocknen sehr schnell. Viele Pluspunkte für eine perfekte Urlaubswindel.

Ein System für Tag und Nacht

Ich kann die Überhose nicht nur tagsüber verwenden, sondern auch für die Nacht und generell ist die Überhose meist sowieso das System für die Nacht. Für Nachts werden in der Regel Höschenwindeln verwendet, diese bestehen ausschließlich aus Saugmaterial, meistens aus Hanf oder Bambus und sind somit sehr saugstark. Höschenwindeln alleine haben allerdings keine PUL-Beschichtung und benötigen daher eine Überhose. Überhosen benötigt ihr als gerade für Nachts sowieso, also wieso nicht auch tagsüber verwenden? Die meisten Überhosen sind Mehrgrößenwindeln und können somit passend auf das Kind und die Menge an verwendetem Saugmaterial angepasst werden. Für Nachts mit den Höschenwindeln darunter stellt man sie weiter, für tagsüber mit weniger Saugmaterial und kleinerem Windelpopo dann wieder etwas enger. Man ist mit Überhosen also sehr flexibel in der Einsetzung.

Flexibel bestückbar

Ich kann in Überhosen wirklich alle Varianten an Saugmaterialien kombinieren. Ich kann auch die Saugstärke wählen und somit ob ich ein eher dünnes oder eher dickes Windelpaket benötige. Das bedeutet, dass ich mit dem Überhosen-System die dünnsten Windelpopos schaffen kann (dann ist natürlich der Wickelintervall kürzer) und damit ist es auch möglich die bisher getragene Kleidergröße beizubehalten.. Ich musste jedenfalls durch den nun etwas größeren Windelpopo die bisherige Kleidergröße meines Kindes nicht aussortieren. Ich kann alte Handtücher, die ich sonst nicht mehr verwenden würde zuschneiden und als Saugmaterial verwenden. Ich kann die Mullwindeln, die wir heutzutage meist nur noch als Spucktücher benutzen, für ihren ursprünglichen Zweck verwenden, sobald mein Baby aus der Spuckzeit heraus ist. Alles was saugt ist somit eine mögliche Saugeinlage! Ich liebe diese Kombiniermöglichkeit!

Nachteile? Ich wüsste keine! Wenn man die Überhosen fertig bestückt und vorbereitet, können eigentlich sogar die Großeltern, die Tagesmutter oder der Kindergarten das Überhosen-System verwenden. Dann braucht man allerdings ein paar mehr Überhosen (wenn das Einlagenwechseln in den jeweiligen Einrichtungen nicht möglich ist), was bei der bekannten Stoffwindelsucht (Vorsicht!) meist kein Problem darstellt *hust*

Ihr lest also, dieses System ist wirklich sehr flexibel, kostengünstig, platzsparend und schnell einsatzbereit und angelegt. Ganz viele Pluspunkte und absolut unkompliziert! Vielleicht ist das Überhosen-System daher auch etwas für euch!

Einige Überhosen habe ich in meinem Blog auch schon vorgestellt: Grovia Shell, Milovia, Blueberry Capri, Max & Menos

Dies könnte ein Tagesbedarf darstellen. 4* Saugeinlagen für den Tag + eine Nacht-Höschenwindel. Dazu zwei Überhosen. Im Wechsel genutzt und passend für Saugeinlagen und Nachts für über die Höschenwindel.

Mittwoch, 11. Februar 2015

Windelfrei?

So um den ersten Geburtstag herum fing es an, dass sich der Zwerg nicht mehr gerne wickeln ließ. Egal was ich ausprobierte, auf dem Boden wickeln, mit einbeziehen, alles erklären und beschreiben, ablenken durch interessante Dinge.... es half nichts oder nur sehr kurz und dann war das Wickeln schon wieder eine Quälerei. Versuchte ich es dann windelfrei, schaffte ich es im Grunde nie wirklich in seinem Verhalten zu lesen, wann er auf das Töpfchen müsste, er sagte auch nichts. Daher legte ich dann doch immer wieder die Windel an. Klare Ansagen halfen, aber auch hier merkte ich in letzter Zeit, dass der Zwerg immer weniger Lust auf diese Wickelunterbrechungen hatte. 

Vorletztes Wochenende hatte ich dann selbst genug davon und nachdem ich ihn eigentlich wieder hätte wickeln müssen, ließ ich die Windel einfach weg. Wieso nicht wieder einmal versuchen? Zunächst war der Zwerg irritiert und verlangte nach einer neuen Windel. Ich erklärte ihm, dass ich ihm keine anziehen werde, da er dies eigentlich sowieso nicht will und/oder er spätestens beim nächsten Wickelstop wieder protestieren würde und weder er noch ich darauf Lust haben. Ich holte sein Töpfchen, zeigte ihm wo es steht und das er mich gerne rufen kann, wenn er Hilfe braucht.

Der Zwerg begann dann wieder zu spielen und ein Aufschrei kurze Zeit später kündigte den ersten Pipiunfall an. Er pinkelte sich ein, stand stocksteif da und wusste nicht wie ihm geschieht. Ich beruhigte ihn, erklärte ihm, dass er doch keine Windel an hat und zeigte ihm nochmal das Töpfchen und setzte ihn kurz darauf. Es kam natürlich kein Pipi mehr. Beim Zwerg schien es allerdings direkt Klick zu machen.

Die Pipiunfälle wurden ruckzuck weniger, die Menge die daneben ging, minimierte sich immer weiter. Innerhalb weniger Tage lernte er die Pipi zurückzuhalten, bis er auf dem Töpfchen saß und ließ es dann erst laufen. Der Stolz in seinen Augen war unbeschreiblich!

Ich ließ ihn die ersten Tage unten ohne laufen, aber im Grunde ist es eigentlich noch zu kalt dafür und wir haben leider keine Bodenheizung. Lange Socken alleine reichten nicht und ich beschloß ihm doch eine Jogginghose darüber zu ziehen. Nun konnte er natürlich nicht mehr einfach direkt auf das Töpfchen, die Hose musste zunächst nach unten gezogen werden, was er bisher noch nicht konnte und auch nie selbst üben oder ausprobieren wollte. Ich musste jetzt also immer in unmittelbarer Hörweite sein, um schnell reagieren zu können. Zunächst pinkelte er sich ein, weil er wohl dachte die Hose müsste ähnlich einer Windel sein. Nach wenigen Unfällen merkte er aber schnell, die Hose hält eben garnichts und er eilte direkt zu mir, meldete Pipi an und wir spurteten zum Töpfchen. 

Selbst wenn er von Oma mit einer Windel heim kam oder schon die Nachtwindel an hatte, meldete er nun, wenn er Pipi muss und ich kann mit ihm aufs Töpfchen gehen. Ich bin derzeit wirklich sprachlos, wie sich das in 1,5 Wochen entwickelt hat. Heute gab es keinen einzigen Unfall, auch Stuhl ging zweimal ins Töpfchen..

Er ist mächtig stolz, wenn er danach den Einsatz zur Toilette tragen kann, ihn ausleert und dann die Spülung drücken darf. Er versichert sich danach auch genau, ob wirklich alles weg gespült wurde und trägt den sauberen Einsatz wieder zum Töpfchen.

Neben das Töpfchen habe ich frische Anziehsachen und Toilettenpapier gestellt. Ging bisher etwas daneben, wurde dies nie thematisiert. Während er dann auf dem Töpfchen saß, zog ich ihm die nassen Sachen aus und half ihm dann in frische Hosen und Strümpfe. War er traurig über das Missgeschick, tröstete ich ihn.

Vorgestern habe ich dann nun Unterwäsche bestellt. Die Oma hat nun seit gestern auch begonnen das Töpfchen bei sich bereit zustellen. Unterwegs und Nachts benutzen wir noch Windeln. Da muss ich sagen, traute ich mich bisher noch nicht weiter ran. Mir geht das gerade alles sehr schnell. Sicherlich war mein Herzkind schon lange bereit dazu, er signalisierte es ja immer wieder das Wickeln doof ist, aber ich war nicht bereit. 

Ich war nicht bereit und ich merke mal wieder, wie sehr mein Kind schon seinen eigenen selbstdenkenden Kopf hat und sehr wohl schon weiß, was er möchte und schnell lernt, wenn er das will. Er hat seine Motivation! Er will nicht mehr gewickelt werden, er will selbstständig sein und über seine Ausscheidungen eigenständig entscheiden können. Es ist so wunderbar entspannt nicht wickeln zu müssen! Und ich sehe ein stolzes und glückliches Kind vor mir, der sich so sehr freut ernst genommen worden zu sein. 

Mal wieder ist es nicht das Kind, das lernen muss, sondern der Erwachsene! Ich musste einen Punkt erreichen, an dem ich merkte, ich habe darauf keine Lust! Es muss sich etwas ändern! Ich will nicht gegen mein Kind arbeiten, sondern mit ihm. Oft sind doch wir Erwachsene es, die unsere Kinder an den nächsten Entwicklungsschritten hindern.

Der erste Schritt ist getan!


Samstag, 7. Februar 2015

Ultraflexible Teilzeitkräfte

In meinem Arbeitsvertrag steht eine Wochenarbeitszeit von 20 Stunden! Vor meiner Elternzeit, bevor ich noch für mich alleine verantwortlich war und meinen Tag ausschließlich nach meinen Bedürfnissen gestalten konnte betrug meine Wochenarbeitszeit 37,5 Stunden. Ich arbeitete also Minimum 7,5 Stunden täglich plus natürlich die Pausenzeiten.

Jetzt arbeite ich minimum 5 Stunden täglich plus Pausenzeiten und habe dann den Freitag frei! Theoretisch! Denn auch ich wurde schon gefragt, ob hier Flexibilität möglich wäre! Ich arbeite mit einem weiteren Teilzeitkraft in meinem Team zusammen, sie hat ebenfalls Freitags frei! Freitags wäre dann unser vollzeitarbeitender Kollege alleine! 

Ich dachte sogar kurzfristig darüber nach. Meine Kollegin und ich überlegten, ob wir dann abwechselnd Montags bzw. Freitags frei haben, so dass wir die ganze Woche abdecken. Nachdem sich für unser Kind die Betreuungsumstände allerdings geändert haben, brauche ich den Freitag defintiv frei um ihn selbst betreuen zu können. Weitere Überlegungen fielen also weg! Die letzte Woche zeigte, auch ohne die Flexibilitätsfrage von oben, können sich Teilzeitkräfte sehr wohl flexibel planen und alleine eine arbeitsreiche Woche bestehen!

Denn letzte Woche gab es so einen kleinen Notfall: Der vollzeitarbeitende Kollege meldete sich mit einer Krankmeldung für die ganze Woche, der Teamleiter meldete sich für Montags ebenfalls krank und im Probeneingang sammelte sich plötzlich eine abzuarbeitende Probenmenge, die ich so die ganzen letzten Wochen nicht gesehen habe.... Murphys Gesetz eben, oder?

Ich schnappte mir die Azubine aus dem Nachbarteam und einen weiteren Kollegen, der die Proben bearbeitet, welche unsere Azubine und ich als stillende Mutter, nicht bearbeiten durften. Und so routierten wir den ganzen Tag, ich verteilte alle Proben auf die entsprechenden Geräte, verteilte die Arbeiten und schaffte es auch Proben zu bearbeiten, welche ich zuletzt vor über 2 Jahren mal in der Hand hatte. Hier sieht man wieder wie wichtig wiedereinsteigende Mütter sind! Eine neue Arbeitskraft, die den gleichen Einarbeitungszeitraum wie ich seit dem Wiedereinstieg gehabt hätte, wäre nun hoffnungslos verloren gewesen. 

Meine ebenso teilzeitarbeitende Kollegin kam an diesem Tag etwas später und so ergänzten wir uns optimal. Trotzdem blieb ich mehr als 7,5 h plus Pausen an diesem Tag im Labor, bis ich endlich zufrieden war, alle Proben auf den Geräten standen und wir somit das Möglichste an diesem Tag ausgeschöpft hatten. Zum Glück hat der Papa Montags immer Home-Office und so war diese Flexibilität problemlos möglich!
Auch am Dienstag warteten wieder Unmengen an Proben auf uns und diesmal war es meine Kollegin die dafür länger blieb, da ich spätestens um 14 Uhr weg musste, um den Zwerg bei meinen Eltern abzuholen. Zuvor besprach ich mich mit meiner Kollegin, die Mittwochs eigentlich dringend frei bräuchte, wegen ihrer Mutter. Wir einigten uns, dass wir das hinbekommen und sie sagte zu, dass sie dafür dann den Freitag reinkommen würde. Mittwochsabends hatte ich dann mein eigentliches Wochensoll mit mehr als 21 Stunden schon erfüllt... am Donnerstag machte ich dann also reine Plusstunden....

So haben zwei Teilzeitkräfte problemlos eine ganze Woche abgedeckt und das auch ohne einen Wink von oben bezüglich der Flexibilität! Denn das sind wir! Wir sind flexibel, wenn es notwendig ist und können auch mal in solch Ausnahmewochen mehr Stunden leisten, als vereinbart wurde! Wir wählen allerdings nicht aus Spaß unsere freien Tage, so wie sie sind! Freitags ist eben ein guter Tag um schon alle Hausarbeiten abzuarbeiten, um auch wirklich ein freies Wochenende zu haben, welches man mit seiner Familie genießen möchte!


Donnerstag, 5. Februar 2015

Montessori ist nicht laissez-faire!

Gerne schreibe ich über die Selbstbestimmung und wachsende Eigenständigkeit meines Kindes, wie ich damit umgehe und wie unser Alltag aussieht. Oft werde ich dann gefragt, wie das denn überhaupt möglich und umsetzbar ist? Man könnte das Kind doch nicht alles alleine entscheiden und machen lassen. Man könnte doch sein Leben nicht komplett auf das Kind ausrichten, weil es nicht das möchte, was ich nun eigentlich wollte und überhaupt, wo kämen wir denn da hin? Gerade mein letzter Artikel "Eigenständig und selbstbestimmt = Problemkind?" wirbelte diese Fragen wieder auf. Es wurde sogar geschrieben: "Hab schon oft gesehen was aus solchen Kindern später wird: Extrem egoistische und asoziale Mitglieder der Gesellschaft."

Ich frage mich dann immer wieder, wie ich oder auch Maria Montessori so falsch verstanden werden können? Nie habe ich bisher geschrieben, dass sich in meinem Leben alles nach meinem Kind und ausschließlich nach seinen Wünschen richtet? Auch Maria Montessori schreibt dies nicht, wenn sie von "der Freiheit des Kindes" spricht! Ich habe mir überlegt woran könnte dies Fehlinterpretation liegen? Maria Montessori schreibt zum Beispiel:

Wird das Kind in seiner Entwicklung durch das Unverständnis des Erwachsenen gehemmt und gestört, so werden die Energien im Innern des Kindes, die göttliche Mittel zur Menschbildung sein sollten, zur Verteidigung gegen den Erwachsenen benutzt und führen zur Zerissenheit der wachsenden Persönlichkeit, zum Kampf statt zur Liebe.

Er (der Erwachsene) muss passiv werden, damit das Kind aktiv werden kann. Er muss dem Kind die Freiheit geben, sich äußern zu können; denn es gibt kein größeres Hindernis für die Entfaltung der kindlichen Persönlichkeit als einen Erwachsenen, der mit seiner ganzen überlegenen Kraft gegen das Kind steht.

So entsteht dem Kind die Möglichkeit, selber zu handeln. Und die eigene Handlung wird Willensäußerung. Ohne den Vollzug einer Handlung ist keine Willensäußerung möglich. Das Willensleben ist das Leben der Tat. Unsere Kinder leben und handeln frei und selbstständig in der Gemeinschaft [...] und werden so zu willensstarken sozialen Wesen, die selbst die Anforderungen an ihr eigenes Tun immer höher schrauben.

Die Freiheit ist dann erlangt, wenn das Kind sich seinen inneren Gesetzen nach, den Bedürfnissen seiner Entwicklung entsprechend, entfalten kann. Das Kind ist frei, wenn es von der erdrückenden Energie des Erwachsenen unabhängig geworden ist.

Es ist, als ob mit der Selbstständigkeit die natürliche Würde wüchse; die Kinder werden unabhängig und frei und kommen zu einer Beherrschung ihrer Persönlichkeit und gegebener Situationen, die man bis dahin niemals einem Kind zugetraut hat.

Die kindliche Lernweise kann also vom Erwachsenen nicht Schritt für Schritt geleitet werden, weil es nicht der Erwachsene ist, sondern die Natur, die in dem Kinde ein jeweils verschiedenes Verhalten, seinem Alter entsprechend, bestimmt.

Die Kinder in Ruhe lassen, sie nicht in ihrer Wahl und ihren spontanen Arbeiten hemmen - das ist alles, was man verlangt.

Na, was denkt ihr jetzt? Ich glaube einigen steht nun der Mund offen und fühlen sich sicherlich in ihrer bisherigen Annahme bestätigt. Montesssori ist doch laissez-faire! Montessori schreibt, wir müssen die Kinder in Ruhe lassen, unsere erdrückende Energie würde sie in ihrer Entwicklung hemmen und überhaupt, sind nicht wir Erwachsene es, die unseren Kindern helfen ihre Persönlichkeit zu entwickeln, sondern die Natur alleine. Uff, ein paar harte Brocken die uns Maria Montessori da vorwirft, stimmts?

Jetzt nehmen wir aber ein ganz bestimmtes Zitat von Maria Montessori hinzu:

Die Freiheit unserer Kinder hat als Grenze die Gemeinschaft, denn Freiheit bedeutet nicht, dass man tut, was man will.

Aha-Rufe! Ich höre sie ganz genau, nachdem ihr nun diesen Satz gelesen habt! Ok, also Maria setzt doch Grenzen und stellt Regeln auf und "lässt den Kindern nicht alles durchgehen".... nochmal zurück! Die Grenzen liegen in der Gemeinschaft! Also Grenzen die vorhanden sind, sei es vom Staat geregelt, sei es durch die Stadt in der wir leben, sei es durch die Natur alleine usw.
Es gibt eine kaum überblickbare Anzahl an Grenzen und Regeln die schon vorhanden sind, ohne das wir ihnen noch weitere hinzufügen müssten, wenn sie nicht wirklich notwendig sind. Denn diese kaum überblickbare Zahl müssen unsere Kinder, die so ohne dieses Vorwissen auf unsere Welt kommen, erst einmal aufnehmen und lernen und das dauert! Stellt euch vor ihr arbeitet zukünftig in einem Beruf, den ihr nicht erlernt habt, der ganz viele Sicherheitsvorkehrungen beinhaltet und Benutzeranweisungen an unbekannten, riesigen Apparaturen und der Regularienkalalog nimmt schier kein Ende. Wie fühlt ihr euch? Bräuchtet ihr dann noch weitere Regeln, wie: Alle Kollegen haben eine bestimmte Sitzordnung im Speisenraum und wehe, du hast das nicht sofort verinnerlicht? Mittwochs wird abwechselnd Kuchen mitgebracht und zum Kaffee genascht, wehe du machst da nicht mit! Wie fühlt ihr euch?

Und jetzt zu unseren Kindern: "Das ist mir! Wehe du fasst das an! Lass das! Leg es zurück, es könnte kaputt gehen! Nein, ich mach das alleine! Das dauert sonst zu lang! Ich muss es sonst nochmal machen, weil du es sowieso nicht richtig machst! Du gehst jetzt ins Bett, weil du müde bist!"

Diese Liste könnte ich sicherlich unendlich erweitern und ich weiß, diese Sätze sind niemandem von uns unbekannt... Diese Sätze behindern unsere Kinder, sie diskriminieren sie auch. Wir urteilen über sie und nehmen ihnen ab über ihren eigenen Körper und ihre Bedürfnisse zu entscheiden. Woher will ich wissen, dass sie etwas nicht können? Wenn wir sie es nicht tun lassen? Wie soll etwas klappen, wenn sie nicht dafür üben können? Und das wollen Kinder oft schon früher als wir oder die Gesellschaft denken.

Wieso müssen wir es den Kindern so schwer machen, ihrem inneren Bauplan zu entsprechen und diesem nach zugehen? Wieso müssen wir weitere Regen aufstellen? Sind sie wirklich notwendig?

Kann ich nicht die erste Zeit Gegenstände und Dekoration die mir wichtig sind, die nicht kaputt gehen soll, einfach aus dem Greifbereich meiner Kinder entfernen? Und spare mir somit Nerven und Zeit, meine Kinder daran zu hinden? Muss ich alles "kindersicher" machen? Ist es wirklich sicherer für mein Kind? Oder sichere ich meine Besitztümer, meine Schätze, vor meinem Kind? Hindere ich mein Kind nicht dadurch und schränke es ein? Helfe ich meinem Kind damit in seiner natürlichen Entwicklung? Bin ich dann nicht wieder bei Montessoris Worten:

Wird das Kind in seiner Entwicklung durch das Unverständnis des Erwachsenen gehemmt und gestört, so werden die Energien im Innern des Kindes, die göttliche Mittel zur Menschbildung sein sollten, zur Verteidigung gegen den Erwachsenen benutzt und führen zur Zerissenheit der wachsenden Persönlichkeit, zum Kampf statt zur Liebe.

Das Kind will verstehen, handeln, wachsen, sich entwickeln. Daraus geht hervor, dass, wenn wir versuchen, sein Leben dementsprechend zu gestalten, wenn wir ihm Gelegenheit geben, seinen Charakter und sein Gemüt zu entwickeln, wir es auf die beste Art unterrichten, und dass es ihm dann an Wissen nicht fehlen wird. Dann fehlen ihm auch die Schönheit und die Gesundheit des Körpers nicht, weil auch der physische Körper sich nicht nur vom Brote, sondern auch von der Zufriedenheit des Herzens nährt.

Ich als Erwachsener bin derjenige der entscheidet, der Macht ausüben kann oder auf das Kind und seine Bedürfnisse eingeht. Ich kann es mir und dem Kind unnötig schwer machen, unnötige Regeln aufstellen oder die Umgebung dem Kind anpassen. Das Kind möchte sich in dem Zuhause in dem es hineingeboren wurde auch wohlfühlen und nicht nur Störenfried sein. Es will miteinbezogen werden und lernen, lernen, lernen können. Das ist seine Natur.

Und natürlich gehört auch Frust zum Lernen dazu. Wenn es mal doch nicht möglich ist auf die Bedürfnisse/Wünsche meines Kindes einzugehen, wenn ich nun mal jetzt einen Termin habe und es sich jetzt mit mir fertig machen muss, obwohl es noch weiter spielen wollte. Aber auch hier kann ich versuchen zu entzerren. Vielleicht früher mit dem Umziehen beginnen, vielleicht mein Kind schon miteinbeziehen und es nicht einfach nehmen und umziehen wollen. Kinder sind keine Anziehpuppen. Natürlich wird es auch bei den besten Vorbereitungen mal nicht funktionieren. Der Frust wird aufkommen, das Kind wird wütend sein auf uns, es wird weinen und vielleicht auch toben. Dann sind wir da zum Trösten. Es ist wichtig für es zu wissen, dass wir immer da sein werden.
Aber solche Situationen werden gering sein, wenn das Kind nicht täglich gegen uns ankämpfen muss, um seiner Natur zu entsprechen. Die Frustration wird nicht lange anhalten, wenn das Kind weiß, dass wir nicht grundsätzlich und immer Macht ausüben müssen/wollen, sondern auf es eingehen.
Montessori ist nicht laissez-faire! Maria Montessori orientiert sich am Kind und an seinen Bedürfnissen. Daher wirkt es vielleicht auf viele von uns, als dürften die Kinder über alles bestimmen. Es muss ein Umdenken stattfinden und die Grenzen unserer Gesellschaft werden von den Kindern ganz automatisch durch den täglichen Umgang erlernt, hier sind wir Vorbild!

Durch die Achtung vor seiner schöpferischen Aufgabe, durch das Vorbereiten einer offenbarenden Umwelt werden die Kräfte im Kind gesammelt und nicht zersplittert, wird einer Persönlichkeit zur Entwicklung geholfen, deren innere Freiheit zur freien sittlichen Tat führt. Aus einem Naturgeschöpf wird ein Vernuftsgeschöpf, das durch Sammlung und Stille zum sozialen Menschen heranwächst, das in der Harmonie des Gedankens und der Bewegung, des freien Willens und der Tat seine sittliche Persönlichkeit bildet. Das Geheimnis im Kind wird die Freiheit des Menschen sein.


Alle Zitate stammen aus dem Buch "Grundlagen meiner Pädagogik" von Maria Montessori.

Dienstag, 3. Februar 2015

Stillen im chemischen Beruf - Pro Langzeitstillen!

Langzeitstillen ist für viele in unserer Gesellschaft garnicht bekannt. Viele Mütter und Elternpaare entscheiden sich zwar während der Schwangerschaft für das Stillen, da sie wissen wie gut die natürlich gegebene Milch für das eigene Kind ist. Viele können durch die verschiedensten Gründe allerdings nicht lange stillen oder werden durch falsche Beratungen und Äußerungen zu einem verfrühten Abstillen gezwungen. Sätze wie "Ich hatte nicht mehr genügend Milch!" sind keine Seltenheit und zeugen leider noch oft von falschen bzw. keinen Beratungen durch so manchen Arzt oder auch Hebamme. Auch der gesellschaftliche Druck, welcher bei Stillkindern über 6 Monate schon beginnt (oft sogar noch früher!), ist nicht zu verdenken. Viele Mitmenschen können nicht mehr den Mund halten und meinen ihr "Fachwissen" zum Besten zu geben und bauen damit Druck auf. Schon die 1jährigen Stillkinder sind in unserer Gesellschaft extrem selten. 

2jährige Stillkinder sind eine absolute Minderheit und viele Stillmütter tragen das schon lange nicht mehr bewusst in die Öffentlichkeit. Viele dieser wenigen älteren Stillkinder werden sowieso nur noch zum Trösten oder Einschlafen gestillt. Wenn die Mütter nicht gezielt danach gefragt werden, wissen oft sogar engste Verwandte nicht, dass sie in ihrem Familienkreis ein Langzeit-Stillkind haben. Diese Mütter möchten Diskussionen vermeiden und legen den Mantel des Schweigens über das was sie für richtig halten und noch weiterhin tun. Das ist sehr schade, denn somit wird es auch in Zukunft schwierig werden, einen Status "normal" auch für das Langzeitstillen zu erreichen.

Ja, auch ich trug es nicht in die breite Öffentlichkeit und trug auch kein Schild um den Hals "Seht her, wir stillen noch". Es fragt aber auch keiner wirklich danach, denn jeder geht davon aus, dass man schon längst abgestillt haben müsste... 

Nun arbeite ich in einem chemischen Beruf und dort hätte ich den vollen Kontakt zu kompletten Bandbreite an chemischen Stoffen. Toxisch, krebserregend, mutagen, reproduktionstoxisch usw. Also viele Dinge, mit denen man nicht in Kontakt als stillende Mütter treten möchte. Was ist nun also zu tun?

Ich bin sofort zu meinem zuständigen Teamleiter und meiner Sicherheitsbeauftragten und habe ihnen gesagt, dass ich noch stille und ich somit nicht mit allen Stoffen arbeiten kann. Meine Kollegin informierte sich sogleich bei der zuständigen Betriebsärztin, mit was ich überhaupt arbeiten darf und für meinen Teamleiter war das ok. Niemand verlor ein Wort darüber, dass ich noch stille. Auch mein junger direkter Kollege und meine Kollegin (Mutter von drei Kindern), ebenfalls nicht. 

Gestern kam dann allerdings die erste Reaktion! Denn eine Art Supergau fand statt. Alle waren krank! Mir fehlten also meine direkten Kollegen, die mir die Stoffe einwiegen und vorbereiten konnten, mit welchen ich nicht arbeiten durfte. Ich musste mich somit an weitere Kollegen wenden. Diese dachten wohl zunächst alle, dass ich hierbei Hilfe benötigte, weil ich generell noch nicht komplett eingearbeitet bin und der eine Kollege wollte mich dann direkt unterweisen... ich berichtigte ihn dann sofort, dass ich dies alles wüsste, aber trotzdem nicht damit arbeiten würde, da ich noch stille. Im ersten Moment sagte er "Aha, ok, das wusste ich nicht. Ist in Ordnung." und dann im nächsten Moment drehte er sich nochmal zu mir um, schaute mich erstaunt an und fragte "Wie alt ist dein Kind?" - "Er ist nun 2 Jahre!" - "Und du stillst noch?" - "Ja, natürlich! Zum Einschlafen, als Trost und wenn er es eben braucht." - Die Augenbraue meines Kollegens wandert nach oben "Aha!" - "Ja, genau. Da gibt es natürlich viele Meinungen und das ist meine!" - Augenbraue meines Kollegens wanderte noch weiter nach oben... "In der Tat!" Damit war die Unterhaltung zunächst beendet.

Kurze Zeit später kam dieser Kollege nochmals zu mir und meinte "Das stimmt doch nicht, oder? Du stillst doch nicht wirklich noch?" Ich erwiderte sehr trocken und mit der vollsten Überzeugung "Soll ich meine Brüste auspacken und es dir zeigen? Ich kann das gerne so machen, wie damals Jürgen Drews Ehefrau in der Talkshow, in welche sie mit der Milch umher spritzte...." Mein Kollege lief rot an, stammelte und sagte "Ähm, nein, ich glaub dir ja, ist ok" Und damit war das ganze Thema dann erledigt. Ich muss jetzt noch schmunzeln, wenn ich an diese Szene gestern denke.

Ich hätte meinem Kollegen sicherlich noch viele Statistiken aufzeigen können. Wielange das durchschnittliche Stillalter der Welt überhaupt liegt oder wieviele wundervolle Nährstoffe und Immunglobuline auch jetzt noch in der Muttermilch enthalten sind und die meinem Kind helfen gesund und vital zu bleiben. Aber ich denke nicht, dass dies wirklich etwas ändern würde, denn Langzeitstillen ist gesellschaftlich noch lange nicht anerkannt und wird einfach nicht verstanden... denn Kinder können mit 2 Jahren schon lange alleine essen und auch sonst gibt es doch Ersatznahrung... da muss sich die Mutter doch nicht "aufopfern". Das Verständnis fehlt, weil es eben nicht gängige Praxis ist. Weil viele Mütter die aus gesellschaftlichen Druck abgestillt haben, es oft auch nicht zugeben wollen.

Wichtig für alle Langzeit-Stillmamis ist daher zu dem zu stehen, was sie tun! Und das mit voller Überzeugung. Ich stelle dies egal bei welchen Kontroversen immer wieder fest. Stehe ich hinter meiner Meinung und kann diese im Ernstfall bei Diskussionen auch noch untermauern, geht meinem Diskussionsgegenüber schnell die Luft aus oder lässt es erst garnicht zu einer Diskussion kommen, da sie sehen, ich stehe dazu! Ich bin überzeugt vom Langzeitstillen und das es meinem Kind weiterhin gut tut. Diese Haltung müssen Langzeitstillende haben, denn nur so fehlt es der Gesellschaft an jeglichen Möglichkeiten Kerben zu schlagen. 

Auch wenn es hier um Langzeitstillen geht, gilt dies grundsätzliche für jegliche Überzeugungen, die abseits der "Norm" unserer Gesellschaft liegen. Und was mir hier auch wichtig war zu benennen, denn oft ist auch dies ein Grund zum Abstillen: Der Einstieg ins Berufsleben ist niemals ein Grund um Abzustillen (wenn man es nicht selbst möchte)! Der Beruf ist kein Hindernis und niemand darf einen zum Abstillen zwingen! Das musste mal gesagt (geschrieben) sein!

Gemütliches und kuscheliges Einschlafstillen am Abend. Keine Zu-Bett-geh-Diskussionen. Der Zwerg darf bei mir sein, bis er müde ist und ich kann ihn schlafend in sein Bettchen legen. Ich erspare mir jeglichen Streß.