Samstag, 29. November 2014

Min! Min! Min!

.... schallt es in meinen Ohren nach und es sticht in meinem Herz!
Ich habe mein Kind bei der Tagesmutter zurück gelassen! Er will nicht dort bleiben (noch nicht, hoffe ich), er möchte mit (min) der Mama wieder nach Hause! Oder eben mit ihr Arbeiten gehen. Denn das hat er nun verstanden, er muss zur Tagesmutter, weil Mama und Papa beide Arbeiten gehen.

Es fühlt sich alles so verdammt falsch an! Fremdbetreuung! Eigentlich sollte mein Kind mit nicht mal zwei Jahren noch bei mir sein oder innerhalb der Famile betreut werden. Vereinbarkeit von Familie und Beruf! Das ich nicht lache! Bei diesem Wortlaut werde ich derzeit immer aggressiver und frage mich zum wiederholten Mal, wieviele Mamas das wirklich befürworten und toll finden. Wieviele Mamas würden nicht lieber noch einige Jahre bei ihren Kindern Zuhause bleiben wollen, bis diese selbst enscheiden können, ob sie nun bereit dafür sind mit anderen Kindern in den Kindergarten zu gehen?

Zu diesem ganzen Dilemma stellt man dann so ganz nebenbei noch fest, dass der gewünschte Betreuungszeitraum auch garnicht so möglich ist, wie gedacht! Das Amt fördert die Stundenzahlen, die die Mutter arbeiten geht... soweit hatte ich das auch verstanden. Wir als Eltern legen den Rest drauf und wir dachten so naiv, dass wir alles weitere, was wir an Betreuungsstunden noch haben möchten, ebenfalls komplett oben drauf legen.... weit gefehlt, das Geld will das Amt nicht haben... obwohl sie die Arbeit mit dem Überweisen an die Tagesmutter ohnehin schon haben.... Weitere Betreungsstunden müsste ich mit meiner Tagesmutter direkt verrechnen... was sie wiederum nicht will, da sie dann Buch führen müsste usw.

Mein Plan eine etwas längere Betreuungszeit für den Zwerg zu haben, damit ich auch Plusstunden aufbauen kann für Notfälle, platzte plötzlich wie eine Seifenblase! Soviel zu Vereinbarkeit von Familie und Beruf, welches der Politik ihr liebster Leitsatz ist... schon wieder steigen Aggressionen in mir hoch...

Jetzt muss ich planen und umstrukturieren. Mittwochs bleibt der Oma-Opa-Tag. Montags hat mein Mann mit seinen Chefs einen Tag Homeoffice ausgehandelt, so dass er den Zwerg bei der Tagesmutter abholen kann. Zwei Tage an denen ich schon länger arbeiten kann. Meine Mama überlegt noch, ob sie selbst ihre Arbeitszeit um einen halben Tag kürzt, um den Zwerg auch mal abholen zu können usw.... Und so geht es nicht nur uns! Überall hört man dieses Jonglieren mit Betreuungsorten und Zeiten. Niemand in meinem Umfeld ist damit wirklich glücklich und die Mütter sind nicht glücklich ihre Kinder so früh abgeben zu müssen.

Ja, warum will ich denn überhaupt Plusstunden? Tja, was ist wenn die Tagesmutter mal krank ist und meine anderen Betreuungsoptionen nicht greifen? Ich gebe mein Kind sicherlich NICHT zu einer für ihn absolut unbekannten Tagesmutter, welche mir theoretisch bereitgestellt werden kann. Ich sehe schon jetzt welche Umstellung die derzeitige Eingewöhnung für mein Kind ist. Ich werde es nicht in eine fremde Umgebung bringen, zu fremden Menschen, fremden Kindern und ihn sich selbst überlassen! Was macht sowas mit Kinderseelen?

Als ich meinen Zwerg gestern bei der Tagesmutter wieder abholte, holte gerade eine andere Mama ebenfalls ihren Kleinen ab und schaute mich ganz mitfühlend an. Sie sagte, mein Zwerg wartet schon sehnsüchtig auf mich und ihr Kleiner hat auch sehr lange für die Eingewöhnung gebraucht... Prima! Das wollte ich hören und mein Herz wird schon wieder schwer!

Wenn ich ihn abhole, riecht der Zwerg nach der Tagesmutter. Er drückt sich ganz fest an sie und kuschelt viel mit ihr. Sie singen und lesen zusammen und er beobachtet alles von ihrem Schoß herab. Ich bin wirklich froh, dass wir 8 Wochen Zeit für die Eingewöhnungszeit haben. Die wird den wenigstens Kindern ermöglicht bzw. ist von Seiten der Eltern machbar, denn der Arbeitgeber und das Geld rufen... 4 Wochen sind schon um...

Ja, das liebe Geld! Wenn ich noch die Generation meiner Eltern (West-Deutschland, das muss ja erwähnt werden) höre... haben nur die wenigsten Mütter "arbeiten" müssen... sie konnten problemlos bis zur Kindergartenzeit daheim bleiben, nebenbei wurde noch ein Haus abbezahlt und dazu reichte ein Gehalt, meist das vom Vater... und Elterngeld gab es damals nicht! Wenn die Kinder dann im Kindergarten waren, überlegten die Mütter ob sie vielleicht nicht doch wieder Halbtags arbeiten gehen. So ein kleines Zubrot, eine kleine Unabhängigkeit, vielleicht auch mal ein Urlaub wäre natürlich nicht schlecht. Aber es war in vielen Fällen kein Muss, kein Zwang, keine Notwendigkeit. Aber ab dieser Zeit begann schon der Wandel seinen Lauf zu nehmen... keinen Guten...

Jetzt werden viele Mütter in eine Rolle hineingedrückt, die sie so nicht wollen! Nicht für sich und nicht für ihre Kinder und ihre Familie. Sie sollen früh, am besten direkt nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gehen... Elterngeld Plus, ihr versteht... und nebenbei noch mit Kindern und Haushalt jonglieren... die moderne Frau von heute schafft das ja... und die moderne Frau von heute will das ja... man möchte sich ja nun nichts hinterher sagen lassen oder schlechter abschneiden als die männlichen Kollegen... wörks.... Ganz ehrlich, es gibt eben nun mal Mann und Frau und wir können niemals "gleich sein"... ich würde am liebsten ausbrechen aus diesem schrecklichen System, für mich, mein Kind (zukünftig vielleicht Kinder...) und meine Familie... so recht, weiß ich aber leider noch nicht wie!

Ich beneide alle Frauen, die diese Vereinbarkeit wirklich schaffen, gerade auch die, die in ihrer Elternzeit den Absprung geschafft haben und sich eigene Existenzen aufbauen konnten. Wow! Mich beeindruckt das immer wieder schwer und freue mich sehr darüber! Ja, ich hab so ein paar Gedanken... ob die sich realisieren lassen und wann?

Jetzt bleibt nur das was vor mir liegt und damit muss ich nun das Bestmögliche herausholen. Mein Kind feste knuddeln, wenn ich es wieder von der Tagesmutter abhole, den restlichen Tag schön mit ihm gestalten, Vorkehrungen für die Weihnachtszeit/seinen Geburtstag und den baldigen Wieder-Einstieg in die Berufswelt treffen und darauf hoffen, dass doch alles gut und passend wird...


Donnerstag, 27. November 2014

Basteln ohne Kleber

Schon vor einer kleinen Weile brachte die Lieblingscousine des Herzkindes eine ganz tolle Bastelei mit. Erst jetzt nahm ich sie wieder hervor und bastelte mit dem Herzkind zusammen weiter.

Es ist einfach eine ganz tolle Idee, mit Transparentpapier zu basteln, ohne Kleber dafür verwenden zu müssen. Gerade bei den Kleinsten wäre das am Anfang zu viel und das Papier würde sicherlich überall kleben und nicht nur dort wo es eigentlich sollte....

Die ausgeschnittenen Formen werden von einer Seite mit Klebefolie beklebt und so haftet das zurecht gerissene Transparentpapier problemlos darauf. 

Je nach Alter der Kinder, kann man mit ihnen zuerst das Papier zusammen zerreißen, das farbige Papier einzeln anbieten oder wenn sie in den Farben schon sicher sind, auch zusammen. Durch die klar getrennten Flächen, können die Farben daher passend der Umrandung aus Tonpapier zugeordnet werden.

Zu der jetztigen Jahreszeit kann man daher auch passend Sterne ausschneiden, die in der Mitte mit gelben Transparentpapier-Schnipsel vom Kind beklebt werden. Oder Tannenbäume... oder...






Dienstag, 25. November 2014

Er kann das schon? Das Bestreben nach Unabhängigkeit!

Immer wieder sind große Teile meiner Umwelt und dem Umfeld erstaunt darüber, was das Herzkind schon alles kann und auch selbstständig tut.
Meine Oma erklärte mir letzte Woche voll Erstaunen und Stolz (nachdem der Zwerg den Tag über bei Ihnen war), dass das Herzkind mitgeholfen hat, den Tisch abzuräumen, die Teller in die Spülmaschine gestellt hat und sogar von sich aus sagte, da ist Müll und ihn wegräumte. Sie sagte zu mir, dass ich ihn "gut gezogen" hätte...

Ich sagte ihr, dass ich rein garnichts getan habe, um ihn dazu zubringen, solche Dinge zu tun. Sondern das ich ihm einfach die Möglichkeiten und die Umgebung gegeben habe, sich selbst zu probieren und an den Aufgaben zu wachsen. Ich habe ihn nicht von meinen Arbeiten fern gehalten, weil sie dadurch länger dauern könnten oder vielleicht auch mal etwas dabei kaputt geht. Ich habe ihn beobachten lassen und eingebunden. Wenn er helfen möchte, lasse ich ihn mithelfen. Wenn er mal keine Lust dazu hat, dann lasse ich ihn weiter spielen.

Nicht immer bekomme ich beim Spülmaschinen- Ein- oder Ausräumen geholfen oder beim Tischdecken, oder bei der Wäsche oder oder oder... das muss er auch noch nicht. Es ist nur wichtig für ihn und seinem Drang zu entdecken, zu erfahren und zu verstehen, dass er es darf und willkommen dabei ist.

Wenn wir unseren Kinder erlauben, an unserem Leben wirklich teilzunehmen, wenn wir sie mit einbeziehen in unseren Alltag und sie mithelfen lassen, wo sie es können, dann werden wir erstaunt sein, zu was schon die Kleinsten fähig sind.

Das Streben unserer Kinder ist nicht Spielen, Unsinn machen und Eltern ärgern (trotzen, wird es gerne genannt, siehe auch Zitat unten), sondern zu wachsen, zu verstehen, selbstständig und eigenständig zu werden. Der Instinkt unserer Kinder, von der Natur vorgegeben, ist einfach! Sie wollen tun, was auch wir tun und sie wollen dort sein, wo auch wir sind. Sie wollen werden, wie wir!

Im Grunde so einfach! Ich habe mein Kind nicht "gut gezogen"! Ich lasse ihn teilhaben und mitwirken. Sein Bestreben mithelfen zu wollen, kommt von ganz alleine, aus seinem Inneren heraus, aus dem was die Natur ihm vorgibt. Ich zieh ihn nicht, sondern unterstütze ihn!

Wie erlangt das Kind seine Freiheit? Durch eine ständige Tätigkeit. Die Unabhängigkeit ist nicht statisch, sie ist eine ständige Eroberung durch ständige Arbeit und erreicht nicht nur die Freiheit, sondern auch Kraft und Selbstvervollkommnung. Der Hauptantrieb des Kindes ist, selbst zu handeln ohne fremde Hilfe, und seine erste bewusste Tat der Unabhängigkeit ist die Verteidigung denen gegenüber, die versuchen, ihm zu helfen. Um selbst zu handeln, wird es immer größere Anstrengungen machen.

- Maria Montessori in "Das kreative Kind" -
 

Samstag, 22. November 2014

Alles hat seine Zeit! Kinder wissen das!

Zu Montessori bin ich gekommen als das Herzkind etwas 8 Monate alt war. Zu diesem Zeitpunkt nahm das Herzkind schon Beikost zu sich und neben der Muttermilch trank er auch Wasser gegen den Durst.
Das Wasser bot ich ihm an, wie es viele als allgemein üblich kennen, aus einer Trinkflasche. Da gibt es ja ein unglaublich unüberschaubares Angebot im Handel ... Mit Trinkröhrchen oder ohne, mit Sauger oder als Schnabel-Tasse... aber eigentlich wäre es so einfach gewesen. Ich hätte nach Montessori gesehen, von Anfang an, einfach ein Trinkglas anbieten können. Natürlich in einer passenden sehr kleinen Größe für winzige Kinderhände. Im englischsprachigem Raum gibt es einige Videos dazu, die die Kleinsten (6-8 Monate) zeigen, die schon ganz alleine das Trinkglas hochnehmen, an den Mund führen und trinken. Sehr toll anzusehen und man denkt, wie erstaunlich!

Nachdem ich mich mit Montessori befasste, versuchte ich den Zwerg auch davon zu überzeugen, dass ein Glas doch viel toller ist, als diese Trinkflaschen... naja... so wirklich überzeugen ließ er sich nicht. Spielerisch machte es ihm Spaß mal daraus zu trinken, sich daran zu probieren und ich merkte schnell: Eigentlich kann er es!  Und bot ihm auch immer wieder ein Glas an. Hin und wieder trank er daraus auch und dann wollte er wieder nicht mehr! Wann immer er wirklich Durst hatte, verlangte er nach seiner Trinkflasche und das auch sehr konsequent und ohne von seinem Standpunkt abzuweichen!

Mit 22 Monaten ist er nun soweit und wir sind Zuhause komplett umgestiegen. Er trinkt nun aus seinem Wasserglas, als hätte er nie etwas anderes getan. Die Trinkflasche gibt es nur noch für unterwegs oder auch Nachts auf seinem Nachttisch, wenn er etwas trinken möchte. Es klappte plötzlich. 
Die Trinkflasche schien für ihn eben bequemer zu sein. Man konnte sie halten wie man wollte, es lief nichts aus, man wurde nicht naß. Und jetzt scheint für ihn der Zeitpunkt gekommen zu sein, dass er auch wie wir aus einem Glas trinken möchte.

Warum schreibe ich das jetzt alles? 

Wie oft ist es nicht so, dass wir unseren Kindern aus Bequemlichkeit etwas angewöhnen? Der Schnuller, das heißgeliebte Kuscheltier, welches nie verloren gehen darf. Oder das Schmusetuch? Die Spieluhr, mit welcher das Kind nur einschlafen kann, wenn sie läuft. Und und und... ich glaube, es gäbe hier sehr viele Beispiele.
Und plötzlich sagen wir irgendwann, jetzt muss das aber aufhören! Meistens wenn wir denken (oder es von außen gesagt bekommen), unsere Kinder sind doch "nun schon so groß", jetzt braucht es doch keinen Schnuller, keine Windel oder kein Schnuffeltuch mehr. Wir wollen bestimmen, wann dieser Zeitpunkt gekommen ist und unsere Kinder sollen einfach folgen. Ob sie dafür bereit sind oder nicht! Wieso überlassen wir unseren Kindern nicht einfach den Zeitpunkt, wann sie sich dafür bereit fühlen?

Wieso "zwingen" wir ihnen erst etwas auf, damit wir es leichter haben, um es ihnen plötzlich (aus ihrer Sicht gesehen) einfach wieder wegnehmen zu wollen? Nur weil jetzt aus unserer Sicht gesehen, angeblich die Zeit dafür da ist?

Lassen wir es doch einfach! Unsere Kinder werden sich selbst entscheiden, wann sie ohne Schnuller sein wollen. Wenn das Schnuffeltuch tagsüber Zuhause auf sie warten kann oder wann für sie die Windel nur noch lästig ist. Die passende Zeit wird kommen, irgendwann ist sie für unsere Kinder gekommen. Bauen wir Druck auf, können die Kinder ihren eigenen Zeitpunkt nicht finden, es kann sogar dazu führen, dass sie komplett blocken werden, weil sie uns nicht verstehen!

Ich freue mich sehr darüber, dass das Herzkind nun aus dem Glas trinkt, weil er es jetzt für richtig und ok ansieht. Er tat es nicht mit 8 Monaten und auch nicht mit 16 Monaten, sondern mit 22 Monaten. Ich habe ihn die Trinkflasche damals angewöhnt und er hat jetzt bestimmt, wann er sie nicht mehr braucht. Seine Entscheidung, zu seiner Zeit!


Donnerstag, 20. November 2014

Aktion: Kinder sind unschlagbar!

Susanne von Geborgen Wachsen ruft zur Aktion "Kinder sind unschlagbar!" auf und möchte damit auf ein Thema aufmerksam machen, dass zwar eigentlich sogar gesetzlich geregelt, in vielen Familien aber doch noch allgegenwärtig ist! 

Auslöser dieser Aktion war ein Interview mit dem Starkoch Jamie Oliver, der zwar weiß, dass man Kinder nicht mehr schlagen soll bzw. darf, aber irgendwie seiner Tochter doch zeigen wollte, dass ihr Verhalten in seinen Augen nicht korrekt war. Er rieb ihr einen der schärfsten Chili-Sorten auf einen aufgeschnittenen Apfel...

Die Internetgemeinschaft ist sehr geteilter Meinung. Es gibt diejenigen die zurecht geschockt sind über ein solches Verhalten, über den Vertrauensmissbrauch an der Tochter, über die körperlichen Verletzung (denn genau das trifft zu!) und eventueller seelischer Verletzungen. Es gibt aber auch viele, die diese Aktion von Oliver eher als Spaß sehen und ich las sogar einen Kommentar in dem eine Dame meinte "Ihre Tochter ist gerne scharf, sie würde, dass sicherlich nicht schlimm finden..." Also bitte! Wir reden hier von einer der schärfsten Chili-Sorten, nicht zu vergleichen mit den eventuell mal etwas schärfer gewürzten Gerichten die wir aus der allgemeinen Küche kennen. Wieder andere, argumentieren damit "ein kleiner Klaps hat noch niemanden geschadet, mir auch nicht", "Aus mir ist etwas geworden" und "dem ein oder anderen hätte einen Klaps zur Rechten Zeit nicht geschadet, schaut euch an was aus unserer Jugend geworden ist"....

Zurecht ist Susanne also geschockt, über diese vielen verharmlosenden Kommentare von Menschen, die sicherlich auch Familie haben. Von denen sicherlich auch viele schon Eltern sind. Wodurch wir wissen: Auch wenn körperliche und seelische Unversehrtheit unserer Kinder gesetzlich geregelt ist... gesellschaftlich ausgestorben ist das Schlagen noch lange nicht! Für viele ist es scheinbar noch notwendige Erziehung. Nur so lernen die Kinder brav zu sein und zu gehorchen.

Ich selbst kann ein erst kürzlich geschehenes Beispiel dazu nennen: 

Über Facebook wurde ich auf ein Video aufmerksam, welches ein "Freund" geteilt hat. Es zeigt eine Art "Supernanny" im Fernsehen. Ein kleiner Grundschul-Junge ist völlig außer sich, er schlägt, tritt, nutzt schlimme Schimpfwörter und zeigt im Grunde absolut asoziales Verhalten. Die Familie ist ratlos und holt sich Hilfe... die angeblich fachliche Hilfe, die die Familie bekommt.... naja... davon möchte ich nicht reden. Mir tat der gezeigte Junge jedenfalls unendlich leid.... was muss in der Familie bisher geschehen sein, dass er so geworden ist... reflektiert er Verhalten, dass er kennt und selbst erfahren hat? Gewalt erzeugt bekanntlich Gegengewalt! Oder versucht er Aufmerksamkeit zu bekommen, die er von seinen Eltern nicht in dem Maße bisher bekommen hat, die er eigentlich bräuchte? Es ist ebenso bekannt, dass Kinder auch negative Aufmerksamkeit suchen, wenn sie sonst keine Aufmerksamkeit bekommen. Lieber fallen sie durch "negative Dinge" auf, als garnicht.... das Video machte mich sehr traurig.
Noch trauriger machten mich die Kommentare zu dem geteilten Video... "dem Jungen gehört mal so richtig eine gelangt, damit er weiß was die Uhr geschlagen hat"... "die heutige Erziehung verweichlicht die Kinder und sie tanzen den Eltern auf dem Kopf rum"... als ich das doch alles nicht so stehen lassen wollte und etwas dazu schrieb, durfte ich mir anhören "das Schläge nicht schaden, dass aus mir (dem Kommentator) etwas geworden wäre" und als krönender Abschluß kam dann noch, die Schlußfolgerung, dass man "sehr gespannt wäre, wann man mich mit meinem Kind im Fernsehen sehen würde".... Ich war nur entsetzt und absolut geschockt! Ich habe geweint!

"Die Schläge haben mir nicht geschadet" Wer hat diesen Satz nicht schon oft gehört? Wer hat ihn vielleicht sogar schon selbst gesagt? Ich heb dann mal die Hand.... ich habe den Satz schon gehört und ich wurde auch in meiner Kindheit geschlagen... und ich empfand es zunächst nicht als schlimm... man bekam es aus seiner Umwelt mit, es wurden soviele andere Kinder auch geschlagen, man hatte ja schon etwas angestellt und hatte den Klaps somit "verdient"... Erst als Mutter hat sich meine Denkweise und meine Meinung zu diesem Thema geändert, erst jetzt kann ich sagen, dieser Satz ist eine ganz klassische Verdrängung einer Tatsache! Es wurde einem Leid angetan, man wurde in seiner körperlichen Unversehrtheit von seinen Eltern verletzt, es ist Körperverletzung und egal in welcher Größenordnung, es hinterlässt Wunden. Denn Gewalt erzeugt Gegengewalt und dies muss sich nicht immer nur um körperliche Gewalt handeln. Worte können gewaltig sein! Worte können ebenso schlimmste Verletzungen verursachen. Seelische Verletzungen, die oft viel schwerer heilen, als jede körperliche Wunde. Worte werden oft vergesssen, wenn es um die Beschreibung von Gewalt geht... leider.... (Meine Geschichte dazu und mein Umgang damit, könnt ihr hier lesen: "Stille Gewalt")

In dem Buch "In Liebe wachsen" fragt der Dr. Carlos Gonzalez den Leser: Welcher Erwachsene würde es dulden, dass ihn sein Chef schlägt, wenn er etwas falsch gemacht hat? Welcher Erwachsene würde es dulden, andauerndem verbalen Mobbing von seinen Kollegen ausgeliefert zu sein? Wer würde dies tun? Wer würde nicht seine Rechte zum Ausdruck bringen und seinen Chef wegen Körperverletzung verklagen und seine Kollegen ebenso? Niemals würden wir uns solches Verhalten gefallen lassen. Niemand will geschlagen werden. Niemand!

Bei unseren Kindern scheint dies anders zu sein! Hier sind wir gefangen in einem Netz von Generationen, in denen Schläge "normal" waren und dies schwingt noch deutlich nach. Wir selbst werden davon getriggert und viele Eltern, die heute noch schlagen, wurden als Kinder selbst geschlagen. Es steckt in einem drin, ganz tief und viele, viele Jahre verborgen... bis man plötzlich selbst Kinder hat. Dann kommen plötzlich Situationen, in denen wir vielleicht schwach werden, in denen etwas in uns aufkeimt, dass bisher verborgen war...Dann stehen wir vor der Entscheidung "haben die Schläge nun geschadet oder nicht?", möchte ich meinem Kind weh tun, möchte ich ihm Leid zufügen? Nehme ich die Folgen in Kauf? Weiß ich um diese?

Und selbst wenn einem die Schläge "nicht geschadet haben".... was ich mir persönlich nicht vorstellen kann, egal ob es in diesem Moment eventuell "eine Lösung" ist oder nicht..... diese Lösung ist ein Bumerang, sie wird zu uns zurück kommen. Ein Arbeitskollege von mir wurde getroffen! Seine Tochter möchte keinen Kontakt mehr zu ihm... auch er hat geschlagen... nicht übermäßig, eben "hin und wieder ein Klaps zur rechten Zeit"... die seelischen Wunden, die seine Tochter davon getragen hat,  konnte er nicht absehen.... denn Kinder schlagen war "üblich" und als Erziehungsmethode noch Standard, keiner befasste sich damit, dass dies Folgen haben könnte, schließlich wurden im Grunde alle Eltern, als Kind selbst geschlagen. Ein Teufelskreis!

Heute kennen wir die Folgen, heute wissen wir, was Schläge und Worte mit einer Kinderseele tun können. Der Teufelskreis muss durchbrochen werden! Niemand von uns möchte geschlagen werden! Weder körperlich noch seelisch! Niemand möchte Leid erfahren! Kein Erwachsener und erst Recht kein Kind! Kinder können sich nicht wehren, Kinder sind auf uns angewiesen. Sie wachsen an uns, sie lernen von uns! Wollen wir, dass sie lernen, Gewalt ist eine Lösung? Welche Werte möchten wir ihnen durch unser Handeln und Tun vermitteln?


Freitag, 14. November 2014

Zuordnen von Farben und Formen

Wie ihr wisst, ist das Herzkind derzeit voll im Farbmodus und ich versuche Ideen zu finden, die seinem inneren Antrieb entsprechen. Daher habe ich wieder etwas gebastelt. Ganz leicht und für jeden von euch umsetzbar!

Ich habe mir hier einfach seine Holzformen aus dem Steckkasten geschnappt. Ihr könnt aber auch jegliche Bauklötze verwenden, die ihr Zuhause habt. Wenn es euch generell nur um die Form oder die Umrisse geht, könnt ihr euch auch munter bei allen Haushaltsgegenständen bedienen. 

Viel Spaß bei der Umsetzung!

Auch diese Idee nahm das Herzkind sehr gerne an und setzte nach kurzer Anleitung alle Formen passend, auch entsprechend der Farbe. Das ist ja der eigentliche Schwierigkeitsgrad. Denn hier gilt es nicht nur die Formen zu finden, sondern bei gleicher Form auch noch die Farbe zu unterscheiden.




Mittwoch, 12. November 2014

Und wieder die Farben

Das Zuordnen der Farben ist beim Herzkind derzeit sehr beliebt und ich bin fasziniert in welch kurzer Zeit er sich das Wissen um einige der Farben schon erarbeitet hat. Es zeigt einfach wieder, wie recht Maria Montessori mit den sensiblen Phasen hat und das jedes Kind seinen eigenen Lernplan hat, dem wir als Erwachsene einfach folgen sollten bzw. eigentlich müssen, denn nur so können Kinder optimal nach ihrem Tempo lernen, erfassen und erfahren.

Nachdem ich feststellte, dass das Zuordnen von drei Farben für das Herzkind kein Problem mehr darstellte, stockte ich auf vier Farben auf. Hier kam das supergünstig erworbene Farben-Steckspiel vom Flohmarkt an die Reihe. Und während ich noch dachte, ich hätte nun etwas die Schwierigkeitsstufe erhöht, steckte das Herzkind schon fleissig alle Farben auf die passenden Stäbe und das in einem richtig zackigen Tempo. Auf eine zweite Wiederholung hatte er dann schon garkeine Lust mehr, denn er kann es ja! Und nun?

Ich hab dann mal das andere Farbenspiel, welches ich euch schon vorgestellt habe, um zwei weitere Farben erweitert und werde dem Zwerg dann dieses anbieten.






Freitag, 7. November 2014

Die Kindheit ist unantastbar!

Vor wenigen Wochen erschien das neue Buch des Bestseller-Autors Herbert Renz-Polster. Wer bisher noch nichts von ihm gehört oder gelesen hat, sollte dies wirklich nachholen. Ich kann alle seine Bücher empfehlen und sie drehen sich wirklich immer um das Kind und seine Bedürfnisse. Das Kind steht im Vordergrund und es wird viele Aha-Erlebnisse geben, die einen sicherlich zum Umdenken bei einigen Punkten der "Kindererziehung" bringen wird.

 
Ebenso auch in diesem Buch, welches ich freundlicherweise vom Belz-Verlag zur Rezension erhalten habe! Der Untertitel lautet "Warum Eltern ihr Recht auf Erziehung zurückfordern müssen!" Da werden jetzt sicherlich einige denken, was heisst zurückfordern? Niemand anders, außer wir als Eltern erziehen doch unser Kind! Sicher? Ganz sicher? Das Buch ist richtig schwere Kost und beleuchtet sehr ausführlich, warum wir als Eltern fast keine Chance haben unsere Kinder wirklich alleine zu erziehen, sondern das viele weitere Akteure dies ebenfalls tun bzw. möchten.... denn da gibt es einige, die ein Interesse daran haben unsere Kinder zu erziehen bzw. zu formen!

Kinder sind die Zukunft, vor allem für den Staat und die Wirtschaft. Hier werden sie gebraucht um auch weiterhin bei der stetig wachsenden Globalisierung Anteil zu nehmen und den Staat und die Wirtschaft in diesem hart umkämpften Wettbewerb zu unterstützen.

Wo noch vor vielen Jahren der Kindergarten wirklich als reiner Betreuungs- und Spielhort galt, damit die Kinder während der Arbeitszeiten der Eltern gut versorgt sind und schon wichtige soziale Kompetenzen erlernen... ist dies schon lange nicht mehr ausreichend.... selbst für die Eltern nicht mehr.... Denn die Eltern haben sich ebenfalls anstecken lassen von diesem Wettbewerb. Wir Eltern wollen das Beste für unsere Kinder und sollen wir dies benennen, werden viele von uns und ich schließe mich natürlich mit ein, als einen Punkt, die finanzielle Absicherung durch einen guten Beruf aufführen. 

Was ein guter Beruf ist... das versucht gerade die Wirtschaft vorzugeben und mischt sich in solche Dinge wie den PISA-Test gewaltig mit ein... ich wusste z.B. nicht, dass dort nur sogenannte "Kernkompetenzen" wie: Mathematik, Informatik, Technik... die eben auch gut messbar sind abgefragt werden... eine wirkliche Leistungserfassung findet dort nicht statt. Hier wird als Bildung ermittelt, was für dir Wirtschaft wichtig ist. Und wieso muss es überhaupt eine Erfassung geben?

Und damit nimmt der Kreislauf seinen Anfang, denn es muss ja etwas getan werden für unsere Kinder, wenn solche Tests "so schlecht" ausfallen... sie müssen gefördert werden und da beginnen wir doch am Besten bei den Kleinsten... gleichzeitig will man damit den Eltern auch das schlechte Gewissen nehmen, dass beide auch früh wieder arbeiten gehen. Sie sollen sehen, ihre Kinder werden optimal gefördert, die Mutter wird dadurch nicht benötigt und steigt frühzeitig als wichtige Arbeitskraft wieder ein. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, oder?

Das wäre zu hoffen und auch wirklich toll, allerdings haben wir seit Jahren auch mit einem Erzieher-Mangel zu kämpfen und wie sollen Kinder wirklich optimal "gefördert" und auch gut versorgt werden, wenn dafür zuständige Bezugspersonen fehlen? 

Herbert Renz-Polster beschreibt in diesem Buch sehr genau wie es zu diesen vielen Akteuren in der Kindererziehung kam, er geht dabei auch einige Jahre in unserer Geschichte zurück und ist dabei sehr detailiert. Er erklärt ebenfalls was eigentlich in den ersten Jahren unserer Kindheit wichtig ist und wichtig sein sollte und das dies in sehr vielen Kleinkind-Einrichtungen teilweise oder sogar gänzlich fehlt. Der Staat und die Wirtschaft wollen kompetente Arbeiter für die Zukunft und vergessen dabei einiges. Oder ist die -  "frühe Bildung", vielleicht nur ein Deckmantel für unser Versagen, den Kindern auch in den Institutionen einen Erfahrungsraum zu bieten, der wirklich zum kindlichen Eigenlernen passt" - wie der Autor sehr treffend fragt?

Ich kann dieses Buch leider nur sehr grob umreißen, es ist sehr umfangreich, sehr tiefgreifend und sehr erschreckend. In keinster Weise werde ich der Wichtigkeit dieses Themas in meiner kleinen Rezension gerecht, man muss dieses Buch wirklich gelesen haben. Ich kann es allen Eltern daher nur empfehlen, gerade die Eltern die sich derzeit mit dem Thema beschäftigen müssen, wohin sie ihre Kleinkinder wirklich zur Betreuung geben möchten. Was sollte ihnen, im Sinne der Kinder wirklich wichtig sein an dem ausgewählten Betreuungsort und was sollte uns für die Zukunft unserer Kinder wichtig sein? Ausschließlich Bildung und finanzielle Absicherung oder auch Selbstvertrauen, Soziale Kompetenzen, Kreativität, Resilienz? Sogenannte Fundamentalkompetenten, die wichtig sind um auch überhaupt im Erwachsenenleben, im Berufsleben, bestehen zu können. Was ist uns wirklich wichtig? 

Wir Eltern müssen diejenigen sein, die für unsere Kinder entscheiden, nicht der Staat, nicht die Wissenschaft und nicht die Wirtschaft. Natürlich können wir uns vor dem Wettbewerb und der Globalisierung nicht verschließen. Wir können und müssen aber unsere Kinder davor bewahren in eine Maschinerie zu geraten, die vergessen hat, was unsere Kinder in ihrer Kindheit wirklich brauchen! Keine kleinen Forschungslabore in den Kindergärten, sondern Liebe, Vertrauen, Zuwendung, Erfahrungsräume und Möglichkeiten sich darin selbst erfahren, erleben und entdecken zu können. 

Ein Kind braucht zum Lernen nicht äußere Anreize, sondern innere. 
Es braucht nicht Evaluation, sondern Beziehungen, 
es braucht nicht Konkurrenz, sondern Rückhalt,
 es braucht nicht Lob für das Ergebnis, sondern Lob für die Anstrengung, 
es braucht kein Benchmarking, sondern Begeisterung für das, was da zu lernen ist. 
Standards mögen für Waren taugen, 
ein Kind aber braucht Aufgaben und Methoden, die zu ihm passen, zu seiner Individualität. 
Eine wenig produktive Tochtergesellschaft kann vielleicht durch straffe Führung auf Kurs gebracht werden - ein Kind aber, das in der Schule zu wenig "produziert", braucht als wichtigste Hilfestellung eine menschliche Schule.

- Herbert Renz-Polster -

Neben meinem Rezensionsexemplar habe ich ein weiteres Exemplar erhalten, welches ich über meine Facebook-Seite verlosen werde. Also schaut doch einfach mal dort vorbei. Viel Glück!


Donnerstag, 6. November 2014

Die ersten Tage bei der Tagesmama

Seit Montag geht es los, die Eingewöhnungszeit bei der Tagesmutter und damit beginnt eine kleiner Abnabelungsprozess für das Herzkind und natürlich auch für mich. In spätestens zwei Monaten werden wir unsere Tage getrennt verbringen, jedenfalls große Teile davon. 

Das Herzkind steht dieser neuen Situation erst mal sehr kritisch gegenüber. Er ist ein Beobachter, er schaut sich neue Situationen genau an, direkt neben seiner Bezugsperson und bewegt sich da zunächst auch nicht weit weg. Er beginnt sich zwar schon recht früh für die Umgebung zu interessieren, nimmt sich auch direkt etwas von den angebotenen Spielanregungen, aber immer in direkter Mamanähe.

Schwierig ist für ihn auch der direkte Kontakt zu anderen Kindern. Bisher mied er diese doch sehr. In der Krabbelgruppe und auch der Turnstunde gibt es viel Fläche, um ausweichen zu können. Bei der Tagesmutter nicht. Hier steht zunächst ein großer Raum zur Verfügung, den sich die 5 Tageskinder teilen.Die drei jüngeren Kinder sind richtig erzählfreudig, was einen entsprechenden Geräuschpegel ergibt, den das Herzkind so nicht kennt. Ich glaube dies strengt ihn noch am meisten an.

Am ersten Tag war er daher nach 2,5 Stunden fix und alle und wollte nur noch an die Brust und wir verabschiedeten uns.

Der zweite Tage war komplett anders, er wirkte viel offener, die Tagesmama konnte ihm einige Dinge reichen bzw. er brachte ihr auch welche, sie nahmen Kontakt auf. Das Herzkind wollte eigentlich garnicht heim und nur die Erklärung, dass wir doch noch das Päppelschweinchen haben, um welches wir uns kümmern mussten, brachte ihn dazu mit mir zugehen.

Gestern war diese Offenheit wieder wie weg geblassen und er suchte wieder viel Körperkontakt zu mir... ich denke seine doofen Backenzähne die unten gerade beide durchbrechen sind schuld! Das gestern angeboteten Piklerdreieck hat ihn dafür begeistert und er nutzte es stetig. Er hat binnen Minuten den Dreh heraus und kletterte über die Spitze und auf der anderen Seite wieder herunter. Ich war superstolz und die Tagesmama sichtlich überrascht.
Auch sonst stellte sie fest, dass das Herzkind ein sehr selbstbestimmtes Kind ist, welches man nicht so einfach mit ein bisserl Spielzeug aus der Reserve locken kann. Er wird selbst entscheiden, wann er der Tagesmutter Beachtung und Vertrauen schenken möchte. Auch das sie seine Wünsche und Grenzen akzeptieren muss, die er deutlich benennt. Zum Beispiel sind ihm die Hosen etwas herunter gerutscht und die Tagesmama fragte ihn, ob sie ihm diese hochziehen soll... sie wartete allerdings nicht wirklich auf eine Reaktion ab, sondern wollte dann schon direkt zur Tat schreiten... den Blick des Herzkindes hättet ihr sehen müssen.... zu recht schwer entrüstet und ein stark betontes "Iiiiiiiii" gab an, dass er das durchaus alleine kann und robbte an seiner Hose und zog sie wieder richtig! Ich denke mal, so viele selbstbestimmte Kinder wird die Tagesmama auch noch nicht gehabt haben und sie beobachtet derzeit sehr genau, wie ich mit dem Herzkind umgehe.

Gestern Mittag haben sie dann zusammen das Zuordnungsspiel "Tierkinder zu Tiermama" gespielt und das Herzkind war sehr versunken und spielte mit der Tagesmama. Ich zog mich komplett zurück und beobachtete aus der Ferne. Es war sehr schön anzusehen. 
Aufgrund der doofen Zähne wurde das Herzkind dann recht schnell müde und wir verabschiedeten uns nach dem kurzen Mittagessen.

Ich bin wirklich sehr, sehr froh, dass wir 2 Monate für die Eingewöhnung Zeit haben und die Tagesmama, dies auch so vorgeschlagen hatte. Wir müssen den Zwerg in keinster Weise zu etwas drängen, was er vielleicht nicht möchte. Wir können uns ganz auf ihn einlassen und ihn helfen die Tagesmutter als weitere Bezugsperson aufzunehmen und auch ihr Vertrauen zu schenken.

 

Dienstag, 4. November 2014

Isolation der Eigenschaft

Die Lernmaterialien von Maria Montessori haben alle eins gemeinsam, sie isolieren eine bestimmte Eigenschaft, damit sich das Kind während der Übung intensiv mit dieser beschäftigen und sie verinnerlichen kann. Eine Eigenschaft mag der Geruch, das Gehör, der Tastsinn, die Höhe, die Breite, die Größe, die Farben usw. sein. Für Montessori ist es wichtig, dass es zunächst vom Einfachen zum Komplexen geht und erst dann zum Abstrakten.

Wir sollten daher immer Klarheit in den angebotenen Lernanregungen bewahren und einhalten. Gerade für unsere ganz Kleinen ist dies zunächst sehr wichtig. Ich kann hierfür auch gleich ein Beispiel liefern: Vor einiger Zeit habe ich eine ganz tolle Idee gesehen, die ich direkt umsetzen wollte. Es ging dabei um die Zuordnung der Farben und das Sortieren. Diese Idee erzeugte beim Herzkind aber nicht so recht den überspringenden Funken. Ich denke zum Einen war er sicherlich noch nicht bereit dazu, erst seit einiger Zeit merke ich wirklich sehr intensiv, dass er Farben auch benennen möchte. Zum Anderen habe ich hier keine wirkliche Isolation erzeugt. Die Dinge, die das Herzkind den jeweiligen Farbkästchen zuordnen sollte, waren sehr unterschiedlich. Ein wildes Sortiment an Haushaltsware und Spielzeug. Dies kann eindeutig zur Verwirrung führen.... "Soll ich nun die Klammern zusammen sortieren oder will Mama, dass die Bausteine in eine Kiste gehören?" Die Klarheit war nicht zu erkennen und gerade für den Anfang, sollte die Klarheit defintiv erkennbar sein. Bedeutet also: Damit ich die Farbe wirklich isolieren kann, muss alles andere gleich sein!

Am Wochenende habe ich mich also wieder einmal hingesetzt und eine weitere Idee aus dem Internet übernommen. Ich liebe diese Ideensammlung, man kann einfach aus dem Vollen schöpfen. Damit also alles gleich ist, müssen die verwendeten Materialien identisch sein. Damit die Farben isoliert sind, habe ich mich diesmal für verschiedenfarbige aber ansonsten gleiche Holzstäbchen entschieden. Die Behälter, in welche die Stäbchen sortiert werden sollen, sind ebenfalls exakt gleich! Keine unterschiedliche Höhe oder Breite.

Ich bot dies nun dem Herzkind an und diesmal klappte es wunderbar! Zum Einen wusste ich nun um das vorhandene Interesse für Farben, zum Anderen konnte er sich wirklich komplett auf die Farbe konzentrieren, nichts lenkte ab. Ein Holzstäbchen nach dem anderen, landete im richtigen Glas und wurde eins zunächt "falsch" gesteckt, konnte er den Fehler direkt erkennen und sortierte um. Auch ein weiterer Vorteil der Montessori-Materialien, den ich immer wieder gerne erwähne: die selbstständige Fehlerkontrolle! Die Kinder können immer (!) selbst erkennen, ob sie alles "richtig" gemacht haben oder ob an dem "Bild" etwas nicht stimmt. Ich finde das wirklich sehr toll und einleuchtend! Als Erwachsener kann man sich somit heraus nehmen und einfach beobachten. Ich habe das Herzkind bei seiner konzentrierten Versunkenheit gestern wirklich sehr gerne beobachtet und habe mich gefreut meinen eigenen "Denkfehler" erkannt zu haben, um dem Herzkind die Farben so näher bringen zu können.

Die obige zuerst verwendete Lernanregung ist dennoch nicht falsch! Wenn die Kinder wirklich sicher sind mit den Farben, wird es ihnen viel Spaß machen auch komplexe und abstrakte Zusammenhänge ermitteln zu können und somit auch verschiedene gleichfarbige Gegenstände in die passende Box sortieren.




Samstag, 1. November 2014

Wenn´s mal wieder länger dauert...

Gestern half mir das Herzkind beim Saubermachen der Meerschweinchen. Also genauer gesagt der Meerschweinchengehege... bis vor Kurzem erledigte ich das fast immer alleine... Mittwochs... am Oma-Opa-Tag... da hab ich meine Ruhe und werde schnell fertig. 

Das ist in der Regel die Intention von uns Erwachsenen. Aufgaben schnell und zügig erledigen und dann zur Nächsten. Das dies mit Kleinkind und Kindern allgemein so nicht mehr möglich ist, wissen glaube ich alle Eltern nur zu gut.

Nur was lernen unsere Kinder dabei? Nichts! Sie werden aus diesen Aufgaben ausgeschlossen und lernen nichts! Es bringt auch nichts solange zu warten, bis das Kind "so alt bzw. älter ist, dass es das nun auch endlich übernehmen kann"... denn jede Aufgabe muss zunächst erlernt und geübt werden. Egal in welchem Alter. Stellen wir uns doch mal Folgendes vor: Wir möchten einen Beruf erlernen und gelangen in unseren Ausbildungsbetrieb, der von uns auf der Stelle verlangt alles zu können, dies korrekt und bitte auch in einer angemessenen Zeit... wären wir überfordert? Würden wir dies ohne Erfahrungsschatz und dem Wissen tun können? Wie würden wir uns fühlen nach dieser Aufforderung?

Das Herzkind hat hin und wieder schon mithelfen können beim Saubermachen. Mal fiel der Oma-Opa-Tag aus, mal musste ich die Gehege mal an einem anderen Tag reinigen... aber immer wieder war mir und ist mir, der Oma-Opa-Tag am liebsten, denn dann geht alles schneller...

Nun, die sensible Zeit für das Unterstützen und helfen wollen beginnt jetzt schon, im Kleinkindalter! Wenn wir damit warten wollen, "bis sie es können", dann ist es zu spät. In der Pupertät ist es zu spät... kennen wir alle, stimmts? Jetzt haben wir die Chance, jetzt wollen unsere Kinder uns helfen, uns unterstützen und dabei lernen.

Natürlich wird das nicht schnell gehen, nicht zügig ablaufen, nicht von Anfang an korrekt funktionieren... ich hab darüber schon einmal einen Artikel über den Faktor Zeit geschrieben. Aber wenn nicht jetzt, wann dann?

Es wird natürlich immer Aufgaben geben, welche die Kinder alleine durch ihre motorischen Fähigkeiten noch nicht ausüben können.... vielleicht aber Teilschritte? 

Das Herzkind jedenfalls hat sich unheimlich gefreut, mal wieder bei der Reinigung der Meerschweinchengehege mithelfen zu dürfen. Als ich sagte, wir tun dies heute, schnappte er sich sein Schippchen und den Kehrbesen und folgte mir.
Ich sag euch, wir sahen beide aus wie panierte Schnitzel... aber immerhin, das Herzkind war ein stolzes und freudestrahlendes paniertes Schnitzel!
Immer wieder wiederholte er "Iiiii.... Meer... dauer...Mama!" Was soviel heißen soll, wie "Ich mach die Meerschweinchen sauber, Mama!" "Ich kann das schon!" Er war überglücklich helfen zu dürfen und sehr viel davon schon ganz alleine tun zu können. Er schippte dreckiges Einstreu aus dem Gehege, er brachte die Gehegeeinrichtung zum Reinigen ins Bad. Er half beim Verteilen des neuen Einstreus usw.

Ja, es dauerte gefühlte Stunden länger, da geb ich euch recht! Und sicherlich hätten wir noch einiges mehr im Haushalt erledigen können, in dieser Zeit. Aber was lernt unser Kind dabei? Auch nicht zu unterschätzen ist dabei die gemeinsame Zeit, die wir zusammen verbringen. Kinder sind gerne mit uns zusammen und wenn sie dabei noch Aufgaben selbstständig übernehmen dürfen, dann ist das für sie eine wundervolle Zeit. Sie brauchen keine "Spielstunden", wenn sie nur mit uns zusammen sind und gemeinsam etwas mit uns tun können. Dann sind sie glücklich.

Ich war jedenfalls mächtig stolz auf mein kleines Helferlein... irgendwann lass ich ihn den kompletten Haushalt schmeißen und lehne mich mit einer Tasse Kaffee zurück.... Träumen wird man doch wohl dürfen, oder?


Nicht die schönsten und qualitativ tollsten Bilder... aber nicht immer ist die Kamera zur Hand. Das Handy tut es auch, um solch wundervollen Momente einzufangen ♥