.... schallt es in meinen Ohren nach und es sticht in meinem Herz!
Ich habe mein Kind bei der Tagesmutter zurück gelassen! Er will nicht dort bleiben (noch nicht, hoffe ich), er möchte mit (min) der Mama wieder nach Hause! Oder eben mit ihr Arbeiten gehen. Denn das hat er nun verstanden, er muss zur Tagesmutter, weil Mama und Papa beide Arbeiten gehen.
Es fühlt sich alles so verdammt falsch an! Fremdbetreuung! Eigentlich sollte mein Kind mit nicht mal zwei Jahren noch bei mir sein oder innerhalb der Famile betreut werden. Vereinbarkeit von Familie und Beruf! Das ich nicht lache! Bei diesem Wortlaut werde ich derzeit immer aggressiver und frage mich zum wiederholten Mal, wieviele Mamas das wirklich befürworten und toll finden. Wieviele Mamas würden nicht lieber noch einige Jahre bei ihren Kindern Zuhause bleiben wollen, bis diese selbst enscheiden können, ob sie nun bereit dafür sind mit anderen Kindern in den Kindergarten zu gehen?
Zu diesem ganzen Dilemma stellt man dann so ganz nebenbei noch fest, dass der gewünschte Betreuungszeitraum auch garnicht so möglich ist, wie gedacht! Das Amt fördert die Stundenzahlen, die die Mutter arbeiten geht... soweit hatte ich das auch verstanden. Wir als Eltern legen den Rest drauf und wir dachten so naiv, dass wir alles weitere, was wir an Betreuungsstunden noch haben möchten, ebenfalls komplett oben drauf legen.... weit gefehlt, das Geld will das Amt nicht haben... obwohl sie die Arbeit mit dem Überweisen an die Tagesmutter ohnehin schon haben.... Weitere Betreungsstunden müsste ich mit meiner Tagesmutter direkt verrechnen... was sie wiederum nicht will, da sie dann Buch führen müsste usw.
Mein Plan eine etwas längere Betreuungszeit für den Zwerg zu haben, damit ich auch Plusstunden aufbauen kann für Notfälle, platzte plötzlich wie eine Seifenblase! Soviel zu Vereinbarkeit von Familie und Beruf, welches der Politik ihr liebster Leitsatz ist... schon wieder steigen Aggressionen in mir hoch...
Jetzt muss ich planen und umstrukturieren. Mittwochs bleibt der Oma-Opa-Tag. Montags hat mein Mann mit seinen Chefs einen Tag Homeoffice ausgehandelt, so dass er den Zwerg bei der Tagesmutter abholen kann. Zwei Tage an denen ich schon länger arbeiten kann. Meine Mama überlegt noch, ob sie selbst ihre Arbeitszeit um einen halben Tag kürzt, um den Zwerg auch mal abholen zu können usw.... Und so geht es nicht nur uns! Überall hört man dieses Jonglieren mit Betreuungsorten und Zeiten. Niemand in meinem Umfeld ist damit wirklich glücklich und die Mütter sind nicht glücklich ihre Kinder so früh abgeben zu müssen.
Ja, warum will ich denn überhaupt Plusstunden? Tja, was ist wenn die Tagesmutter mal krank ist und meine anderen Betreuungsoptionen nicht greifen? Ich gebe mein Kind sicherlich NICHT zu einer für ihn absolut unbekannten Tagesmutter, welche mir theoretisch bereitgestellt werden kann. Ich sehe schon jetzt welche Umstellung die derzeitige Eingewöhnung für mein Kind ist. Ich werde es nicht in eine fremde Umgebung bringen, zu fremden Menschen, fremden Kindern und ihn sich selbst überlassen! Was macht sowas mit Kinderseelen?
Als ich meinen Zwerg gestern bei der Tagesmutter wieder abholte, holte gerade eine andere Mama ebenfalls ihren Kleinen ab und schaute mich ganz mitfühlend an. Sie sagte, mein Zwerg wartet schon sehnsüchtig auf mich und ihr Kleiner hat auch sehr lange für die Eingewöhnung gebraucht... Prima! Das wollte ich hören und mein Herz wird schon wieder schwer!
Wenn ich ihn abhole, riecht der Zwerg nach der Tagesmutter. Er drückt sich ganz fest an sie und kuschelt viel mit ihr. Sie singen und lesen zusammen und er beobachtet alles von ihrem Schoß herab. Ich bin wirklich froh, dass wir 8 Wochen Zeit für die Eingewöhnungszeit haben. Die wird den wenigstens Kindern ermöglicht bzw. ist von Seiten der Eltern machbar, denn der Arbeitgeber und das Geld rufen... 4 Wochen sind schon um...
Ja, das liebe Geld! Wenn ich noch die Generation meiner Eltern (West-Deutschland, das muss ja erwähnt werden) höre... haben nur die wenigsten Mütter "arbeiten" müssen... sie konnten problemlos bis zur Kindergartenzeit daheim bleiben, nebenbei wurde noch ein Haus abbezahlt und dazu reichte ein Gehalt, meist das vom Vater... und Elterngeld gab es damals nicht! Wenn die Kinder dann im Kindergarten waren, überlegten die Mütter ob sie vielleicht nicht doch wieder Halbtags arbeiten gehen. So ein kleines Zubrot, eine kleine Unabhängigkeit, vielleicht auch mal ein Urlaub wäre natürlich nicht schlecht. Aber es war in vielen Fällen kein Muss, kein Zwang, keine Notwendigkeit. Aber ab dieser Zeit begann schon der Wandel seinen Lauf zu nehmen... keinen Guten...
Jetzt werden viele Mütter in eine Rolle hineingedrückt, die sie so nicht wollen! Nicht für sich und nicht für ihre Kinder und ihre Familie. Sie sollen früh, am besten direkt nach dem Mutterschutz wieder arbeiten gehen... Elterngeld Plus, ihr versteht... und nebenbei noch mit Kindern und Haushalt jonglieren... die moderne Frau von heute schafft das ja... und die moderne Frau von heute will das ja... man möchte sich ja nun nichts hinterher sagen lassen oder schlechter abschneiden als die männlichen Kollegen... wörks.... Ganz ehrlich, es gibt eben nun mal Mann und Frau und wir können niemals "gleich sein"... ich würde am liebsten ausbrechen aus diesem schrecklichen System, für mich, mein Kind (zukünftig vielleicht Kinder...) und meine Familie... so recht, weiß ich aber leider noch nicht wie!
Ich beneide alle Frauen, die diese Vereinbarkeit wirklich schaffen, gerade auch die, die in ihrer Elternzeit den Absprung geschafft haben und sich eigene Existenzen aufbauen konnten. Wow! Mich beeindruckt das immer wieder schwer und freue mich sehr darüber! Ja, ich hab so ein paar Gedanken... ob die sich realisieren lassen und wann?
Jetzt bleibt nur das was vor mir liegt und damit muss ich nun das Bestmögliche herausholen. Mein Kind feste knuddeln, wenn ich es wieder von der Tagesmutter abhole, den restlichen Tag schön mit ihm gestalten, Vorkehrungen für die Weihnachtszeit/seinen Geburtstag und den baldigen Wieder-Einstieg in die Berufswelt treffen und darauf hoffen, dass doch alles gut und passend wird...