Donnerstag, 7. Januar 2016

Zuhause geboren - hinein ins Glück!

"Endlich ist sie da!"

Das waren die Worte des Zwerges, als er seine kleine Schwester erblicken durfte und sie ausgiebig bestaunte und streichelte. Endlich! 

Auch ich empfand tiefe Dankbarkeit darüber, dass sich die Maus nun auf den Weg zu uns gemacht hat und somit eine schöne und doch streckenweise auch anstrengende Schwangerschaft sein wundervolles und wunderschönes Ende fand.

Das unsere kleine Maus noch im alten Jahr auf die Welt kommen möchte, damit hat niemand mehr gerechnet. Wir hatten uns schon auf die Ankunft im neuen Jahr eingestimmt und vor allem, hätten wir niemals damit gerechnet, wie schnell es die Maus dann plötzlich doch noch hatte.

Damit möchte ich nun mit dem eigentlichen Geburtsbericht beginnen, um mich immer an diesen Tag erinnern zu können, an dem wir unser zweites Wunder in unsere in Liebe ausgestreckten Arme empfangen konnten.

Dienstag, der 29.12.2015

Ich hatte an diesem Tag wieder geburtsvorbereitende Akkupunktur. Zum dritten Mal. Schon in der letzten Schwangerschaft hat dies gut bei mir angeschlagen. Meine Hebamme fragte mich, ob wir diesmal auch die kleinen Fußzehen mitstechen sollen, da diese für die Wehen zuständig wären. Natürlich! Wehen! Lieber jetzt als später! Also gerne! Rein mit den Nadeln!
Der Zwerg begleitete mich an diesem Tag, er wollte unbedingt mit. Er war von Anfang an, immer sehr interessiert an der Schwangerschaft und der Aussicht eine Geschwisterchen zu bekommen. In dem Raum befanden sich noch einige weitere Frauen und "alle hatten dicke Bäuche" wie der Zwerg richtigerweise feststellte. Er unterhielt uns alle gut, mit seinen vielen, vielen und sich immer wieder wiederholenden Fragen zur Akkupunktur. Warum, Wieso, Weshalb... damit gehen 20 Minuten Wartezeit auch schnell rum...
Noch am Abend bemerkte ich, wie mein Bauch begann hart zu werden und ein leichtes Ziehen gesellte sich hinzu. Senkwehen? Übungswehen? Keine Ahnung!

Mittwoch, der 30.12.2015

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch, merkte ich immer wieder dieses leichte Ziehen. Aber wie es kam, so ging es auch wieder. Der Bauch wurde auch mal hart. Mein Mann überlegte, ob der Bauch vielleicht doch etwas nach unten gegangen ist, aber es passierte nichts! Da ich ihn morgens noch über meinen Zustand unterrichtet hatte, war er während der Arbeit entsprechend neugierig und fragte immer wieder nach, wie es mir geht. Ich versicherte ihm, heute wird kein Baby kommen. Er merkte an, dass meine Hebammen gesagt haben, ich soll bitte rechtzeitig Bescheid geben, falls doch Wehen einsetzen sollten, denn beim zweiten Kind geht es in der Regel alles etwas schneller und ich hätte mich schon beim ersten Kind recht spät gemeldet.... wie knapp ich mich dann doch melden würde, damit hätte ich dann doch nicht gerechnet!

Donnerstag, der 31.12.2015, der Vormittag

Ruhe! In der Nacht hatte ich überhaupt kein Ziehen und am Vormittag merkte ich zunächst nichts. Die kleine Maus turnte noch in mir herum, als hätte sie dort noch jede Menge Platz und somit noch keine Veranlassung den gemütlichen Bauch der Mama überhaupt verlassen zu wollen. Noch um 16 Uhr postete ich ein Bild von meinem völlig schiefen Bauch in Facebook. Leichtes Ziehen meldete sich immer mal wieder, aber keine Veränderung zu den letzten Tagen. Für mich stand fest, noch immer keine Anzeichen auf eine Geburt am heutigen Tag!

Donnerstag, der 31.12.2015, Abendessen

Um 18 Uhr fotographiere ich noch unser Abendessen und poste auch dies für meine Facebook-Leser. Während des Essens merke ich auf einmal doch, wie das Ziehen stärker wird und ich mich dabei  etwas gerader auf den Stuhl setzen musste... hm... Mein Mann schaute mich schon wissend an und begann zu überlegen, ob die Maus nun doch noch im alten Jahr kommen möchte? Nein! Bestimmt nicht!

Nach dem Abendessen, räumten wir alles ab, verstauen die Reste und putzen die Küche. Irgendwie fange ich nun doch an, während dieses "Ziehens" kurz innehalten zu müssen. Hm... Ich kümmere mich noch um meine Meerschweinchen, bringe ihnen ihr Frischfutter und wir machen den Zwerg fertig für die Nacht. Immerhin ist er schon hundemüde, sagt er. 

Donnerstag, der 31.12.2015, ab 19 Uhr

Zurück im Wohnzimmer will ich mich nicht auf die Couch legen, ich will laufen! Aha! Sollte ich mir nun doch langsam eingestehen, dass da doch mehr sein könnte? Es ist nach 19 Uhr und ich wollte mich doch eigentlich auf einen gemütlichen Fernsehabend einstellen! Ich tigerte im Wohnzimmer auf und ab. Papa und Sohn spielten "Obstgarten" und beobachteten mich dabei. Zunächst atmete ich kaum merklich mehr, wenn das Ziehen wieder zu spüren war... dann plötzlich musste ich doch etwas mehr atmen... ich holte mein Smartphone und schaute auf die Uhr. Alle 2 Minuten (!) kam dieses Ziehen nun schon. Ich berichtete meinem Mann und dieser fragte, ob wir nicht mal unsere Hebamme anrufen wollen? Nein, will ich nicht. Ich laufe einfach noch etwas weiter!

Ok, das Ziehen wird noch heftiger... ich sollte wohl doch mal meine Hebamme anrufen, immerhin ist Silvester, wer weiß, was sie für heute noch geplant hat! Um 19.42 Uhr rufe ich also an und berichte von meinem Zustand und das es mir eigentlich ganz gut geht. Immerhin kann ich noch problemlos sprechen und das Ziehen ist auszuhalten und zu veratmen. Meine Hebamme fragte mich, wie lange eine Wehe, also das Ziehen, denn dauern würde? Ich überlegte kurz und schätzte 10 - 15 Sekunden. Sie sagt, falls ich sie doch brauche, soll ich mich wieder melden. Später berichtet sie mir, sie wollte gerade die Haustür hinaus und entschied sich dann doch das Auto zu nehmen, anstatt zu Fuß zur geplanten Silvesterfeier zu gehen.

In dieser Zeit rief ich dann auch gleich noch meine Mama an. Sie war mein Plan B, falls dem Zwerg doch alles zuviel werden würde und Ablenkung braucht. Meine Mama war direkt sehr aufgeregt und saß nun auf glühenden Kohlen.

Ich kam nun doch ins Überlegen und begann die Dauer einer Wehe mit dem Smartphone abzustoppen. Ja, ich gestand mir nun ein, es sind Wehen! Ich stoppte und auf der Stoppuhr stand: 35 Sekunden! Oh! Ich stoppte die nächste Wehe und da stand: 40 Sekunden! Ähm... ich stoppte weiter und die längste Wehe dauerte sogar 45 Sekunden. Ich musste mittlerweile richtig lange und tief veratmen und lief immer weiter und weiter im Wohnzimmer herum. Ich beauftragte meinen Mann, wieder bei unserer Hebamme anzurufen, sie muss nun doch kommen! Es war 20.03 Uhr!

Donnerstag, der 31.12.2015, ab 20 Uhr

Nach dem Telefonat schnappte sich mein Mann den Zwerg und sie bereiteten gemeinsam alles vor. Sie legten das Malervlies im Schlafzimmer aus, im Bad räumten sie die hellen Badvorleger weg und holten alte Handtücher. Im Wohnzimmer lief ich weiterhin umher und sobald eine Wehe kam, stützte ich mich nun an die Couch und veratmete. Als der Zwerg herunter kam, fragte er mich sofort was ich da machte und wollte auf meinen Rücken krabbeln, bot sich ja an... ich erklärte ihm schnell, dass das leider nicht geht. Seine Schwester will nun bald kommen und mir tut deswegen der Bauch weh. Er streichelte mir den Rücken und blieb press an meiner Seite.
Um 20.20 Uhr klingelte es und meine Hebamme kam herein. Ein Glück war Silvester und die Straßen leer, sie war ruckzuck da! 
Wir gingen gemeinsam hinauf ins Schlafzimmer, wo ich schnell noch eine Wehe veratmete, danach untersuchte sie mich. Der Muttermund war schon 5 cm auf... 1cm weniger als beim Zwerg... das könnte also noch dauern... so dachte ich... Meine Hebamme merkte noch an, die Fruchtblase ist zum Zerreißen gespannt, wenn die platzt, dann schwimmt hier alles.... öhm... ok... ich krabbelte wieder von meinem Bett herunter und kniete mich lieber vor das Bett und stützte mich daran ab.
Ich veratmete weiterhin Wehen und es drückte schon sehr nach unten. Der Papa und der Zwerg machten es sich auf dem Bett gemütlich und der Zwerg kommentierte und hinterfragte alles. Und ich meine damit wirklich ALLES! Der Papa war schwer beschäftigt, im Rede und Antwort zu stehen und ihn daran zu hindern nicht unter mich zu krabbeln, damit er sich auch wirklich alles genau ansehen kann. 
Die nächste Wehe kam und plötzlich machte es "PLATSCH". Die Fruchtblase platzte um 20.40 Uhr und es ergoß sich ein See aus grünbraunem Fruchtwasser unter mir. Ich konnte mich kaum über diese Menge wundern, schon begann ein unbeschreiblicher Druck nach unten und ich merkte, wie sich der Kopf der Kleinen durch den Abgang des Fruchtwassers in den Kanal hineingeschoben hat... man könnte es auch hineingeschossen nennen. Die Presswehen begannen sofort und ich krallte meine Hände in die Decke und presste. Zack war der Kopf geboren! Und mit den nächsten zwei Wehem kam dann auch der Körper hinterher! Es war 20.42 Uhr! 
Mit dem Körper kam nochmals Fruchtwasser und da lag sie nun, vor mir, dieses kleine nasse Bündel Leben und schrie sofort los. Ich war so beeindruckt, über diese kurze, schnelle und machtvolle Geburt, ich war völlig euphorisch und grinste nur noch. Ich nahm meine Tochter auf und presste sie an mich. In diesem Moment verselbstständigte sich das Fruchtwasser und lief unter das Bett... mein Mann und die Hebamme hechteten hinterher und wischten schnell alles auf. 

Ich krabbelte mit meinem kleinen Baby auf das Bett und lächelte meinen Sohn an, der völlig fasziniert von allem war. Er setzte sich neben mich und kuschelte sich in meinen Arm und beobachtete genau wie ich, dieses kleine Menschlein, welches es plötzlich so eilig hatte auf diese Welt zu kommen.
Nachdem die Nabelschnur auspulsiert war, haben Papa und Sohn diese gemeinsam durchgeschnitten und gingen dann hinunter um den Sekt zu holen. Diesmal hatten wir schon frühzeitig vorgeplant und der Sekt stand auch wirklich kalt. Beim Herzkind wurden wir damals noch überrascht und hatten nur warmen Sekt zum Anstoßen. Für den Zwerg gab es Sprudel und wir stießen alle gemeinsam an!

Nur die Plazenta, die wollte mal wieder nicht kommen. Erst nach Akkupunktur und Homöophatie kam diese um 21.25 Uhr auch endlich. Genau zu diesem Zeitpunkt rief dann auch meine andere Hebamme an, welche leider mit Grippe im Bett lag und nicht mitkommen konnte. Sie war ganz frustriert, so eine schnell und komplikationslose Geburt verpasst zu haben. Mit ihr hatte ich damals besprochen, dass ich gerne einen Teil der Plazenta essen wollte. Sie hatte während des Geburtsvorbereitungskurses davon gesprochen und das dies sehr gut helfen soll bei Nachwehen, dem Milcheinschuss, gegen Wochenbettdepressionen und das dies die Rückbildung der Gebärmutter beschleunigt. Warum also nicht? Ursprünglich sollte das Stück Plazenta in einen Smoothie verarbeitet werden, darauf wollte ich jetzt aber nicht warten. Meine Hebamme schnitt also einen Stück ab, legte es mir auf einen Löffel und ich schluckte es unzerkaut mit einem großen Schluck Sekt hinunter. Das war dann wohl das Adrenalin! Ich schmeckte nichts und hatte auch keinen Ekel und ich muss sagen, die Plazenta hilft wirklich!

Nachdem nun auch dies erledigt war, wurde die kleine Maus vermessen, abgehört und gewogen. Wie ich mir schon dachte, war sie etwas kleiner und leichter als ihr Bruder. 3400 Gramm Lebensgewicht, 51cm groß und ein süßes Köpfchen von 34cm. Etwas Fruchtwasser musste nochmals abgesaugt werden, ansonsten war sie fit und munter und stillte direkt problemlos.

Nun konnte ich auch endlich duschen gehen und der Papa kümmerte sich mit dem Bruder um die kleine Schwester. Nach dem Duschen, zog ich mich an und kroch zu meiner kleinen Familie ins Bett. Der Zwerg war total überdrehte und lief im Schlafzimmer auf und ab. Meine Hebamme räumte alles fertig auf und verabschiedete sich um 22 Uhr! Ihre Familie war ganz überrascht als diese so früh wieder Zuhause war und ich freute mich für sie, dass sie ebenfalls Silvester feiern konnte.

Als hier nun wieder Ruhe einkehrte, überkam auch den Zwerg die Müdigkeit und er kuschelte sich in unsere Mitte. Schnell riefen wir noch die Großeltern an. Meine Mama und mein Papa atmeten auf, immerhin warteten sie die ganze Zeit schon auf Instruktionen und meine Schwiegereltern waren freudig überrascht im alten Jahr nochmal Großeltern zu werden. Danach lasen wir dem Zwerg zwei Geschichten vor und schon war er im Träumeland. Mein Mann ich ich, lagen nun im Bett, zwischen uns unsere beiden Kinder und das neue Jahr vor der Tür. Dieses Glücksgefühl ist einfach unglaublich unbeschreiblich!

Auch diese zweite Hausgeburt war wundervoll. Sie war so wie ich sie mir vorgestellt habe. Ok, vielleicht etwas schneller, aber so wollte ich es auch. Eine schnelle, selbstbestimmte, machtvolle Geburt. Geborgen und sicher in unserem Zuhause. Ich bin glücklich und stolz, diese Geburt so erlebt haben zu dürfen und sie trägt mich! Sie macht mich stark! Stark für meine kleine Familie, die nun um ein weiteres kleines, zuckersüßes Mitglied angewachsen ist. Eine Tochter! Meine Tochter! ♥