Letzte Woche war ich zu einer Zwischenuntersuchung bei meiner Kinderärztin. Also eigentlich war ich bei meiner Kinderärztin... herein kam dann der alte Kinderarzt, der eigentlich schon in Rente ist und wohl trotzdem gerne noch ab und an aushelfen möchte.
Bisher hatte ich mit ihm keine Probleme. Bisher hatte ich aber auch keine Probleme, die ich mit ihm hätte besprechen müssen. Also keine Auffälligkeiten, keine schlimmen Krankheiten... ich musste einfach nur zu den U-Untersuchungen kommen, mir die Bestätigung abholen, dass alles gut ist und konnte wieder mit den Kindern nach Hause gehen.
Nun ist das Schlafverhalten der Tochter nicht das Beste. Tagsüber schläft sie schlecht, bis wenig, bis kaum und auch Nachts ist sie meist stündlich wach, schläft schlecht wieder ein, kann auch mal zwischendrin ein paar Stunden wach sein usw. Gefühlt komme ich hier also an eine Grenze und mit dem Besuch bei der Osteophathin bestätigte es sich, dass bei der Tochter Blockaden und Verspannungen das schlechte Schlafverhalten begünstigten.
Ich erzählte dies auch dem Kinderarzt, der daraufhin nur abwinkte und meinte ich solle die Kleine doch einfach mal bei den Großeltern abgeben und ein Wochenende mal ausschlafen. Ich erklärte ihm, dass sie sich nicht von den Großeltern beruhigen lässt, in keinster Weise. Selbst mein Mann kann sie kaum beruhigen, Abends schon garnicht. Auch hier winkte der Kinderarzt nur ab, das würde schon funktionieren... aha...
Und ob ich denn das Buch "Jedes Kind kann schlafen lernen" kennen würde? Das würde er mir empfehlen. Damit disqualifizierte er sich entgültig bei mir und ich baute mich vor ihm auf und erklärte ihm, dass ich mein Kind sicherlich nicht schreien lassen werde, wenn es mich braucht!
Dann wäre mein Leidensdruck noch nicht groß genug, entgegnete er mir. Ich musste mich nun wirklich zurück halten (denn mein Sohn war auch dabei) und sagte ihm, dass schließlich Blockaden und Verspannungen gefunden wurden und wir meiner Tochter nun helfen wollen und das mein Leidensdruck hierbei so groß nicht werden kann, dass ich dieses Buch zu Rate ziehen würde. Ich verabschiedete mich, ging zur Anmeldung und forderte dort, dass für die Zukunft vermerkt ist, dass ich nur noch zur Kinderärztin möchte, die immerhin diese Praxis auch übernommen hat. Mein Sohn will sowieso nur noch zu ihr. Er hat wohl schon viel früher verstanden, was er von diesem Mann zu halten hat, als ich selbst.
Wenn ich daran zurück denke, werde ich immer noch so sauer. Zum Einen, da ich im Grunde keine Hilfe für meiner Tochter bekommen hatte. Den Erkenntnissen meiner Osteophathin wurden garkeine Beachtung geschenkt, also das hier eben wirklich Schmerzen und Unwohlsein, das Schlafverhalten beeinflussen könnten und zum Anderen werden mit uralten und überholten "Weissheiten" um sich geschmissen, die nachweislich den Kindern schaden und verzweifelte Eltern noch mehr verzweifeln lassen, da sie ihre Kinder schreien lassen sollen.
Hier werden Bindungen zwischen Eltern und Kindern zerstört. Das kindliche Vertrauen in die Eltern. Das Wissen des Kindes, wenn ich rufe, wenn es mir nicht gut geht, dann kommen meine Eltern, dann sind sie für mich da. Das wird mit Schreienlassen, mit dem Ignorieren der kindlichen Bedürfnisse zerstört.
Dieser Kinderarzt ist in Rente und da ist er auch genau richtig! Es macht mich sehr traurig, da ich im Grunde weiß, diese Situation ist kein Einzelfall. Sie steht symbolisch für viele Eltern, die Hilfe suchen bei Fachpersonen und diese Hilfe dort aber nicht bekommen werden. Dort ist oft noch das Kind der Tyrann und das Kind hat zu funktionieren. Deren Bedürfnisse wird dabei wenig bis keine Beachtung geschenkt. Ich will damit sagen, wir Eltern müssen auch auf uns hören, vielleicht andere Wege gehen, nach DER geeigneten Hilfe für uns und unsere Kinder suchen, wenn wir sie brauchen. Manchmal kann die Suche auch länger dauern. Die erste Hilfe oder Meinung, muss jedenfalls nicht die Richtige sein.