Seit Tagen sitze ich an diesem Artikel und bekomme ihn nicht fertig. Es ist solch ein emotionales Thema. Man wird mit Gefühlen konfrontiert, die man zuvor nicht kannte und mit denen man nun lernen muss umzugehen. Gestern erschien dann von Verena von "Der Stillzwerg" ein ähnlicher Artikel, die schon so vieles beschreibt was auch ich empfinde. Dennoch will ich meinen Artikel nun zu Ende bringen, denn diese Gefühle sind real, sie sind da und sie müssen niedergeschrieben werden:
Bevor die Tochter unsere Familie erweiterte und unser Leben
bereicherte, war der Sohn unser einziges Kind. All unsere Aufmerksamkeit,
unsere Liebe und unsere gemeinsame Zeit verbrachten wir mit ihm.
Wenn er spielen wollte, konnten wir mit ihm spielen. Wenn er
Hunger hat, konnten wir mit ihm in die Küche gehen. Wenn es ihm nicht gut ging,
konnten wir ihn uneingeschränkt und sofort trösten und bei ihm sein. Wenn er
einen Kuscheltag brauchte, dann konnten wir ihm unsere Nähe und ganz viel Zeit
zum Zuhören geben.
Natürlich konnten die Wünsche des Sohnes und auch so manches
Bedürfnis, auch vor der Tochter nicht immer sofort erfüllt werden. Immerhin, er
war kein Baby mehr und verstand es auch,
kurz warten zu müssen oder das auch mal dringende Arbeiten auch mal vor
dem gemeinsamen Spielen erledigt werden mussten. Oft machte es ihm aber auch
Spaß mitzuarbeiten und zu helfen, so dass auch dies gemeinsam verbrachte Zeit war.
Nun ist die Tochter da, seine Schwester und damit ein
kleines Menschlein mehr, mit ganz eigenen und nicht weniger wichtigen Bedürfnissen. Gerade jetzt in der Babyzeit ist es für sie sehr wichtig, dass umgehend auf ihre Bedürfnisse nach Wärme, Geborgenheit und Hunger eingegangen wird. Hier entsteht das Urvertrauen. Hier lernt sie, dass auf sie als Mensch, egal wie klein sie ist, auch eingegangen wird. Als kleines Baby ist das Warten müssen, noch keine Alternative. Wenn auf die Bedürfnisse eines Babys nicht prompt eingegangen wird, dann kennt es nur eines: Schreien!
Und wir wissen alle was das Schreien mit uns macht! Es kann uns je nach vorliegender Situation mehr oder weniger in Streß versetzen und auf alle Fälle ist uns wichtig, dass es aufhört. Also geht in vielen Situationen das Baby vor. Das Geschwisterchen muss warten.
Und da sind wir an dem Punkt angekommen, der mich so bedrückt. Der mir wirklich weh tut und mich Abends im Bett auch schon weinen ließ. Ich muss meinen Sohn, meinen Erstgeborenen bitten zu warten. Er macht das wirklich toll, er ist so ein verständnisvoller großer Bruder und doch gibt es auch für ihn Situationen, in welchen er so dringend die Mama bräuchte. Gerade Abends, wenn der Tag zu Ende geht. Wenn viele Kinder anhänglicher werden, kuschelbedürftig sind. Wenn sie die Sicherheit ihrer Eltern zum Einschlafen brauchen oder wenn sie aufwachen.
Nun habe ich zwei Kinder und eines davon braucht mich Abends dringender. Die kleine Tochter. Sie wird gestillt. Sie ist noch ein Baby, welches sich noch viel weniger regulieren kann, als ein Kleinkind. Ihr fällt es noch so viel schwerer Abends loszulassen vom Tag und den Übergang in den Schlaf zu finden. Oft kann ich den Sohn daher nicht in den Schlaf begleiten. Ungern nimmt der Sohn dann den Papa als Alternative. Er ist traurig hier auf seine Mama verzichten zu müssen. Und für mich ist es so unendlich traurig, in seine Augen blicken zu müssen und ihm dieses Bedürfnis nicht erfüllen zu können.
Noch schlimmer finde ich es, wenn wir alleine sind. Wenn der Papa geschäftlich über Nacht verreist ist und ich zwei kleine Kinder alleine ins Bett bringen muss. Die beide noch so viele Nähe beim Einschlafen brauchen. Wenn der Sohn dann weint, weil ich nicht mit ihm Kuscheln kann, er im Grunde traurig neben uns sitzt, während ich seine Schwester versuche in den Schlaf zu stillen, dann würde ich in diesen Momenten am liebsten mitweinen.
Leider konnte ich einen guten Weg, der gleichzeitigen Einschlafbegleitung noch nicht finden. So einfach macht es uns die Tocher nämlich nicht, dass ich während ich sie stille, dem Sohn eine Geschichte vorlese, ihm dann mit einer Hand streicheln und in den Schlaf begleiten könnte. Wenn sie nicht wirklich hundemüde ist, kämpft sie lange gegen das Einschlafen an. Das ist ein unruhiges Einschlafen und ich muss mich voll konzentrieren.
Ich denke in diesen Situationen nicht darüber nach, ob ein Geschwisterchen für meinen Sohn eventuell die falsche Entscheidung war. Denn das war sie nicht. Ich sehe die unendliche Liebe meines Sohnes für seine Schwester. Er knuddelt sie so oft am Tag und würde selbst auch nicht wollen, dass sie weint. Diese beiden Kindern zusammen aufwachsen zu sehen und zu wissen, sie werden sich immer haben, ist ein großes Geschenk, was wir ihnen als Eltern gegeben haben.
Dennoch bin ich froh, wenn die kleine Tochter selbstständiger wird. Wenn sie sich mehr alleine beschäftigen kann. Wenn ich wieder mehr Zeit habe, mich auch mit dem Sohn zu beschäftigen zu können. Wenn ich ihn nicht sagen muss, dass er warten muss, obwohl ich sehe wie dringender auch er mich gerade bräuchte und wie unendlich traurig seine Augen dabei schauen und natürlich wie traurig seine Seele in diesem Momenten ist.
Niemals hätte ich gedacht, dass diese erste Zeit so schwierig werden kann. Jedem Kind gerecht zu werden und dabei keines ständig oder öfters als das andere Kind zurückstellen zu müssen. Ich dachte es würde einfacher werden. Gerade in der Babyzeit. Baby im Tuch, überall mit dabei und alle Hände frei für den Sohn. Aber so ist es leider nicht. Hier sieht man wieder wie unplanbar das Leben doch ist und wie individuell wir Menschen sind, egal wie klein wir sind.
Ich als Mutter muss lernen, dass ich mit meinem Sohn niemals mehr so intensiv die Zeit verbringen kann, wie es noch vor der Schwester war. Das ich eben nicht alles perfekt machen kann und es manche Situationen am Tag geben wird, in denen ich abwägen muss. In denen ein Kind, mit einem dringenderem Bedürfnis vorgehen wird. Ich werde lernen müssen, dass das Warten müssen in vielen Situationen für meinen Sohn garnicht so schlimm ist, wie ich es vielleicht selbst empfinde. Er wächst auch daran und sieht, wie jeder von uns in der Familie in seinen Bedürfnissen ernst genommen wird. Ich werde lernen müssen, dass ich mich dabei nicht schlecht fühlen muss. Niemand von uns kann sich aufteilen und jedem alle Wünsche erfüllen, auch nicht alle Bedürfnisse.
Es ist nicht einfach. Es wirkt, als würde man die heile Welt des Erstgeborenen irgendwie zerbrechen. Ihm etwas wegnehmen, dass er bisher immer hatte und auf was er sich verlassen konnte. Es wird mich wohl noch lange schmerzen, wenn ich dabei seine traurigen Augen sehe und wenn ich es nicht bin, die ihn dann trösten kann.
Das sind Gefühle, auf welche einen niemand vorher vorbereitet. Von denen man vorher nichts ahnen kann und sie sich aber auch nicht vorstellen könnte. Dieses Gefühl der Zerissenheit zwischen seinen Kindern und noch viel mehr das schlechte Gewissen seinem erstgeborenen Kind gegenüber. Ja, diese Gefühle sind es wohl, die so manche Eltern doch vorher schon greifen können, in einem gewissen Umfang. Die sie dazu veranlassen zu sagen, sie wollen kein zweites Kind mehr. Sie wollen diese Gefühle niemals fühlen müssen.
Oft habe ich dies schon gelesen und oft dachte ich mir: Was ein Blödsinn! Man trägt nicht nur Liebe für einen Menschen im Leben in sich. Sie wird immer mehr werden. Sie wird sich auf alle wichtigen Menschen im Leben und auch auf jedes weitere Geschwisterkind ausdehnen. Und ja, das stimmt auch. An Liebe für alle mangelt es nicht. Niemals! Meine Liebe ist überschäumend für meine Kinder und darum tut es wohl auch so verdammt weh, wenn man manchmal eines zurückstellen muss. Wenn es warten muss. Und ganz besonders natürlich im Moment mein Erstgeborener, mein Sohn. Der doch eigentlich selbst noch so klein ist und noch so viel Mama braucht.
Das sind Gefühle, die nun da sind, die niemals ganz weg gehen werden. Die mich aber auch niemals daran gehindert hätten, mein zweites Kind, meine wundervolle Tochter zu bekommen. Diese Gefühle sind da, aber sie sind nicht den ganzen Tag da. Die meiste Zeit des Tages überwiegt die Freude, das Lachen, das Glücklich sein, über zwei wundervolle kleine Kinder, die das eigene Leben so durcheinander werfen, aber auch so unendlich bereichern. Niemals würde ich es anders haben wollen, jede Facette dieses Lebens gehört dazu. Auch Warten gehört dazu.
Weitere Artikel zu diesem Thema findet ihr hier:
Geborgen Wachsen - Das erste Jahr als Zweifach-Mama
Nestling - Warum ich gerne Mutter von zwei Kindern bin
Und da sind wir an dem Punkt angekommen, der mich so bedrückt. Der mir wirklich weh tut und mich Abends im Bett auch schon weinen ließ. Ich muss meinen Sohn, meinen Erstgeborenen bitten zu warten. Er macht das wirklich toll, er ist so ein verständnisvoller großer Bruder und doch gibt es auch für ihn Situationen, in welchen er so dringend die Mama bräuchte. Gerade Abends, wenn der Tag zu Ende geht. Wenn viele Kinder anhänglicher werden, kuschelbedürftig sind. Wenn sie die Sicherheit ihrer Eltern zum Einschlafen brauchen oder wenn sie aufwachen.
Nun habe ich zwei Kinder und eines davon braucht mich Abends dringender. Die kleine Tochter. Sie wird gestillt. Sie ist noch ein Baby, welches sich noch viel weniger regulieren kann, als ein Kleinkind. Ihr fällt es noch so viel schwerer Abends loszulassen vom Tag und den Übergang in den Schlaf zu finden. Oft kann ich den Sohn daher nicht in den Schlaf begleiten. Ungern nimmt der Sohn dann den Papa als Alternative. Er ist traurig hier auf seine Mama verzichten zu müssen. Und für mich ist es so unendlich traurig, in seine Augen blicken zu müssen und ihm dieses Bedürfnis nicht erfüllen zu können.
Noch schlimmer finde ich es, wenn wir alleine sind. Wenn der Papa geschäftlich über Nacht verreist ist und ich zwei kleine Kinder alleine ins Bett bringen muss. Die beide noch so viele Nähe beim Einschlafen brauchen. Wenn der Sohn dann weint, weil ich nicht mit ihm Kuscheln kann, er im Grunde traurig neben uns sitzt, während ich seine Schwester versuche in den Schlaf zu stillen, dann würde ich in diesen Momenten am liebsten mitweinen.
Leider konnte ich einen guten Weg, der gleichzeitigen Einschlafbegleitung noch nicht finden. So einfach macht es uns die Tocher nämlich nicht, dass ich während ich sie stille, dem Sohn eine Geschichte vorlese, ihm dann mit einer Hand streicheln und in den Schlaf begleiten könnte. Wenn sie nicht wirklich hundemüde ist, kämpft sie lange gegen das Einschlafen an. Das ist ein unruhiges Einschlafen und ich muss mich voll konzentrieren.
Ich denke in diesen Situationen nicht darüber nach, ob ein Geschwisterchen für meinen Sohn eventuell die falsche Entscheidung war. Denn das war sie nicht. Ich sehe die unendliche Liebe meines Sohnes für seine Schwester. Er knuddelt sie so oft am Tag und würde selbst auch nicht wollen, dass sie weint. Diese beiden Kindern zusammen aufwachsen zu sehen und zu wissen, sie werden sich immer haben, ist ein großes Geschenk, was wir ihnen als Eltern gegeben haben.
Dennoch bin ich froh, wenn die kleine Tochter selbstständiger wird. Wenn sie sich mehr alleine beschäftigen kann. Wenn ich wieder mehr Zeit habe, mich auch mit dem Sohn zu beschäftigen zu können. Wenn ich ihn nicht sagen muss, dass er warten muss, obwohl ich sehe wie dringender auch er mich gerade bräuchte und wie unendlich traurig seine Augen dabei schauen und natürlich wie traurig seine Seele in diesem Momenten ist.
Niemals hätte ich gedacht, dass diese erste Zeit so schwierig werden kann. Jedem Kind gerecht zu werden und dabei keines ständig oder öfters als das andere Kind zurückstellen zu müssen. Ich dachte es würde einfacher werden. Gerade in der Babyzeit. Baby im Tuch, überall mit dabei und alle Hände frei für den Sohn. Aber so ist es leider nicht. Hier sieht man wieder wie unplanbar das Leben doch ist und wie individuell wir Menschen sind, egal wie klein wir sind.
Ich als Mutter muss lernen, dass ich mit meinem Sohn niemals mehr so intensiv die Zeit verbringen kann, wie es noch vor der Schwester war. Das ich eben nicht alles perfekt machen kann und es manche Situationen am Tag geben wird, in denen ich abwägen muss. In denen ein Kind, mit einem dringenderem Bedürfnis vorgehen wird. Ich werde lernen müssen, dass das Warten müssen in vielen Situationen für meinen Sohn garnicht so schlimm ist, wie ich es vielleicht selbst empfinde. Er wächst auch daran und sieht, wie jeder von uns in der Familie in seinen Bedürfnissen ernst genommen wird. Ich werde lernen müssen, dass ich mich dabei nicht schlecht fühlen muss. Niemand von uns kann sich aufteilen und jedem alle Wünsche erfüllen, auch nicht alle Bedürfnisse.
Es ist nicht einfach. Es wirkt, als würde man die heile Welt des Erstgeborenen irgendwie zerbrechen. Ihm etwas wegnehmen, dass er bisher immer hatte und auf was er sich verlassen konnte. Es wird mich wohl noch lange schmerzen, wenn ich dabei seine traurigen Augen sehe und wenn ich es nicht bin, die ihn dann trösten kann.
Das sind Gefühle, auf welche einen niemand vorher vorbereitet. Von denen man vorher nichts ahnen kann und sie sich aber auch nicht vorstellen könnte. Dieses Gefühl der Zerissenheit zwischen seinen Kindern und noch viel mehr das schlechte Gewissen seinem erstgeborenen Kind gegenüber. Ja, diese Gefühle sind es wohl, die so manche Eltern doch vorher schon greifen können, in einem gewissen Umfang. Die sie dazu veranlassen zu sagen, sie wollen kein zweites Kind mehr. Sie wollen diese Gefühle niemals fühlen müssen.
Oft habe ich dies schon gelesen und oft dachte ich mir: Was ein Blödsinn! Man trägt nicht nur Liebe für einen Menschen im Leben in sich. Sie wird immer mehr werden. Sie wird sich auf alle wichtigen Menschen im Leben und auch auf jedes weitere Geschwisterkind ausdehnen. Und ja, das stimmt auch. An Liebe für alle mangelt es nicht. Niemals! Meine Liebe ist überschäumend für meine Kinder und darum tut es wohl auch so verdammt weh, wenn man manchmal eines zurückstellen muss. Wenn es warten muss. Und ganz besonders natürlich im Moment mein Erstgeborener, mein Sohn. Der doch eigentlich selbst noch so klein ist und noch so viel Mama braucht.
Das sind Gefühle, die nun da sind, die niemals ganz weg gehen werden. Die mich aber auch niemals daran gehindert hätten, mein zweites Kind, meine wundervolle Tochter zu bekommen. Diese Gefühle sind da, aber sie sind nicht den ganzen Tag da. Die meiste Zeit des Tages überwiegt die Freude, das Lachen, das Glücklich sein, über zwei wundervolle kleine Kinder, die das eigene Leben so durcheinander werfen, aber auch so unendlich bereichern. Niemals würde ich es anders haben wollen, jede Facette dieses Lebens gehört dazu. Auch Warten gehört dazu.
Weitere Artikel zu diesem Thema findet ihr hier:
Geborgen Wachsen - Das erste Jahr als Zweifach-Mama
Nestling - Warum ich gerne Mutter von zwei Kindern bin