"Den Blick auf die Bedürfnisse der Kinder zu richten und mit ihnen zusammenzuarbeiten, um dafür zu sorgen, dass ihre Bedürfnisse erfüllt werden, bedeutet, Kinder ernst zu nehmen. Es bedeutet, sie als Menschen zu behandeln, deren Gefühle, Wünsche und Fragen wichtig sind. Die Wünsche eines Kindes können nicht immer erfüllt werden, aber sie können immer berückstichtigt werden, und man sollte nie einfach darüber hinweggehen. Es ist wichtig, ein Kind als jemanden mit einem einzigartigen Blickwinkel, mit sehr realen Ängsten und Sorgen (die oft ganz anders sind als unsere) und mit einer ganz eigenen Art zu denken (die nicht nur "süß" ist) anzusehen"
"Der Versuch, einem Kind seinen Willen aufzuwingen, ist fast mit Sicherheit unwirksam darin, irgendetwas anderes als verärgerten, vorübergehenden Gehorsam zu erreichen"
Morgens, 7 Uhr in Deutschland... ich versuche mein Kind zu wecken und ihn dann in den Kindergarten zu bringen. Der Zwerg ist ein eingefleischter Morgenmuffel, keine leichte Aufgabe für eine selbst morgenmuffelnde Mama und ihrem Bedürfnis: - schnell, schnell alles zu erledigen und selbst in den Tag starten zu können. Hier kollidieren Bedürfnisse und Erwartungen. Es kommt verständlicherweise zu morgendlichem Missmut auf beiden Seiten. So kann ein Tag nicht angenehm und schön starten.
Ich steckte in meinem morgendlichen Dilemma fest. Wie komm ich hier raus? Wie schaffe ich es mein Kind zu motivieren, morgens doch aufstehen zu wollen und somit den Tag für uns beide angenehm und ruhig starten zu lassen? Ich suchte Rat in einer Gruppe für Kommunikation und erhielt viele Ideen und Anregungen, die ich nun ausprobiere und versuche umzusetzen. Natürlich hätte ich auch auf viele Ideen selbst kommen können, nur manchmal ist man so in einer eingefahrenen Situation gefangen, dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Ein Blick von außen tut hierbei oft gut! Man sollte sich auch niemals scheuen, sich diese Hilfe zu holen und um Rat zu fragen. Es zeigt doch nur, dass wir uns mit der derzeitigen Situation auch wirklich auseinander setzen und gewillt sind etwas zu ändern. Da wir selbst merken, so kann es jedenfalls nicht weitergehen. Und gerade mit unseren Kindern müssen wir dies ständig tun! Neue Wege gehen, neue Ansätze finden, über alte Schatten und Ansichten springen.
"Bei jedem der tausend Probleme im Familienleben haben wir die Wahl, Kontrolle ausüben oder etwas zu lehren, eine Atmosphäre des Misstrauens oder eine des Vertrauens schaffen, ein Exempel der Macht zu statuiren oder Kindern zu helfen, Verantwortung zu lernen, schnelle Lösungen zu suchen oder den Blick auf langfristige Ziele zu richten"
Schnell können wir noch in alte Muster rutschen, oft auch geprägt durch die eigene Erziehung. Wir wollen etwas schnell erledigen und somit lieber Kontrolle ausüben, anstatt unser Kind miteinzubeziehen. Wir denken oft, dies würde dann alles fixer und schneller gehen. Meist ist dem aber nicht so. Und auch den Streß denn wir haben, unsere Macht durchsetzen zu wollen, hätten wir uns sparen können. Ein unangenehmes Gefühl bleibt ohnehin oft zurück, dass uns nicht gefällt, mit dem wir uns nicht wohlfühlen, weil wir wissen, hier ist etwas nicht gut gelaufen.
"Kinder gehen wirklich darauf ein, wenn sie mit Respekt behandelt und am Lösen von Problemen beteiligt werden und wenn man ihnen gute Absichten unterstellt."
Wie schaffe ich es also vorhandene Probleme zu lösen, so dass für alle Beteiligten ein angenehmes Gefühl, erwachsen durch gegenseitigen Respekt und Achtung, entsteht?
Alfie Kohn (alle hier genannten Zitate stammen von ihm) nennt hier 13 Grundsätze, die wir in unsere Überlegung der Problemlösung einfließen lassen sollten:
1. Denken Sie nach
2. Überdenken Sie Ihre Forderungen
3. Behalten Sie Ihre langfristigen Ziele im Blick
4. Setzen Sie die Beziehung an erster Stelle
5. Ändern Sie Ihre Sichtweise, nicht nur Ihr Verhalten
6. Zeigen Sie Respekt
7. Seien Sie authentisch
8. Reden Sie weniger, fragen Sie mehr
9. Berücksichtigen Sie das Alter der Kinder
10. Schreiben Sie Kindern das bestmögliche mit den Tatsachen zu vereinbarende Motiv zu
11. Sagen Sie nicht unnötig nein
12. Seien Sie nicht starr
13. Seien Sie nicht in Eile
"Vielleicht liegt das Problem, wenn Ihr Kind nicht das tut, was Sie von ihm verlangen, garnicht beim Kind, sondern bei dem, was Sie verlangen."
Und auch wenn es für mich sehr schwer ist, da für mich jede Minute Schlaf kostbar ist, stehe ich nun noch früher auf. Ich stehe noch früher auf, um somit auch mein Kind früher zu wecken, damit ich ihm mehr Zeit geben kann, in den Tag anzukommen und sich darauf vorzubereiten. Ich bereite doch Frühstück vor, obwohl es im Kindergarten ein wundervolles Frühstücks-Buffett gibt, weil mein Kind morgens Zuhause frühstücken möchte. In dieser Zeit wird er sichtlich wacher und aufnahmebereiter. Ich sitze daneben und schaue ihm dann beim frühstücken zu, räume vielleicht schon die Spülmaschine aus und verrichte kleine Arbeiten. Flexibel zu sein, ständig umzudenken, ist unsere Aufgabe als Eltern. Wir können nicht nur unsere Wünsche achten und diese durchziehen. Auch unsere Kinder haben Wünsche und Bedürfnisse, die wir in unseren Alltag einbauen müssen. Jedes Familienmitglied strebt nach Respekt und Achtung, auch wenn es noch so klein ist. Wir dürfen hierbei nicht an den Satz "Grenzen austesten" denken und uns darauf versteifen. Denn wenn wir in uns hineinhören, wissen wir im Grunde, dass es so nicht ist. Für uns ist es einfach nur schwierig abzugeben, zu verstehen, dass unsere Kinder mit steigendem Alter mehr Mitspracherecht einfordern und dies auch immer mehr versuchen durchzusetzen.
Bevor ich also Morgens Streß habe und mich unwohl fühle, weil ich einige Minuten länger schlafen könnte, beachte ich auch die Bedürfnisse meines Kindes. Der Start in den Tag ist somit für alle angenehmer und der gesamte weitere Tag wird es auch sein!
Natürlich wird es nicht immer so einfach sein, Lösungswege zu finden oder immer jedem Bedürfnis von allen Familienmitgliedern nachzukommen und in den Tag einbauen zu können. Die Achtung und der Respekt voreinander ist aber auch hierbei immer wichtig!
"Kinder machen uns Freude, machen uns wütend und verwirren uns. Sie treiben uns Tränen in die Augen, einfach weil sie so hinreißend oder verletzlich sind. Sie bringen uns auch zum Weinen, weil wir uns so über sie ärgern. Vielleicht erleben wir im Hinblick auf sie sogar zwei widersprüchliche Gefühle gleichzeitig. Und viel von dem, was wir empfinden, wird uns am Gesicht und an der Stimme anzumerken sein. Wir sind nicht immer begeistert, und unsere Kinder wissen das. Daher ist es so wichtig, dass wir uns bemühen, auf vielerlei Weise zum Ausdruck zu bringen, dass unser grundsätzliches Ja zu ihnen eine Tatsache, ein felsenfester Kern unter dem ist, was wir heute gerade empfinden und was sie heute gerade tun."
"Egal, was du tust, egal, wie frustriert ich werde, ich werde nie, nie, nie aufhören, dich zu lieben."
Alle Zitate stammen aus dem Buch "Liebe und Eigenständigkeit" von Alfie Kohn. (Affiliate)
Das tut so so so gut! Du hast grad ganz viele meiner aktuellen (und immer wiederkehrenden) Gedanken und Gefühle entwirrt auf deinen Blog gebracht. Manchmal ist es so anstrengend und dann frage ich mich ob ich alles falsch mache. Aber wenn ich das hier lese, merke ich, dass ich nicht alleine bin. Vielen lieben Dank dafür! �� Liebe Grüße Evelyn
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