Dies ist ein Artikel, denn ich im Dezember begonnen habe und dann in den Entwürfen vergessen wurde. Gestern entdeckte ich ihn zufällig und dieses Thema ist so wichtig, so entscheidend für unsere Kinder, für ihre Zukunft als Erwachsene, dass ich diesen Artikel nun endlich fertigstellen wollte. Daher beginne ich nun mit einer Rückblende, zu einem Ereignis aus der letzjährigen Adventszeit, durch welches der Artikel eigentlich entstanden ist:
Letzten Freitag war vom Kindergarten ein Adventsgottestdienst organisiert worden. Alle Kinder wurden darin eingebunden, wenn sie dies wollten. Mein Sohn half im Dekorationsteam, alle Kinder konnten beim Einstudieren der Lieder dabei sein und es gab auch ein Krippenspiel. Irgendwann erfuhr ich von meinem Sohn, er wird den Engel spielen. Wow, dachte ich mir. Da traut er sich aber was. Eigentlich hält er sich bei neuen Dingen immer gerne zurück und dann auch noch gleich beim Krippenspiel.Er war sehr begeistert, probte fleissig und es gab sogar ein Kostüm, welches er anzog. Wer hier fleissig mitliest, weiß das mein Sohn bisher niemals Kostüme anziehen wollte. Zur Faschingszeit wollte er nur ein Schild umhängen auf dem Stand "Großer Bruder", mehr nicht. Also jetzt sogar ein Kostüm.Am Freitag war es also soweit und ich wurde gefühlt minütlich gefragt, wann es nun endlich soweit ist und wir in die Kirche gehen. Endlich in der Kirche angekommen, stürmte er sofort nach Vorne zu den anderen Kindern und Erzieherinnen und ließ sich sein Kostüm anziehen. Aber ab da begann wohl die Anspannung und ihm wurde bewusst, jetzt sitzen da ganz viele Menschen in den Kirchenbänken... die saßen da bei den Proben nie. Er wurde ziemlich ruhig. Und wir mussten uns auch noch verabschieden und uns ebenso in eine der Kirchenbänke setzen. Das fand der Sohn nicht so toll, blieb aber vorne bei den anderen Kindern. Er konnte uns in der Bank nicht sehen, wir waren verdeckt.Als nun sein Auftritt als Engel kam, sucht er uns sofort als er auf die Bühne kam und ich merkte ihm an, das geht nicht mehr lange gut. Ich stand sofort auf, umrundete mit Tochter auf dem Arm alle Kirchenbänke und eilte nach vorne, damit er mich ganz genau sehen konnte. Seine Erzieherin war gerade dabei ihm gut zuzureden, wie toll er alles macht und dann war sein Auftritt auch schon vorbei und es gab kein Halten mehr für ihn. Er lief weinend auf mich zu und war ganz fertig. Das war alles zuviel für ihn gewesen. Eigentlich hätte er als Engel am Ende des Stückes noch einen weiteren Auftritt gehabt, aber das wollte er nicht mehr und auch die Lieder wollter er nicht mehr mitsingen. Es ging nicht mehr. Er blieb lieber bei mir und der Schwester in der Bank und verfolgte alles von dort aus.Danach wurde zu Glühwein, Punsch und Würstchen im Kirchhof geladen und ich kam mit einer der Mütter ins Gespräch, deren Tochter sich ebenfalls sehr gefreut hatte auf den Gottestdienst und eine Fürbitte vortragen sollte. Aber dort angekommen, wollte sie ebenfalls nicht mehr. Sie war zu aufgeregt, die vielen Menschen einfach zu angsteinflößend. Die Mutter sagte dann etwas ganz Tolles zu mir:"Ist es nicht schön, dass unsere Kinder noch Nein sagen können? Wir haben das als Erwachsene ja schon verlernt und sagen viel zu oft Ja, obwohl wir uns eigentlich nicht wohlfühlen damit."
Wie recht sie hat! Natürlich gibt es Dinge, die sind nötig, ob wir wollen oder nicht. Wichtige Arzt-Termine, vor denen wir vielleicht Angst haben oder Behördengänge. Auch das gibt es manchmal schon bei unseren Kindern, z.B. die hier verpflichtendenden U-Untersuchung! Auf diese haben meine Kinder verständlicherweise keine Lust. Menschen, die sie nur wenige Male im Jahr sehen, meistens wenn sie krank sind, wollen sie nun abtasten, abhören und ab einem bestimmten Alter auch, noch viele weitere Tests, um die Kinder im Grunde zu bewerten... und nur, weil es das Land Hessen so möchte. Nicht weil, es wirklich eine gesundheitlich wichtige Relevanz hätte. Und weil es eben verpflichtend ist und die Untersuchungen gemacht werden müssen, zählt das NEIN! des Kindes nicht!
Ich finde das alles nicht sehr schön und versuche das NEIN! meiner Kinder im Alltag zu akzeptieren. Das ist nicht immer möglich, ich weiß es! Wenn der Sohn aus dem Kindergarten abgeholt werden muss und meine Tochter will eigentlich noch garnicht aus dem Haus oder wenn die Kinder hundemüde sind und überdreht und ich sie versuche Richtung Bett zu bekommen oder wenn sie keine Zähne putzen möchten. Hier können wir als Eltern unsere Kinder aufbauen! Sie in ihrem NEIN! bestärken, sie wahrnehmen und respektieren in ihrer Entscheidung. Sie darin bestärken, ein NEIN! zählt und hat Gewicht und hat somit auch wirklich eine Bedeutung!
Wenn wir ein NEIN! leider nicht akzeptieren können, dann dürfen wir nicht einfach darüber hinweg gehen, dann müssen wir uns zu unseren Kindern setzen und mit ihnen reden. In dem Umfang, den es ihre Reife zu lässt. Natürlich wird es nicht einfach sein einem komplett übermüdeten Kind zu erklären, dass es jetzt vielleicht wirklich, wirklich sinnvoll wäre gemeinsam ins Bett zu gehen oder das Zähneputzen sehr wichtig ist. Oft finden wir auch nicht sofort Lösungen, manche entwickeln sich über die Zeit. Manchmal müssen wir abwarten und begleiten oder auch mal das Zähneputzen ausfallen lassen und am nächsten Tag von vorne beginnen. Neuer Tag, neues Glück! So heisst es doch und oft bringt ein neuer Tag, raus aus dieser Situation auch neue Möglichkeiten.
Mit unseren Kindern in Kontakt treten und reden, mit ihnen in Beziehung gehen und gemeinsame Möglichkeiten zu finden und auch unser eigenes NEIN! erklären, ist wichtig für unsere Kinder. Sie lernen einen sozialen Umgang untereinander. Und oft löst es vermeintlich festgefahrene Situationen. Natürlich nicht immer, denn unsere Kinder sind noch sehr oft durch ihre Gefühle eingenommen und können da auch nicht so schnell raus. Wir Erwachsene, wir Eltern sind es, die dies zunächst aushalten müssen.
Und immer müssen wir dann daran denken: "Wie schön, dass Kinder noch NEIN sagen!" Lassen wir unseren Kindern das NEIN!, lassen wir ihnen dieses wichtige Wort. Wir dürfen es nicht verwässern und nicht kleinreden! Es ist so wichtig! Gerade wir, die oft nicht mehr NEIN! sagen können, denen das NEIN! so oft genommen wurde, gerade wir müssen umdenken. Gemeinsam mit unseren Kindern das NEIN! wieder entdecken, um unsere Bedürfnisse und die unserer Kinder zu achten und vorzuleben, was wichtig ist. Wir sind nicht verpflichtet zu allem JA! zu sagen, wir können und dürfen NEIN! sagen.
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