Alu von Große Köpfe ruft zur Blogparade auf. Über das Scheitern geht es hier und wie wir damit umgehen oder ob wir schon mal gescheitert sind. Ab wann ist für uns ein Vorhaben gescheitert? Natürlich geht es hier in der Hauptsache wieder um den Umgang mit den eigenen Kindern, unsere Pläne, unsere Vorhaben und ob dies in der Umsetzung, im Alltag wirklich so funktioniert.
Ich habe mir Gedanken dazu gemacht. Wo bin ich gescheitert? Wollte ich andere Wege gehen? Wo waren der Zwerg und ich uns uneinig und wo bin ich von meinem Weg abgewichen? Bin ich dann gescheitert?
So recht wollte mir da nichts einfallen, denn in mir fühlte sich nichts danach an, als wäre ich irgendwo gescheitert. Wieso sollte ich scheitern, weil ich einen anderen Weg gegangen bin, als den von mir im Vorraus geplanten? Es liegen immer Hindernisse auf einem Weg, auf einer zuvor erwählten Strecke. Ein Stau, ein Baum, große tiefe Löcher... da bleibt manchmal nichts anderes übrig als umzukehren, andere Wege zu suchen oder auch mal auszuharren und zu warten. Es gibt auch kleine Hindernisse wie starken Regen oder Glattheis, welche die Reise langsamer werden lassen, als eigentlich geplant. Wir können uns davon streßen und aus der Bahn werfen lassen oder die Sache ruhig angehen und weiter fahren. Was bleibt uns schon anderes übrig?
Fühlen wir uns nach solchen Autofahrten gescheitert? Ich denke nicht! Es sind Unwegbarkeiten und Hindernisse, die einfach geschehen können.
Und so ist es in unserem Leben immer und überall, in jeglicher Hinsicht. Ständig kann etwas passieren, das so von uns nicht geplant wurde. Wir können uns davon beeinträchtigen lassen oder mit diesen neuen Umständen umgehen und weitermachen.
Ich fühle mich nicht gescheitert, wenn plötzlich etwas anders läuft als geplant! Ja, ich bin dann vielleicht sauer, unendlich wütend und könnte Wände einschlagen. Oder ich bin traurig und weine, ziehe mich auch mal zurück. Ich kann darüber enttäuscht sein oder entsetzt. Alle Gefühle sind erlaubt, immer! Jedes Gefühl ist ein Gefühl, es kommt und es wird auch wieder gehen. Jedes Gefühl darf gelebt werden, ich muss nur lernen mit diesen umzugehen und das kein Gefühl schlecht ist!
Sich gescheitert zu fühlen, traurig darüber zu sein, wütend, ängstlich, bekümmert... es sind alles Gefühle... sie kommen und sie gehen und dann dreht sich das Leben weiter. Weiß ich darum, wird es neue Wege geben. Es gibt immer neue und andere Wege. Und weil eben jeder Mensch seinen eigenen anderen Weg geht, treffen sich diese auch mal. Man geht sie gemeinsam, dann merkt man, man möchte unterschiedliche Wege gehen... tut man es oder einigt man sich doch? Einer wird in diesem Moment von seinem geplanten Weg abweichen müssen. Deswegen scheitert man aber nicht! Kompromisse zu finden ist normal. Kompromisse müssen wir eigentlich jeden Tag finden. Und das geschieht auch meist recht unbemerkt und im Standby unseres Gehirns. Wir machen uns darüber oft garkeine bewussten Gedanken mehr.
Ich fühle mich nicht gescheitert, dass viele Dinge im Umgang mit meinem Zwerg nun einfach anders laufen, als ich sie mir in der Schwangerschaft ausgemalt habe. Auch weil ich dazu gelernt habe. Weil ich nun weiß, wie anders Kinder sind. Das ich sie nicht mit mir vergleichen kann. Weder körperlich, noch geistig. Weder in ihren Interessen, noch in ihrer Tagesgestaltung.
Ich bin sogar sehr froh darum, diese vielen neuen Dinge zu wissen. Der Alltag mit meinem Kind verläuft dadurch so viel harmonischer, gelassener und im Einklang. Ich kann sagen, ich habe ein wundervolles Kind. Einfach deshalb, weil ich Unterschiede in unseren Meinungen und Ansichten akzeptiere und Kompromisse für uns alle suche. Aber auch wenn Meinungsunterschiede dazu führen, dass wir uns auch mal nicht einig sind, dann sind es Gefühle die da sind, die wir in dem Moment aushalten müssen. Ich bin deswegen keine schlechte Mutter und mein Sohn ist deswegen kein schlechtes Kind. In diesem Moment sind wir eben unterschiedlicher Meinung, haben unterschiedliche Standpunkte. Wir werden nach diesem Hindernis auch wieder zusammenfinden, wenn wir unserem Gefühlen in diesem Moment ihrem Raum zugestehen.
Es gibt viele Dinge in meinem Leben, die ich ursprünglich anders geplant habe oder die ich nun im neuen Licht anders planen würde... aber geschehen ist geschehen. Ich könnte mich gescheitert fühlen, aber das tue ich nicht. "Scheitern" öffnet neue Wege und das ist gut so!
Wir erlauben uns und unseren Kinder, zu scheitern.
Wenn wir uns zu scheitern gestatten, wenn wir Raum dafür schaffen, dass dies geschehen kann - dann erkennen wir die Furcht an und lassen sie zu, statt nach Kontrolle und Sicherheit zu fanden.
Scheitern gehört zum Leben, und es bedeutet nicht, dass wir gut oder schlecht sind.
Im Buddhismus macht das Wort Scheitern keinen Sinn, weil es kein Ende und keinen Anfang gibt; alles führt zu etwas anderem.
In der Natur gibt es sonnige und verregnete Tage - sie sind weder gut noch schlecht, sie sind nur beide Begleitumstände des Lebens.
Sehr schöner Text. DAnke sehr.
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