Von Maria Montessori und Jesper Juuls weiß ich, dass es weder Trotz noch Launen gibt, die einfach so aus dem Kind herauskommen. Sie wollen damit weder ihre Eltern ärgern, noch über diese bestimmen. Sie sind nicht einfach so launisch, nur um launisch zu sein. Diese Begrifflichkeiten sind von uns Erwachsene erschaffen worden, um das Verhalten unserer Kinder damit abzutun. Um uns damit nicht weiter beschäftigen zu müssen.
Wir gehen damit über die Bedürfnisse unserer Kinder hinweg. Jedes Verhalten hat einen Ursprung und einen Hintergrund. Mit jedem Verhalten wollen uns die Kinder etwas sagen und aufzeigen. Leider ist das oft nicht immer so leicht für uns zu erkennen. Oft werden auch Verhaltensweisen von uns gespiegelt, die wir lieber nicht gespiegelt wissen wollen, weil wir selbst damit unglücklich sind und es verdrängen möchten. Nur damit werden die Verhaltensweisen unserer Kinder nicht einfach weg sein, sondern sich vielleicht sogar verstärken, wenn wir nicht auf diese eingehen.
Gestern war auch hier wieder eine Situation, die ich zunächst nicht verstand und wodurch ich auch kurz davor stand ärgerlich zu werden. Und dann klärte sich doch alles recht schnell auf, nachdem ich herausfand, was denn nun das Problem vom Herzkind war. Daher möchte ich euch dies kurz schildern.
Mein Mann kauft alle paar Tage frisches Brot beim Bäcker. Manchmal legt er es dann direkt in die Küche, manchmal legt er es schnell auf die Flurgarderobe und fährt gleich weiter zu seiner Arbeitsstelle. Gestern lag das Brot, als der Zwerg und ich nach unten kamen, also auf der Anrichte, dem Schränkchen der Flurgarderobe... vor einem Teddy. Das war schon viele Male vorher so gewesen und so dachte ich mir nichts dabei. Wir gingen zunächst in die Küche, richteten das Frühstück und dann wollte ich das Brot holen..... das Drama nahm seinen Lauf... der Zwerg war überhaupt nicht damit einverstanden, dass ich das Brot dort wegnehmen wollte und schrie laut, weinte und gestikulierte, ich solle das Brot dort wieder hinlegen.
Ich versuchte dem Zwerg zu erklären, dass dies doch unser Brot zum frühstücken ist, dass ich Hunger habe und nun etwas essen möchte und das doch alles in Ordnung ist. Nein! Für ihn war ganz und garnichts in Ordnung. Das Brot lag dort und soll dort liegen bleiben. Ich nahm das Brot weg und es wurde alles nur noch schlimmer, ich legte es wieder dort hin, alles war wieder gut.... aber so ging das ja nun wirklich nicht! Ich hatte Hunger!!!
Dann fiel mir der Teddy auf... ich erklärte dem Zwerg, dass der Bär doch ein Fleischesser ist und mit dem Brot überhaupt nichts anfangen kann und das Brot doch für uns ist... wollte der Zwerg auch nicht einsehen.... was nun? Beruhigen würde er sich nicht, wenn ich jetzt das Brot einfach wegnahm, er ließ sich nicht beruhigen und für noch so wahre Worte war er nicht zu haben. Eine Idee! "Wie wäre es, wenn wir dem Teddy nur ein kleines Stück vom Brot geben, dann hat er was zu essen und wir auch?" Ich gab dem Zwerg ein Stück und wir gingen zum Teddy. Er gab dem Teddy das Stück Brot und alles war in Ordnung... als ob nie etwas gewesen wäre... wir konnten in Ruhe frühstücken.
Diese Situation zeigte mir wieder, dass meine Denkweise, nicht die Denkweise meines Kindes sein muss. Das Worte alleine und sind sie noch so richtig, nicht immer alles sein können. Ich hätte ihn einfach zwingen können, diese neue Situation so hinzunehmen. Dass ich das Brot wegnehme, dass er nun mit mir frühstücken soll und fertig! Ich hätte ihn allerdings übergangen und nicht zugehört. Ich hätte einfach über ihn bestimmt und mich über ihn hinweg gesetzt, weil ich keine Lust hatte mich in ihn hineinzuversetzen. Das wäre allerdings auch ein Vertrauensmissbrauch gewesen. Das Kind sieht, es wird nicht verstanden. Nicht sehr schön, oder? Wie würden wir uns dabei fühlen?
Natürlich verstehe auch ich nicht immer alles, was der Zwerg will oder manchmal kann ich ihm das geforderte auch einfach nicht erfüllen. Aber wir sollten es immer versuchen oder sie trösten, wenn wir nicht helfen können.
Es ist nie der Trotz oder die Launen, die diese Situationen hervorrufen. Die wir Eltern überhaupt nicht mögen, weil sie uns oft hilflos dastehen lässt. Es gibt für jedes Verhalten einen Hintergrund und wir als Eltern sind diejenigen, die diesen herausfinden müssen.
Und wenn es eben nur ein Stück Brot für den Teddy ist, damit er nicht hungern muss...
Solche Situationen kenne ich zu gut. Wir waren neulich einkaufen und kauften u.a. Putzmittel. Der Frosch half fleißig Zuhause den Korb zu leeren, das Putzmittel stand im Flur. Obwohl mein Großer sich sprachlich bereits vollständig ausdrücken kann, wurde er ganz verzweifelt, als ich sagte, er solle das Putzmittel bitte dort stehen lassen und nicht auf die Treppe nach oben stellen und als mein Mann anfing die Sachen in den Keller zu räumen, war es ganz aus. Bis der Große uns weinend erklärte, dass das Putzmittel doch ins Bad gehöre. Und recht hatte er, der Essigreiniger steht normalerweise immer hinten in einer (für ihn natürlich unerreichbaren) Ecke in der Badewanne. LG
AntwortenLöschenHallo,
Löschenohja, wirklich genau so eine Situation. Beim Herzkind ist es wirklich immer häufiger nun so. Die Kinder sind in der sensiblen Phase der Ordnung und es muss alles so sein, wie es immer ist. Alles hat seinen Rhythmus und seinen Platz. Das vergessen wir oft und wundern uns dann über das Verhalten unserer Zwerge :)
Liebe Grüße, Sabrina
Unser Kind ist für solche Dinge auch ein Paradebeispiel! Jeden Tag muss man solch ein Rätsel lösen, was es nun gerade im Sinn hat/te... So gehen bei unserer Tochter keine Flaschen/Smoothie-Packs ohne den zugehörigen Deckel in Händen zu halten, oder verschiedenste Abläufe nicht in der falschen Reihenfolge oder ich bekomme nach langem Nachfragen was sie den nun mit pi pi meint ein nie zuvor gekonntes zartes "vogel" zu hören oder oder oder. Ein Kind lehrt einem ganz mächtig im Hier und Jetzt zu sein, wenn man sich auf es einlässt :)
AntwortenLöschenHallo Ines,
Löschendas hast du schön geschrieben. Hier und Jetzt und Zeitentschleunigt. Darauf müssen wir uns einlassen ♥
Liebe Grüße, Sabrina