Im Kinderzimmer steht nicht nur das Bett, sondern auch der Kleiderschrank findet dort meist seinen Platz. Und auch der Kleiderschrank kann so eingerichtet werden, dass sich die Kinder daraus selbstständig bedienen und anziehen können.
Als ich von einer vorbereiteten Umgebung nach Maria Montessori noch nichts wusste und ich mit meinem Sohn schwanger war, suchte ich mir den Kleiderschrank nach einem einzigen wichtigen Kriterium aus. Er sollte Platz bieten und dies möglichst durchdacht! Mich störten die oft sehr überteuerten Kinderzimmer-Möbelsets und die winzigen Kleiderschränke, in welche eigentlich nicht viel hinein passte.
Ich entschied mich damals für einen Kleiderschrank der PAX-Serie von IKEA. Diese Kleiderschränke sind groß und bieten eine Vielfalt an Einrichtungszubehör, so dass man die Schränke auf seine Wünsche sehr passend gestalten kann. Damals waren es meine Wünsche! Erst als ich mich in die Lehren von Maria Montessori einlas und dabei auf die vorbereitete Umgebung stieß, stellte ich fest, dass der Kleiderschrank nicht wirklich kindgeeignet eingerichtet war. Mein Sohn hatte nicht die Möglichkeit an seine Kleidung selbstständig zu gelangen. Die Stange war viel zu hoch, die einzelnen Schubladen auch. Sie waren auf mich, als Erwachsene, ausgerichtet worden, damit ich leicht an die Babykleidung heran kam und mich nicht bücken musste. Aber nun war mein Sohn kein Baby mehr. Er konnte stehen und laufen und wir bauten den Schrank um.
Im Schrank befindet sich nun immer die jahreszeitlich passende Kleidung und sie ist so einsortiert, dass sie leicht gefunden und gegriffen werden kann. Die Kleidungsstücke sind nicht übereinandener gestalpet, sondern hintereinaner sortiert, so dass sie direkt sichtbar sind. Damit verhindern wir natürlich auch, dass es das T-Shirt ganz unten aus dem Stapel sein muss und die übrigen Shirts dann vielleicht unordentlich im Schrank zurückbleiben.
Der Kleiderschrank des Sohnes ist recht einfach gehalten. Einzelne Sortierboxen erleichtern die Zuordnung und bildet für jedes Kleidungsstück eine Begrenzung. Aus anderen montessori-inspirierten Blogs oder auch durch das Stöbern auf Pinterest, kennt ihr vielleicht das Bebildern der Schubladen mit dem jeweiligen Inhalt oder mit einem Hinweis auf wetterpassende Kleidung. Bei Regen ist eine Matschhose sinnvoll usw.
Da der Sohn viel lieber nachfragt, was die sinnvolle Kleidung ist und wir dies dann zusammen herausfinden bzw. sich auch immer noch sehr gerne beim Anziehen hilft, fiel diese Bebilderung für uns weg. Mittlerweile kennt er den Schrankinhalt genau, er weiß, wo welche Kleidung zu finden ist und kann sie sich gezielt herausholen, wenn er dies möchte. Völlig selbstständig! Und trotzdem ist das Anziehn-helfen wichtig für ihn. Es bedeutet Zuneigung, ungeteilte Aufmerksamkeit und füllt seinen Liebestank. Ich habe darüber auch einmal geschrieben, denn auch ich musste das erst erkennen. Wieso wollte mein Kind in diesem Punkt überhaupt nicht selbstständig sein? Für mich ist entscheidend, dass ich ihm diese Möglichkeit schon von klein auf angeboten habe und das ich sehe, dass er in Situationen, in denen ich ihm wirklich nicht sofort helfen kann, auch alleine tätig wird und das Auswählen der Kleidung und auch das Anziehen schafft. Nicht jedes Kind ist in jedem Bereich seines Lebens bereit die ihm angebotenen Möglichkeiten der vorbereiteten Umgebung und der damit verbundenen Möglichkeit zur Selbstständigkeit direkt anzunehmen. Vielleicht ist einfach etwas anderes gerade wichtiger, dies sollten wir immer im Hinterkopf behalten und nicht frustriert sein, wenn etwas nicht so funktioniert, wie wir uns das erhofften. Die Möglichkeiten anzubieten, das ist wichtig.
Für seine kleine Kinder ist ein anfangs vollgepackter Kleiderschrank total überfordernd, auch wenn er gut strukturiert und bebildert ist. Hier ist es vielleicht sinnvoll zunächst ein Körbchen mit der Kleidung des Tages zu richten, welche sich das Kind aus dem Schrank zu seinem Ankleidebereich tragen kann. Später können wir dann zwei Tages-Outfits zur Wahl anbieten usw.
Denn, die vorbereitete Umgebung verändert sich! Sie wird nicht einmal von uns eingerichtet und verbleibt dann für immer so. Sie wächst mit unseren Kindern mit und wird immer genau auf die jeweiligen Bedürfnisse unserer Kinder abgestimmt. Wir können genau beobachten und dann daraus die vorbereitete Umgebung für unsere Kinder gestalten. So auch im Kleiderschrank unserer Kinder.
Die vorbereitete Umgebung kann immer auch helfen, dass sich unsere Kinder ernstgenommen fühlen. Viele von uns kennen doch die Streitigkeiten um das Anziehen, wenn unsere Kinder gewisse Kleidungsvorlieben haben, die vielleicht wetterbedingt nicht geeignet sind. Eine Möglchkeit ist, die Kleidung mit unseren Kindern am Vortag herauszulegen bzw. eine Auswahl treffen. Wir können ein Tabelle erstellen, in welcher wir abhängig von der Temperatur aufzeigen, welche Kleidung sinnvoll ist und diese dann in den Kleiderschrank hängen und wir können unsere Kinder aber auch die Möglichkeit des Lernens aus Erfahrung geben und sie im T-Shirt hinauslassen, wenn sie keine Weste darüber ziehen wollen. Denn unsere Kinder können auch wirklich einfach ein anderen Stoffwechsel haben als wir selbst. Ich persönlich friere immer sehr schnell. Beide Kinder haben aber den guten Stoffwechsel des Papas geerbet und sind wandelnde kleine Heizöfchen, sie schwitzen sehr schnell und tragen daher deutlich weniger als ich. Ich kann nicht von mir ausgehen, bei der Kleiderauswahl meiner Kinder und wenn ich doch mal nicht sicher bin, nehme ich die Westen einfach mit. So lernen auch meine Kinder, bei unstetigem Wetter lieber etwas mehr mitzunehmen, als am Ende zu frieren oder zu schwitzen.
Der Kleiderschrank und die dadurch entstandene vorbereitete Umgebung hilft also auch der Entwicklung des Körpergefühls. Was benötige ich bei welchem Wetter? Was kann ich übereinander ziehen, wenn es nötig ist? Worin fühle ich mich dann wohl? Mit der Zeit wird sich daraus auch ein Kleidergeschmack entwickeln, denn wir bei Einkäufen beachten.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich nun soviel über einen Kinder-Kleiderschrank schreiben kann und doch habe ich es getan, denn wir können dabei soviel beachten und umsetzen für unsere Kinder, um sie in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen, um sie zu sehen und ernstzunehmen. Das stärkt unsere Kinder ungemein. Natürlich stärkt jegliches Gesehenwerden und auf Bedürfnisse-achten unsere Kinder, aber nicht in jedem Bereich ist dies so einfach für uns umsetzbar. Also warum nicht einfach mal mit dem Kleiderschrank beginnen?
Dies war ein Beitrag zur MontessoriEntdecker - Reihe über die vorbereitete Umgebung. Wenn ihr mehr Beiträge zu montessori-inspirierten Kinder-Kleiderschränken sehen möchtet, dann schaut doch auf der Facebook-Seite der MontessoriEntdecker vorbei!
Und falls ihr euch wundert, dass ich heute nur den Schrank meines Sohnes gezeigt habe, den der Tochter werde ich mit Erklärung baldmöglichst nachreichen.
Habt ihr euch auch schon Gedanken zu den Kleiderschränken eurer Kinder gemacht? Wie klappt das bei euch Zuhause?
Wenn dich noch weitere Artikel zur vorbereiteten Umgebung interessieren, dann kannst du hier weiterlesen:
Das montessori-inspirierte Kinderbett
Die montessori-inspirierte Kindergarderobe
Der montessori-inspirierte Garten und dazu passende Kinderbücher
Ein montessori-inspiriertes Badezimmer
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Das sieht toll aus. Der Pax kam mir immer so arg hoch vor - welchen habt ihr denn genommen?
AntwortenLöschenHallo Patricia,
Löschenwir haben die ganz hohen Schränke genommen, denn so haben wir genügend Platz darüber um alles als Staufläche zu nutzen. Kleidung für die jeweils andere Jahreszeit, Kleidung die noch zu groß ist, weitere Bettwäsche usw.
Liebe Grüße, Sabrina
Mit den Kinderkleiderschränken ging es mir genauso. Ich wollte einfach nicht so viel Geld für einen unpraktischen Kinderschrank ausgeben, den ich in 7-8 Jahren erweitern oder ersetzen muss. Deshalb haben wir auch einen PAX für unseren Sohn geholt. Nicht den ganz hohen. So sieht es auch nicht so klobig aus im Kinderzimmer. Allerdings muss ich den glaube ich doch noch mehr an seine Körpergröße anpassen. Wir haben unten nur Schubfächer. Aber die Stange hängt auch viel zu hoch für ihn.
AntwortenLöschenLg
Hallo Stefanie,
Löschenwir haben direkt die ganz hogen PAX Schränke genommen, in weiß finde ich, geht das sogar und erschlägt einen optisch nicht.
Ja, wir mussten auch etwas spielen mit der Höhe, unten sind daher maximal 2 Schubfächer möglich, damit der Sohn noch bequem an die Stange gelangen kann.
Liebe Grüße, Sabrina
Wir haben die Stuva Serie für unseren Fünfjährigen. Die Stange habe ich weiter nach unten gehängt, oben im Fach liegen die "noch zu gross"-Sachen... Ansonsten ist alles sortiert und erreichbar für ihn. Einmal erklärt, alles bestens :) er zieht sich selbst problemlos an.
AntwortenLöschenHallo Katrin,
Löschendas ist super, stimmts? Wir nutzen den Bereich darüber auch als Staufläche und das finde ich sehr praktisch.
Liebe Grüße, Sabrina
Ein toller Beitrag mit einfachen Anregung für die Umsetzung. Danke!
AntwortenLöschenwas für Boxen nutzt du in den schubladen?
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