Freitag, 9. Dezember 2016

Mein Kind kann... über den Kindervergleich! Über das Beobachten!

Schon einige Mal wurde ich nun gefragt, sei es im realen Leben von Verwandtschaft und Freunden oder auch im Internet, wie denn beide Kinder so sind? Gibt es Ähnlichkeiten im Verhalten oder den Entwicklungsschritten, gibt es Unterschiede? Wer krabbelte schneller oder wer hatte den ersten Zahn? Was konnte ich bisher beobachten und erkennen?

Grundsätzlich habe ich gegen das Vergleichen garnichts oder eher gesagt, den Austausch von Beobachtungen. Ich finde es selbst sehr faszinierend und interessant. Gerade auch zwischen den Geschwisterkindern. Wo kann ich Ähnlichkeiten erkennen, wo sind sie unterschiedlich. Zwei kleine Persönlichkeiten! Zweimal entstanden aus den gleichen Elternteilen und doch so anders. In manchen Bewegungen und Gesten sieht man, es sind Geschwister. Mein Mann sagt gerne, wenn er nach der wöchentlichen Feuerwehrübung spät nach Hause kommt und uns alle Drei zusammen im Bett sieht: Wir könnten uns ähnlicher in unserer Schlafposition nicht sein.

Ich mag grundsätzlich auch das Vergleichen unter Kindern ähnlichen Alters. Nicht aber um das Vergleichens wegen. Ich habe mich schon zu der Krabbelgruppenzeit des Sohnes gerne mit Müttern darüber unterhalten. Es bietet Gesprächsstoff, es bietet Kommunikation und der Austausch half auch schon oft andere Sichtweisen auf bestimmte Entwicklungssprünge zu bringen oder neue Spielideen zu erhalten. Es blieb in den Gesprächen also nie bei dem reinen Vergleichen der Kinder. Es kam nie zu einem "Meiner kann das schon, und mein Kind ist da so gut!"
Dieses wetteifrige Vergleichen, das kannte ich lange Zeit garnicht. Erst als ich mit dem Blog begann und die Entwicklungsschritte des Sohnes immer wieder hier dokumentierte kamen plötzlich solche Aussagen wie "Dein Kind kann das noch garnicht können!", "Du bietest ihm diese Lernanregung zu früh an Du überforderst ihn!"... ich verstand diese Aussagen nicht! Wieso sollte ich meinem Kind etwas zu früh anbieten? Wieso sollte er es noch garnicht können? Ich sah doch durch meine täglichen genauen Beobachtungen was er brauchte, was er forderte und wenn es mal eine Spielidee gab, die ihn nicht interessierte, dann packte ich sie wieder weg. Probierte sie vielleicht ein anderes Mal wieder aus oder eben nicht.
Ich sehe doch, ob mein Kind die Spielidee annimmt und wirklich damit umgehen kann. Ich sehe doch, ob mir mein Kind wirklich beim Kaffeekochen helfen kann oder ob das vielleicht mal eine einmalige Sache war.

Ich merkte durch das Blogschreiben und natürlich auch durch die Gespräche mit anderen Müttern, dass der Sohn recht fix in seiner Entwicklung war. Ich nahm das allerdings garnicht so war. Er ist mein erstes Kind und daher sah ich auch alle Entwicklungssprünge, alles was er lernte, zum ersten Mal.

Nun kam die Tochter auf die Welt und einige Zeit waren sich beide in ihren Entwicklungsschritten in diesem Alter recht gleich. Sogar das Drehen vom Rücken auf den Bauch verlief fast taggleich ab. Und dann, sicherlich auch durch die vielen Verspannungen und Blockaden, die sich nun während der Wachstümsschübe so richtig entwickelten, passierte eine lange, lange Zeit bei der Tochter garnichts mehr. Sie lebte förmlich auf mir, war sehr nähebedürftig und wollte sich im Grunde auch garnicht alleine beschäftigen, egal was ich ihr anbot. Heute ist sie nun 11,5 Monate alt, erst mit 10 Monaten begann sie nun endlich zu krabbeln oder so ähnlich.... also es ist eine sehr eigenwillige Technik.... sagen wir einfach, sie kann sich fortbewegen und kommt damit von A nach B. Auch steht sie nun, läuft seitwärts, seit einigen Tagen kommt sie nun auch die ersten Treppenstufen hoch. Mit dem Selbstbeschäftigen ist es immer noch so eine Sache. Nach und nach findet sie manche angebotene Idee von mir doch ganz interessant und probiert. Diese Anregungen haben den Sohn teilweise schon Wochen und Monate vorher interessiert, wie z.B. die Einsteckbox mit den Deckeln. Ganze 2 Monate vorher konnte der Sohn schon die Deckel problemlos einstecken und sich damit ewig alleine beschäftigen. Auch mit unseren Schränken. Schüsseln und Töpfe ausräumen, einräumen, klappern usw. Alles war interessant, er war da in diesem Alter sehr neugierig und erforschte stetig. Die Tochter hält das nicht lange und schnell sucht sie wieder die Nähe zu mir.

Was ich nun damit sagen will: Jetzt erst verstehe ich die vielen Aussagen, der Sohn wäre früh gewesen in seinen Entwicklungsschritten, so richtig und jetzt erst geht mir bei so manchen Aussagen "Dein Kind kann das noch garnicht können!" ein kleines Lichtlein auf. Ja, natürlich sind gewisse Spiele und Lernanregungen, gerade auch die von Maria Montessori für ein bestimmtes Zeitfenster bzw. Kindesalter gedacht. Aber wir kennen das doch von vielen Puzzlen und allgemeinen Spielen, da steht eine Altersangabe drauf... an die wir uns im Allgemeinen erst einmal orientieren. Unsere Kinder interessiert diese Empfehlung allerdings herzlich wenig. Wenn sie bereit dazu sind, dann lösen sie mit 2 Jahren auch schon Puzzle für 3- oder 4jährige und wenn sie Puzzle nicht interessieren, dann werden sie diese links liegen lassen.

Als Eltern sind wir hier gefordert, unsere Kinder genau zu beobachten, ihnen den Raum zu lassen, sich entwickeln zu können und ihnen Möglichkeiten und Ideen anzubieten, die ihren Interessen nachkommen und ihnen dann den Raum lassen, neu Erlerntes wiederholen und üben zu können, so oft und so lange sie es wollen und brauchen.

Wie schon geschrieben, ich mag es eigentlich grundsätzlich mich mit anderen Müttern über unsere Kinder im ähnlichen Alter zu unterhalten und Ähnlichkeiten und Unterschiede zu sehen. Ich darf mich damit aber auch nicht unter Druck setzen, wenn gefühlt ein anderes Kind deutlich weiter ist als mein Eigenes. Meistens gibt es dann Bereiche in denen mein Kind schon viel weiter ist, weil seine Interessen gerade dort liegen. Ich sehe zum Beispiel bei meiner Tochter, dass sie sprachlich schon viel weiter ist als ihr Bruder zu dieser Zeit. Sie kam zwar ewig nicht vom Fleck, aber dafür steht ihr Mündchen nicht still. Mama kann sie schon seit Monaten, mittlerweile auch Papa und seit ein paar Tagen höre ich auch die ersten Anzeichen für Oma, Banane und Wasser heraus. Und das sind nicht einfach nur Wortsilben zusammengefügt, sie benutzt Mama und Papa gezielt. Da bin ich als Mama natürlich schockverliebt ♥

Statt auf andere Kinder zu blicken, was diese alles schon können und statt auf mein Kind zu blicken, was dieses noch nicht kann, sollte ich mehr Beobachten. Einfach mein Kind sehen.... sehen wie es ist, es nehmen wie es ist. 
Austausch unter Eltern ist wundervoll, er ist eigentlich so wichtig, weil wir uns gegenseitig stützen können. Geteiltes Leid ist halbes Leid, ihr wisst was ich meine. Aber der Austausch ist nicht dafür da uns durch unsere Kinder zu profilieren und andere Mütter damit unter Druck zu setzen. Kindervergleich, sollte kein Wettbewerb sein, sondern ein Austausch von Beobachtungen und vielleicht ein Anreiz sein, Ideen von anderen Eltern mal zu probieren, Zuhause einfließen zu lassen oder auch nicht. Auch hier gilt es bei uns zu bleiben. Bei uns selbst und unseren eigenen Kindern. 


1 Kommentar:

  1. Genau so! Oft ist nämlich das Vergleichen verpönt, wenn es als Bewerten verstanden wird. Dabei ist es so spannend und bringt so viele Erkenntnisse. Es korrigiert die eigenen Erfahrungen, gerade bei Geschwistern. Und weckt dadurch auch Verständnis für andere Wege. Sehr schöner Text!

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