Der #MontessoriMontag widmet sich bei den MontessoriEntdecker auch weiterhin der vorbereiteten Umgebung. Letzte Woche hatten wir dabei schon das Babyzimmer als Thema, welches ich leider verpasst habe, aber hiermit nachholen möchte. Und ich stelle mir wirklich die Frage, benötigen wir überhaupt ein Montessori-Babyzimmer?
Wenn ich im Internet nach Montessori Babyzimmmer suche, finde ich viele wunderschön und stimmungsvoll eingerichtet Zimmer. Sie sind hell, sie enthalten schöne Holzmöbel. Schöne Kunstdrucke zieren die Wände. Eine Matratze liegt am Boden, ein Spiegel daneben. Kleine Rasseln und Greiflinge aus hochwertigen Materialien liegen dabei. Anregende Mobile sind darüber angebracht, die auch in bestimmter Reihenfolge angeboten werden sollten. Ein bequemer Sessel läd zum Stillen und Kraft tanken ein. In einer offenen Kommode sind schon die Kleidchen vorbereitet und ein kleines Regal hält erste Materialien zum Entdecken bereit.
Ein montessori-inspiriertes Babyzimmer ist durchdacht und vor allem auf das Kind abgestimmt. Es soll seinen wachsenden Bedürfnissen entsprechend das kleine Baby anregen und gemeinsam mit diesem sich verändern und wachsen.
Nur, was ist, wenn ich die Möglichkeit eines solchen Zimmers nicht habe? Was ist, wenn mein Baby all diese Angebote auch überhaupt nicht annehmen möchte? Mache ich etwas falsch? Verwehre ich meinem Baby damit wichtige Entwicklungsmöglichkeiten?
Ich bin keine Montessori-Pädagogin um diese Fragen wirklich beantworten zu können. Ich habe es auch aufgrund unserer Räumlichkeiten nicht wirklich ausprobieren können und ich hatte auch ein Kind, welches diese Angebote nicht angenommen hätte! Was nun?
Was ich allerdings weiß: Es zählt bei Montessori nicht alleine das Material! Es zählt meine innere Haltung, meine Sicht auf das Kind und mein Bestreben es immer wieder genau zu beobachten. Zu erkennen, was es wirklich benötigt. Welche Bedürfnisse hat es zur Zeit, welche Interessen? Was kann ich meinem Kind geben, damit es dies in seinen Bestrebungen unterstützt bzw. Herausforderungen bietet, an welchen es wachsen kann?
Für meinen Sohn war ein Babybereich nach Montessori im Grunde zu spät. Als ich Maria Montessori entdeckte, war er bereits 8 Monate alt und schon komplett im Entdecker-Modus. Bei der Tochter wollte ich einen kleinen Bereich im Wohnzimmer nutzen, welchen ich montessori-inspiriert einrichten wollte.
Ich stellte einen Spiegel auf und legte einen Teppich und eine Decke davor. Ich empfinde feste Unterlagen als sehr wichtig. Sind sie zu weich, versinken die Babys darin und können sich nicht frei bewegen und in ihren Bewegungen üben. Ich richtete einen großen Ast her, denn ich für Mobiles und Greiflinge nutzen wollte. Ich hatte sehr viel Spaß darin alles vorzubereiten und malte mir aus, wie die Tochter dies nutzen wird.
Dann kam meine Tochter auf die Welt und sie zeigte mir sehr genau, welche Bedürfnisse sie wirklich hatte. Ablegen? Nein danke! Nicht mit meiner Tochter! Sie wurde zu einem echten Tragling! Ein Steinzeit-Baby durch und durch! Und dies fast das ganze erste Jahr über. Es war ein sehr anstrengendes Jahr für mich und ich werde darüber auch sicher auch irgendwann einmal schreiben.
Für meine Tochter bedeutete abgelegt zu werden, puren Streß. Es war die Panik eines Babys, welches evolutionär genau wusste, werde ich hier liegen gelassen, werde ich Raubtierfutter.
Ich musste mich ganz auf meine Tochter einlassen, ich musste ihre Entwicklungsgeschwindigkeit mitgehen und alles was ich darüber las, was man Kindern zu bestimmten Zeitpunkten anbieten könnte, beseite schieben. Ich war ihre vorbereitete Umgebung. Sie, dicht bei mir und von dort aus, beobachtete sie, wuchs, vertraute und lernte.
Und irgendwann, durfte ich sie ablegen. Wenige Minuten, dann länger. Sie beobachtete sich im Spiegel, sie schaute sich die Mobiles an, sie griff nach einem Glöckchen. Sie schob sich mit ihrem kleinen Körper über die Decke, sie drehte sich. Sie strengte sich an, um an ein Greifling zu gelangen, sie drehte sich. Sie tat alles in ihrem Rhythmus, zu ihrer Zeit und immer wieder rückversicherte sie sich, suchte ihre Ruhepausen bei mir, an mir. Es war ein so völlig anderer Entwicklungsablauf als bei meinem Sohn, der so aufgeweckt war, so unaufhaltsam in seinem Streben zu wachsen, zu entdecken. So temperamentvoll meine Tochter auch ist, in ihrem ersten Lebensjahr brauchte sie viel Nähe. ich glaube, sie brauchte diese Zeit um anzukommen in dieser Welt.
Hätte ich ein Babyzimmer so wundervoll hergerichtet, wie ich es so oft gesehen habe, es wäre nicht genutzt worden. Es hätte mich vielleicht auch verunsichert. In den letzten Jahren habe ich aber viel für mich mitgenommen, im Leben mit zwei so unterschiedlichen Kindern.
Die vorbereitete Umgebung ist nicht das Abhacken von Einrichtungsgegenständen, die vorhanden sein müssen. Es sind nicht alleine das Material. Es ist meine Haltung zum Kind. Es ist mein Bestreben, es Kennenzulernen, es zu sehen. Zu sehen, was seine wirklichen Bedürfnisse sind und mein Vertrauen in das Kind, dass es seinen Weg kennt und ihn gehen wird. Das ich dies annehmen werde und meinem Kind auf diesem Weg eine vorbereitete Umgebung biete. Diese vorbereitete Umgebung ist bei jedem Kind manchmal ähnlich, aber oft auch ganz anders.
Für ein neugeborenes Baby und auch für das gesamte erste Lebensjahr und darüber hinaus, ist nicht das Babyzimmer wichtig. Es sind wir Eltern und die Umgebung und das Umfeld, welches wir schaffen. Friedvoll, respektvoll für jeden von uns. Achtsam, bedürfnisorientiert. Montessori ist all dies. Der Weg gemeinsam mit unseren Kindern! ♥
Wenn ihr noch weitere Artikel zu diesem Thema lesen möchtet und zu weiteren Themenbereichen der vorbereiteten Umgebung nach Montessori, dann schaut doch einfach bei den MontessoriEntdeckern vorbei und wenn ihr selbst passende Erfahrungen, Bilder oder Blogbeiträge habt, dann verlinkt sie doch gerne dort.
Falls euch noch weitere Beiträge zu der Babyzeit mit meiner Tochter interessieren, lest doch hier weiter:
Ich trage dich in die Welt
Ein Mobile-DIY in Schwarz-Weiß
Die Hände - Begreifen der Welt
Der Spielbereich mit 6 Monaten
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
ACHTUNG: Mit der Nutzung des Kommentarformulars nimmst du die Datenschutzhinweise dieser Website zur Kenntnis und bist damit einverstanden. Wenn du einen Kommentar postest, werden dein Benutzername, deine IP-Adresse sowie Tag und Datum deines Kommentars gespeichert. Du kannst deinen Kommentar jederzeit löschen.