Neue Situationen, unbekannte Menschen, unbekannte Orte... alles was der Sohn nicht kennt, wird zunächst kritisch beäugt und ich merke wie der Sohn dicht an mich heranrückt und alles genau beobachtet und prüft.
Ich habe schon früh gemerkt, dass mit meinem Kind andere Wege, als die Üblichen gehen musste, damit er sich wohlfühlen konnte. Das ich eine sehr abwartende Haltung einnehmen musste und ihn zu rein garnichts bewegen konnte, was er nicht wollte.
Er ist niemand der vorgeht, der sich direkt traut und dies kann auch sehr lange anhalten, auch wenn man meinen könnte, eigentlich kennt das Kind doch schon alles und weiß wie alles funktioniert.
Im Pekip war ich die Mutter, die durch den Raum gegangen ist, damit sich mein Sohn bemerkt und überhaupt in die Nähe der verschiedenen Spielangebote kam und sie dadurch wahr nahm. Er hätte sich sonst nie vom Fleck bewegt, immer press bei mir.
Gleiches in der Turnstunde. Ich musste immer mit, immer direkt in der Nähe sein. Mich wie die anderen Mütter an den Rand zu stellen, den Kindern zuzuschauen und dabei die neusten Neuigkeiten auszutauschen, undenkbar. Auch mit 4 Jahren löst er sich nur sehr langsam. Die Zeit zeigt, je vertrauter er wird, je länger er Menschen, Umgebungen und Abläufe kennt, desto entspannter ist er, desto wohler fühlt er sich und desto einfacher kann er sich lösen und fühlt sich wohl.
Und da kommen wir nun zu einer Sache, die oft schwierig ist: Arztbesuche!
Eine Situation, die dem Sohn nicht behagt. Fremde bzw. wenig vertraute Menschen wollen ihn anfassen und Untersuchungen mit Geräten an ihm vornehmen, die er nicht kennt, nicht weiß was genau passiert und wie es funktioniert.
Es ist eine Verletzung der eigenen Intigrität und für ein kleines Kind ist es schwierig zu verstehen, warum dies nun sein muss. Gerade die in unserem Bundesland verpflichtenden U-Untersuchungen. Man ist gesund und soll trotzdem zum Arzt?
Schon früh haben wir also immer wieder tagelang vor nötigen Arztbesuchen mit Erklärungen begonnen, damit er sich darauf vorbereiten konnte. Erklärt was passieren wird, ob er abgehört wird, ob in die Ohren geschaut wird usw. usf. Ich habe festgestellt, je mehr er vorab weiß und sich darauf einstellen kann, um so besser konnten wir diese Termine gemeinsam bestreiten.
Ich merkte trotzdem, es reicht nicht. Auch wenn der Sohn wusste, ja, das ist nun nötig und ja, dies und jenes wird auf ihn zukommen, spätestens wenn dann der Arzt das Sprechzimmer betrat, wäre er am liebsten in mich hineingekrochen.
Als der Sohn Zuhause began die Arztbesuche nachspielen zu wollen, mussten geeignete Spielmaterialien her. Die üblichen Arzt-Spielkoffer gefielen mir aber alle nicht. Ich wollte, dass die Instrumente echt sind, damit der Vergleich für den Sohn zur Realität einfacher ist.
Ich suchte also im Internet und kaufte nach und nach alles zusammen was ich brauchte und plünderte auch abgelaufene Erste-Hilfe-Kisten aus unseren Autos, gerade Verbandsmaterial, Pflaster, Tücher usw. kann man hier immer wieder auffüllen, das ist beim Spielen sehr beliebt. Und auch die Schere um das Verbandsmaterial zum Zuschneiden ist dort dabei.
Als Arztkoffer benutze ich einen Koffer aus einem Baby-Geschenke-Set von dm. Dieser eignet sich von der Größe sehr schön und mein Mann bastelte dann noch eine Unterteilung hinein. Online kann man sicherlich auch diesen Koffer kaufen und gestalten .
Als Arztkoffer benutze ich einen Koffer aus einem Baby-Geschenke-Set von dm. Dieser eignet sich von der Größe sehr schön und mein Mann bastelte dann noch eine Unterteilung hinein. Online kann man sicherlich auch diesen Koffer kaufen und gestalten .
Im Arztkoffer befinden sich nun Spritzen
, Große und Kleine, auch solche, die immer als Dosierhilfen bei z.B. Schmerzsäften einhalten sind. Auch eine Knopfkanüle habe ich mittlerweile hinzu, gerade als Vorbereitung auf die anstehende OP (Paukenröhrchen) und die Narkose, welche wir nun endlich hinter uns gebracht haben. Dazu wird natürlich auch einen Venenstauer
benötigt.
Bei den üblichen U-Untersuchungen wird in die Ohren geschaut, also besorgte ich ein Otoskop
. Mit der Lampe des Otoskop, wird auch in den Mund gesehen und die Zunge meist mit einem Holzstäbchen
herunter gedrückt. Mit einem Stethoskop
hört sich der Arzt dann noch das Herz und die Lunge an und auch den Bauch.
Reflexe werden auch mit dem Reflexhammer
getestet. Der gehört damit natürlich auch in den Arztkoffer.
Mit einer Lupe
kann man sich Wunden ganz genau ansehen, mit Wattestäbchen eventuell säubern und Creme auftragen (Der Koffer wird auch gerne genutzt um Stofftiere, bevorzugt ein Meerschweinchenstofftier zu behandeln. Das hat er sich von mir abgeschaut. Wie ihr wisst, haben wir Meerschweinchen und ich war auch lange Jahre Pflegestelle)
Passend dazu habe ich noch diverse kleine Flaschen und Behälter
oder auch eine Glasflasche mit Pipette
dazu gestellt. So ist manchmal Schmerzmittel oder auch Antibiotika einhalten, welches gespritzt oder eingenommen werden muss. In einem Behälter habe ich normale Baby-Hautcreme eingefüllt, die z.B. als Wundcreme genutzt werden kann. Ich habe bewusst nirgends Etiketten darauf, ich wollte hier nichts vorgeben und ihn einfach damit spielen lassen.
Da auch regelmäßige Zahnarztbesuche nötig sind, habe ich auch einen kleinen Mundspiegel
besorgt und dazu gelegt. Denn viel mehr passiert bei unserem Zahnarzt bei einem ersten Kontrollbesuch nicht. Nur gucken!
Was ich ebenfalls noch gekauft habe waren zwei Bücher. Einmal über den Kinderarzt
-Besuch und auch über das Krankenhaus
. Beide Bücher finde ich gut umgesetzt und enthalten wirklich viele, viele Informationen für die Kinder.
Was ich bei Gelegenheit noch hinzufügen möchte, wäre noch ein Fieberthermometer und ich suche ein Blutdruckmessgerät, welches nicht ganz so teuer ist. Der Sohn hat nämlich auch davor Angst, weil er nicht genau weiß was passiert. Vor der OP wurde das in der Voruntersuchung gemacht und er wollte das garnicht.
Was ich festgestellt habe: Neben dem Nachspielen von Arztbesuchen oder auch der Vorbereitung auf Arztbesuche, hilft dem Sohn die Wiederholung. Nachdem der Sohn durch viele Mittelohrentzündungen Paukenergüsse auf beiden Ohren hatte, mussten wir damit direkt zum HNO und wir haben hier wirklich einen ganz tollen Arzt gefunden! In ganz vielen kleinen Schritten und regelmäßigen Arztbesuchen, schafften wir es ohne Angst, dass der Sohn den Hörtest mitmachte und sich auch in die Ohren schauen ließ. Er durfte immer sagen, was er mitmachen möchte und auch Rückschritte waren kein Problem für das Praxisteam. Immer bekommen dort die Kinter etwas aus der "Schatzkiste" und jeder minikleinste Fortschritt wird benannt und sich darüber gefreut.
Bei den verpflichtenden U-Untersuchungen muss der Sohn sich nicht unten rum anfassen lassen. Und auch das Wiegen und Messen, will er nicht immer. Hier kann ich dann aktuelle Daten nennen und dies wird auch akzeptiert.
Bei den verpflichtenden U-Untersuchungen muss der Sohn sich nicht unten rum anfassen lassen. Und auch das Wiegen und Messen, will er nicht immer. Hier kann ich dann aktuelle Daten nennen und dies wird auch akzeptiert.
Genauso haben wir dies jetzt mit dem Zahnarzt gemacht, denn diesen haben wir durch die Ohrensache lange schleifen lassen. Ich wollte den Sohn nicht doppelt belasten und da ich noch in diesem Alter täglich genau in den Mund schaue, hoffte ich darauf, das im Blick zu haben. Beim ersten Besuch weigerte sich der Sohn. Nicht einmal zu mir auf den Schoß wollte er sich setzen. Er stand an der Wand und presste den Mund zusammen, obwohl er kurz zuvor noch sagte, er lässt sich in den Mund schauen. Also sind wir wieder heim und schon im Auto sagte er, beim nächsten Mal lässt er sich in den Mund schauen. Und so war es dann auch, beim nächsten Termin setzte er sich auf meinen Schoß und machte den Mund auf. Zack! Wie habe ich mich mit meinem Sohn gefreut, der danach ganz stolz die Praxis verlassen hatte und festgestellt hatte, das tut ja garnicht weh...
Die Angst vor dem Neuem, vor dem Unbekannten, vor den fremden Menschen, das lässt den Sohn versteifen.
Vertrauen, Routine, Ernstnehmen, ehrlich sein und Rückhalt und auch das Nachspielen und darüber Reden ist sehr wichtig! Warum, Warum, Warum... vor Arztbesuchen oder auch danach, können die immer wieder gleichen Fragen gefühlt minütlich kommen.
Dabei als Elternteil selbst immer ruhig zu bleiben und entspannt, fällt manchmal schwer und doch reicht es oft nur kurz zurückzuschauen, wie es war als wir selbst Kind waren. Ich kann dem Sohn gut nachfühlen und daher denke ich, dass wir hier einen guten Weg zusammen gehen und es die Zeit und die Erfahrungen bringen wird, dass zukünftige Arztbesuche immer einfacher für uns beide werden.
*Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links
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Hallo, finde es toll, dass du den Arztkoffer selbst zusammengestellt hast. Wollte eigentlich einen fertigen kaufen, aber deine Idee ist viel besser�� vg Julia von travelingkinder
AntwortenLöschenMeine Maus liiiebt das Körper/Arztthema seit si e2Jahre alt ist.
AntwortenLöschenIhr Doktorkoffer, ebenfalls auch Plastikfrei bei uns, ist stes interessant und wird ausgiebigst bespielt. Eine wunderbare Sache, die Bücher dazu natürlich ebenso, weil so viele Themen damit zusammenhängen.
Wunderbar zu sehen.
Lg MamaMia