Montag, 8. August 2016

Menschenkinder - für eine artgerechte Erziehung + Verlosung

 

Herbert Renz-Polster hat sein erst vor 5 Jahren erschienenes Buch "Menschenkinder " aktualisiert und erweitert! Nicht ohne Grund! Viele aktuelle Geschenisse haben ihn sicherlich dazu veranlasst. Denn wie heisst es im Titel des Buches: "Artgerechte Erziehung - was unser Nachwuchs wirklich braucht".... es scheint eher so, als entfernen wir uns hier in Deutschland immer weiter weg davon... unsere Kinder sind eher Mittel zum Zweck: höher, weiter, schneller und der derzeitige Erziehungsstil wird ganz genau davon geprägt.

Immer scheinen die, die in der Gesellschaft gerade das Sagen haben, sich auch Ansagen zur "richtigen" Erziehung zuzutrauen. Vielleicht interessieren sie sich ja weniger für die Kinder selbst als vielmehr für das, was diese zu bieten haben, wenn sie erst einmal "gebildet und erzogen" sind? Vielleicht ändern sich ja deshalb die Ansagen in der Erziehung immer dann, wenn sich die Machtverhältnisse in den Gesellschaften ändern?

Herbert Renz-Polster möchte in diesem Buch Klarheiten schaffen. Er möchte aufzeigen was unsere Kinder im Sinne der Evolution wirklich zum Wachsen und Entwickeln benötigen und warum es uns Eltern und gerade unseren Kindern in der heutigen Zeit sehr schwer gemacht wird, dies noch so umsetzen zu können.

Renz-Polster schreibt am Ende seines Buches selbst, dass es sich hierbei um eine Streitschrift handelt. Eine Schrift in der etwas sehr heftig kritisiert wird, wie mir Google dazu mitteilte. Und Wikipedia ergänzt dazu: "... lässt sich als scharfe Kritik an herrschenden Positionen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Literatur oder Religion ausmachen."

Es mag eine Streitschrift sein, im Grunde bringt es allerdings nur alle Wahrheiten und Tatsachen auf einen Tisch und zeigen ein großes Dilema auf. Wie sollen sich unsere Kinder wirklich artgerecht entwickeln können, wenn doch soviel fehlt, von dem was sie dazu wirklich brauchen?

Kinder wollen groß werden, das ist ihr innerer, unverhandelbarer Antrieb. Die Aneignung der Welt, die wachen Augen, die Begeisterung - all das liegt ihnen im Blut, von Anfang an.

Statt die Kleinen also in Therapie- oder Beschleunigungsprogramme zu stecken, um sie an unsere Erwartungen anzupassen, sollten wir lieber unsere Verantwortung als Eltern überdenken - wirklich, es ist nicht die Aufgabe unserer Babys, dass sie unsere Probleme lösen. Von der Natur ist es jedenfalls andersherum gedacht.

Von wegen also: "Kinder sind, wie sie sind..." Sie sind so, wie wir sie wahrnehmen.

Auf der ganzen Welt wollen die meisten Babys ganz eng bei uns schlafen, getragen werden, sich kaum ablegen lassen. Sie weinen, wenn sie uns nicht sehen und werden bei jedem klitzekleinen Geräusch wieder wach. Zurecht, nur so können sie sich sicher sein, dass sie auch sicher sind! Abgeschlossene Häuser, sichere Unterschlüpfe und Babyphones existieren in ihren kleinen Köpfchen noch nicht.
Soviel Nähe wie sie brauchen, so wollen sie plötzlich schon unabhängig werden und autonom sein. Was es uns Erwachsenen nicht immer einfach macht.
Was es uns allerdings leichter machen kann, ist das Wissen um ihr evolutionäres Erbe, das ihnen, egal ob im Dschungel des Amazonas oder nun eben im Jahr Dschungel der Großstadt, ihr Überleben sicherte und ihnen beim Groß- und Selbständigwerden half.
Die Bedürfnisse unserer Kinder und das daraus resultierende Verhalten, sind ihre Stärken! Nicht ihre Schwächen, wie es uns gerne von vielen Seiten eingeredet werden will. Und dies ist das, was uns Herbert Renz-Polster zu verstehen geben will, uns Erwachsenen aufzeigen möchte, warum sind unsere Kinder so, wie sie sind und nicht anders. Wenn wir das was wissen, wenn wir uns darauf einlassen, dann verändert sich unsere Wahrnehmung. Dann sind schlaflose Nächte, anhängliche Babys, trotzige Kleinkinder und Teenager im Ausnahmezustand, keine Probleme mehr, sondern natürliche Entwicklungsstadien unserer Kinder, die wir als Eltern begleiten müssen und garnicht aufhalten können. Begleitend akzeptieren wir dies und schaffen ein angenehmes Klima für uns alle.

Renz-Polster geht in seinem Buch auf viele Punkte ein die heute der kindlichen Entwicklung nicht zuträglich sein können. Er entkräftet viele Ängste die Eltern haben, sei es beim Beikoststart oder dem alltäglichen Förderwahn. Er erklärt warum schwierige Geburten, die plötzlich immer häufiger vorkommen, Bindungen schaden kann und Schulen dringend umdenken müssen. Warum Fremdbetreuung nicht ausschließlich schlecht ist und warum es von Natur aus nicht vorgesehen ist, dass Mütter ihre Kinder alleine großziehen. Chinesische Kinder nicht als Vorbild dienen sollten und unsere Politik etwas ändern muss.

Wie man auf den Bildern sehen kann, ich habe mir sehr viele Markierungen in diesem Buch gesetzt. Es enthält soviele wichtige Informationen über unsere Kinder und wie wir sie wirklich sehen sollten, dass ich dieses Buch verschlungen habe und immer wieder zustimmend nicken musste.  
Ich würde mir sehr wünschen, wenn diese Streitschrift ihre Kreise ziehen würde. Bis ganz nach oben, zu unseren "Mächtigen", die das "Sagen haben"! Das diese endlich verstehen, dass nicht PISA dabei helfen wird unseren Nachwuchs zu fördern, sondern nur ein artgerechtes, ein menschliches Umfeld, welches unsere Kinder sieht, wie sie sind und nicht zu etwas machen will, das sie nie sein können.

Ich bedanke mich vielmals beim Kösel-Verlag für mein erhaltenes Rezensionsexemplar "Menschenkinder " und für das weitere Buch zur Verlosung unter meinen Lesern. Die Verlosung wird auf meiner Facebook-Seite stattfinden. Schaut dort vorbei. Viel Glück!
  
Alle Kinder rund um den Globus lernen, zu laufen, zu sprechen oder miteinander klarzukommen, ohne dass sie dazu speziell motiviert, unterrichtet oder eben "gefördert" werden müssten.
Sie saugen sich aus ihrer alltäglichen Umwelt all die Erfahrungen heraus, die sie für den selbstständigen Aufbau dieser Kompetenzen brauchen. Sie tun dies aus sich heraus - ohne spezielle Unterstützung! Es braucht dazu nur eines: eine normale, artgerechte Umwelt. 

*Dieser Beitrag enthält Affiliate-Links  

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