Die Tochter probiert sich nun schon seit geraumer Zeit durch alle Lebensmittel, die wir ihr bisher angeboten haben. Es gibt nichts, was sie nicht probiert und das ist einer der Aspekte, den ich auch damals bei der Beikosteinführung des Sohnes so toll fand. Den Kindern bei der Entdeckung der vielen neuen Geschmacksrichtungen, Konsistenzen und Lebensmittel zu beobachten und ihre Begeisterung für diese neue Welt zu erleben.
Wie ich schon in einem vorherigen Blogartikel schrieb, hat uns die Tochter genau gezeigt was sie möchte bzw. nicht möchte. Brei wurde ausgespuckt und nach dem Essen von Mama und Papa wurde mit den Armen gerudert und genörgelt, bis sie etwas davon bekam. Also starteten wir bei der Tochter direkt mit Fingerfood durch und nicht wie beim Sohn mit Brei.
Nach und nach stellte ich aber auch fest, sie war nicht generell Löffelkost abgeneigt. Wenn ich eine Suppe, Eintopf oder Milchbrei aß, zappelte sie ebenfalls ganz angetan in ihrem Sitz hin und her und wollte dies probieren und schlürfte begierig alles vom Löffel und alles blieb auch im Mund. Nicht wie beim extra für sie gemachten Brei, den sie wieder herausdrückte.
Ich stellte für mich fest, ich kannte aus der Beikostzeit mit dem Sohn, einige Babys, welches genau dieses Verhalten zeigten und bei denen es immer und immer wieder mit Brei versuchte wurde. Eine Quälerei für die Kinder, die den Brei nicht wollten und auch für die Eltern, die sicherlich ganz frustriert waren.
Diesen Frust sparten wir uns, denn was soll ich Brei in mein Kind zwingen, wenn es eben lieber direkt das möchte, was auch wir wollen? Ich muss schlußendlich nur darauf achten, dass ich das Salz weglasse und am Tisch für uns nachwürze. Wenig Salz ist auch möglich, das Nudelwasser kann gesalzen werden. Wenn die Tochter die Wurst vom Bruder probieren will oder den Käse von mir, ist das auch ok.
Frust kam trotzdem bei uns auf. Zum Einen sind die Anfangszeiten von BLW eine echt Sauerei. Anders kann man es kaum formulieren. Die Kleinen können zunächst ihre Händchen nicht beim Essen öffnen, so dass das Fingerfood in handliche Streifen geschnitten werden muss, welches oben und unten aus den Händchen herausschauen. Alles was in der Hand verschwindet, kann nicht gegessen werden und landet irgendwann auf dem Boden. Zu weiches Essen, meist Obst, zermatscht irgendwann und wird in den Tisch oder auch gerne auf sich selbst verteilt und verschmiert.
Und dann kommt auch noch der Frust des Kindes selbst hinzu. In vielen Büchern steht so schön geschrieben, "das Kind isst zunächst nicht wirklich etwas, es ist vielmehr Spielerei und Erfahrungen sammeln, bevor nennenswerte Mengen im Bauch landen und das Kind merkt, es könnte davon satt werden".
Der Satz an sich stimmt schon, allerdings hat unsere Tochter sehr schnell herausbekommen, wie man auch ohne Zähne etwas abbekommt und das wurde auch geschluckt. Sie realisierte schnell, wenn ich Essen vor mir habe, will ich das auch essen und nicht nur damit spielen und Erfahrungen sammeln... und damit kam auch der Frust. Wie doof das doch ist, wenn man die Hände noch nicht so koordinieren kann, wie man möchte und das in der Hand verschlossene Essen weg ist und wenn man die Hand aufmacht einfach herausfällt und nicht im Mund landet.
Von einem entspannten Essen, wie es in den Büchern steht, weil das Kind schließlich mitessen kann und man nicht nebenher Brei füttern muss, davon kann hier nicht die Rede sein. Entweder ich bin ständig unter dem Boden, um Heruntergefallenes wieder aufzuheben oder ich müsste Jedemenge nachreichen... was ich nun etwas verschwenderisch finde, wenn ich es danach wegschmeißen werde.
Seit letzte Woche nun bekommt die Tochter die Hand am Mund auf und kann Essen, welches bisher hoffnungslos in der Hand verschwunden war, auch nachschieben. Noch nicht in Perfektion, aber es wird fleissig geübt.
Aber auch das führte bisher nicht unbedingt zur gewünschten Entspannung und so probierte ich den Brei dann doch nochmal aus. Und siehe da, sie findet einen Milchbrei mit Obst am Mittag total klasse! Sie öffnet ihr Mündchen und isst diesen mit Genuss und Freude.
Morgens und Abends gibt es weiterhin alles vom Tisch bzw. in der salzfreien/armen, für sie essbaren, Variante. Manches wird vielleicht auch mal kurz mit dem Pürierstab gemixt und mit dem Löffel zusätztlich angeboten. Nicht immer, kommt eben darauf an, was Abends geplant ist.
So läuft es jedenfalls für uns deutlich entspannter ab. Das Wischen reduziert sich für mich auf nur zwei große Mahlzeiten. Kleine Zwischensnacks sind schneller mal beseitigt. Für die Tochter ist bei großem Hunger weniger Frustpotential da, wenn sie schnell etwas löffeln kann und ein erstes Sättigungsgefühl einsetzt.
Gestillt wird natürlich weiterhin viel, aber Breifüttern und davon sattwerden, das können auch andere Familienmitglieder übernehmen. Stillen nicht. Und auf Abpumpen verzichte ich gerne.
Der Mittelweg ist für uns hier der Praktischste und Angenehmste für uns Alle. Ich bin absolut überzeugt von BLW und auch dankbar das die Tochter uns diesen Weg gezeigt habe. Ich sehe wie weit sie schon in ihrer Motorik ist, da sie eben nicht nur mit dem Spielzeug üben und lernen kann, sondern auch mit dem Essen. Ich sehe die Vorteile darin, Essen in seiner natürlichen Form, mit seinen individuellen Konsistenzen dem Kind näher zu bringen.
Ich sehe, wie gut sie schon essen kann, Stückchen zerkleinert und zu große Stücke einfach wieder ausspuckt. Dem Kind vertrauen und somit dem Kind die Entwicklung zu überlassen, es in seinem Bewusstsein zu stärken, hilft dem Kind schlußendlich sich selbst zu vertrauen und Selbstbewusstsein aufzubauen.
Daher wird BLW ein Hauptbestandteil der täglichen Nahrungsaufnahme unserer Tochter bleiben. Komplett breifrei bleiben wir allerdings nicht mehr.
Und wie ist das bei euch? Habt ihr auch Unterschiede bei euren Kindern festgestellt? Wie seit ihr auf breifrei bzw. BLW aufmerksam geworden? Habt ihr ebenfalls einen Mittelweg gewählt oder euch ganz bewusst für BLW oder zunächst Brei entschieden? Was sind/waren eure Beweggründe?
Schön, dass du davon berichtest. Bei uns ist es auch das Mittelding. Ich finde BLW super und unterstütze das sehr, aber manchmal bin ich auch einfach froh, wenn das Kind satt is(st). Und das klappt eben mit Brei besser. So lange sie ihn nicht verweigert, wüsste ich nicht, was dagegen spricht. "Nur" Brei ist aber eben auch nicht so mein Ding und ich finde es toll, Kinder probieren zu lassen.
AntwortenLöschenAllerdings ist es wirklich eine unglaubliche Sauerei, ich bin nur am Putzen. Bei unserem Sohn war das irgendwie ganz anders. Naja.
Liebe Grüße
Jil
Der Sohn hat sehr flott mit knapp 5 Monaten nach "Beikostplan" vom Kinderarzt die erste Mahlzeit ersetzt. Als mit knapp 8 Monaten die 4. an der Reihe war, wollte er nicht mehr. Bitte nur noch was die großen essen: Obst, Gemüse, Brot, Nudeln usw. alleine essen mit Riesensauerei. Nur die Abendflasche und der Milchbrei zum Frühstück ist geblieben - mittlerweile als Müsli (Alnatura Kindermüsli). Der kleine Bruder bekommt auch den Milchbrei zum Frühstück (aktuell 3 Löffel) uns ansonsten von allem was wir essen (ungewürzt) etwas ab und nebenbei wird nach Bedarf weitergestillt. Saugen und/ oder wischen um den Essplatz nach jeder Mahlzeit ist in etwa einem.Jahr dann auch vorbei:-) Den Pürrierstab schenke ich mir und damit auch die kleinen Babyfinger ins der Karottenbreischale;-)
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