Dienstag, 14. März 2017

Mithelfen wollen von Anfang an! (Aktuell mit 14 Monaten)

Letzte Woche erschienen bei Susan von Emil und Mathilda und Susanne von Geboren Wachsen fast zeitgleich Artikel zum Thema "Mithelfen". Also, ab wann Kinder denn im Alltag mithelfen können.
Noch immer ist dies ein großes Thema bei Eltern und die damit verbundene Ratlosigkeit. Zunächst sind die Kinder zu klein, da können sie doch noch nicht mithelfen und irgendwann sind sie groß genug dafür... oder etwa nicht? Was ist zu klein, was ist groß genug?

Sobald die Kleinen mobiler werden und auch die motorischen Fähigkeiten zunehmen, beginnt die magische Anziehung. Das Mithelfen wollen. Sie sehen uns Erwachsenen genau zu und beginnen zu verstehen. Schon früh, reichte mir die Tochter Kleidung aus den Wäschekörben, da konnte sie gerade mal gut sitzen und etwas krabbeln. Als sie sich Hochstellen konnte, wollte sie beim Trockner Ein- und Ausräumen helfen.
Mit ihren 14 Monaten kann sie nun endlich laufen. Für sie eine absolute Erleichterung, so scheint mir, denn es wirkt, als hätte sie nur darauf gewartet. Sie will noch mehr helfen, noch mehr lernen und verstehen. 
Noch bevor ich selbst Kinder bekommen habe, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass ein 14 Monate altes Kind mithelfen will bzw. auch mithelfen kann. Erst als ich die Lehren von Maria Montessori entdeckte, stellte ich fest, wie wichtig dieses "Helfen wollen" für die Kinder eigentlich ist. Für ihre Entwicklung. Körperlich, geistig. Für das Selbstbewusstsein.

Aber was kann denn ein 14 Monate altes Kind wirklich tun? Wo kann es mithelfen? Für uns Erwachsene fällt es da schwer umzudenken. Nicht nur, darin passende Möglickeiten/Teilaufgaben zu sehen, sondern auch Zurückzuschrauben. Wir wollen alles zack-zack erledigen, zur nächsten Aufgabe übergehen und einfach "fertig werden". So ist das mit Kindern natürlich nicht möglich. Wir müssen lernen uns viel mehr Zeit zu lassen und auch zu akzeptieren, dass das Ergebnis am Ende gerade am Anfang des Lernens, nicht so aussehen wird, wie wir uns das Wünschen würden. Wir müssen dann auch lernen, dieses Ergebnis zu lassen, nicht ständig zu korrigieren. Das würde einfach demotivierend sein.

Wo hilft mir meine kleine Tochter als nun? Welche Aufgaben kann ich sie übernehmen lassen? Wichtig dabei ist, zu beobachten! Wo sehe ich, dass meine Tochter etwas tun möchte? Kann ich sie das übernehmen lassen? Lasse ich sie es einfach mal probieren und warte ab! Braucht sie beim nächsten Versuch vielleicht eine Hilfe, ein Zwischenschritt? Ich sehe, was meine Tochter tun möchte und gebe ihr den Raum dafür. Schon alleine dadurch werde ich erkennen, was mein Kind tun kann. Egal in welchem Alter!

Hilfe bei der Wäsche

Wie schon geschrieben, ich bekomme von meiner Tochter Hilfe beim Wäsche waschen. Sie hilft beim Einräumen in die Waschmaschine oder dem Trockner, ebenso beim Ausräumen. Sie möchte auch die Maschinen starten bzw. vorher die Türen selbst schließen. Sie hat durch den niedrigen Wäscheturm die Möglichkeit das Aufhängen von kleinen Kleidungsstücken zu üben oder reicht mir diese. Das Reichen geht später beim Wäsche-Zusammenlegen weiter. Ich stelle den Korb auf den Boden, so dass meine Tochter die Wäsche erreichen kann. Sie nimmt die Wäschestücke einzeln und bringt mir diese damit ich sie dann Zusammenlegen kann.  

Hilfe in der Küche

Sie hilft mir schon seit vielen Monaten beim Ausräumen der Spülmaschine. Beim Öffnen entnehme ich zügig alle scharfen Messer oder Küchenhelfer und dann kann sie loslegen. Meistens reicht sie mir noch alles. Hin und wieder weiß sie schon wohin etwas geräumt werden muss und bringt es selbst dort hin.
Nach dem Essen wird Tisch, Hochstuhl und dann der Boden darunter feucht abgewischt. Vor wenigen Tagen signalisierte sie, dass sie mithelfen möchte. Sie streckte mir ihre kleinen Händchen entgegen und fixierte das Tuch in meiner Hand. Also gebe ich ihr seit dem, ihr eigenes Tuch und sie "wischt" mit. Auch hier sieht sie, dass ich das Tuch mehrfach ausspüle und möchte das dies mit ihrem Tuch auch gemacht wird. Noch reicht sie es mir dafür. Ich denke hier werde ich irgendwann eine Schüssel in ihrer Höhe anbieten müssen, damit sie die Schritte alleine tun kann, auch das Auswringen des Tuches. Das kommt alles nach und nach, wie ihre Entwicklung dies erlaubt.
Sie möchte beim Zubereiten des Essens helfen. Hier kann ich ihr die geschälten und in Stücke geschnittenen Möhren reichen, die sie dann selbst in den Topf gibt. Auch schon abgemessene Zutaten können so von ihr in die Schüsseln getan werden. Gehen wir zusammen an die Gefriertruhe, möchte sie die schweren Packungen selbst wieder nach oben tragen. Töpfe aus den Schränken möchte sie mit mir zum Herd bringen.
Gemüse und Obst können von ihr abgewaschen werden. Hier verweise ich wieder auf den wunderschönen Blogbeitrag von Emil und Mathilda.

Hilfe bei den Haustieren

Irgendwann wollte ich darüber mal einen eigenen Blohbeitrag schreiben, denn ich finde Haustiere passen sehr gut zu den Lehren von Maria Montessori und dem Wachsen an Aufgaben. Immer mehr können die Kinder hier helfen und übernehmen und durch die Versorgung bedürftiger Lebewesen lernen fürsorglich und bedacht zu sein.
Meine Tochter hilft hier schon beim Ausmisten der Meerschweinchen, mehr oder weniger.... jedenfalls möchte sie mit ihrer kleinen Schippe auch helfen. Sie verteilt das frische Einstreu und das Heu. Sie hilft beim täglichen Füttern von Gemüse und Kräutern. Sie trägt die Schüsseln danach wieder in die Küche und macht auf meine Bitte die Kühlschranktür wieder zu, wenn ich alles darin verstaut habe. Sie schnalzt schon ganz wunderbar mit der Zunge, um die Meerschweinchen anzulocken und zu Signalisieren, es gibt Essen. Gerade beim Ausmisten muss man sich bewusst sein, dass man selbst und das eigene Kind am Ende paniert ist mit Sägespänen und dass das Aufräumen und Aufsaugen natürlich deutlicher länger dauern wird, aber das wird mit dem Lernen und Trainieren der Fähigkeiten immer besser werden. Wie soll es auch sonst, wenn man nicht üben könnte?

Hilfe im Haushalt

Findet die Tochter irgenwelche Fusseln oder Stückchen auf dem Boden hebt sie diese auf. Zu Anfang drückte sie diese uns in die Hand. Nun weiß sie, wohin Abfall gehört und läuft schnurgerade zum Mülleimer. Da sie die Tür aber noch nicht aufbekommt, müssen wir dies für sie tun. Tropft beim Ausräumen der Spülmaschne oder beim Trinken Wasser auf den Boden holt sie das Handtuch und wischt es auf. Hier habe ich dies zunächst immer wieder gezeigt und ihr auch durch das Reichen des Handtuches angeboten es selbst zu tun. Irgendwann macht es klick und unsere Kinder verstehen die Zusammenhänge. Es Bedarf der Wiederholung. Gerade die Wiederholung wird auch manchmal schwer für uns sein. Es ist frustrierend wenn die Wäsche komplett im Trockner und die Aufgabe damit "fertig" ist. Wenn die Mama nicht will, das der Boden mit Wasser geflutet wird, um immer und immer wieder Aufzuwischen. Wiederholung ist wichtig für unsere Kinder, so festigen sich die Handgriffe und das Verstehen der Zusammenhänge. Das ist wichtig für uns zu wissen, so könnne wir mit diesen Situationen gelassener umgehen. Und es zeigt auch warum uns die Kinder immer und immer wieder helfen wollen. 

Für unser Kinder ist Hausarbeit nicht langweilig. Wir müssen kein schlechtes Gewissen haben, wenn es Tage gibt an denen wir gefühlt nur mit Haushalt beschäftigt sind und unsere Kinder uns dabei helfen. Meine Tochter ist jedenfalls sehr glücklich und ausgeglichen, wenn sie mir wirklich nonstop helfen kann. Andere Dinge interessieren sie ohnehin kaum bis garnicht. Bei mir zu sein, zu lernen, zu beobachten, zu verstehen, zu helfen, zu tun. Das ist die innere Aufgabe der Kinder, das ist ihr Sein. Für uns mag Spielen im ersten Moment etwas völlig Anderes sein, davon lebt schließlich die Spielzeugindustrie. Aber kennen wir unsere Kinder, dann wissen wir, Arbeit ist für sie keine Arbeit, wie wir sie kennen. Arbeit ist Spielen und im Spielen lernen sie. Im Spielen wachsen sie. Unser Alltag ist ihre Kindheit. Und das müssen wir nicht als Ansporn sehen, den Kindern immer etwas zu bieten, an Ausflügen, neustem Spielzeug usw. Nein, es ist wirklich unser ganz normaler Alltag, der wichtig ist für unsere Kinder. Solange sie dabei sind, solange sie integriert sind, sich wichtig und gesehen fühlen. Und das, von Anfang an!

P.S.: Leider habe ich nur wenige Bilder von meiner kleinen Hilfe. Sie ist so schnell abgelenkt und ist dann mehr an der Kamera interessiert. Einige Schnappschüsse und Videos habe ich aber schon auf meiner Instagram-Seite gezeigt, vielleicht schaut ihr dort einfach mal vorbei.


1 Kommentar:

  1. Oh das kenn ich. Wir haben einen kleinen Einkaufswagen, den schieben meine fleißig hin und her. Da kommt Dreckwäsche rein oder die Einkäufe für ins Bad, oder oder oder.....

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