Mittwoch, 8. Februar 2017

Harte Zeiten? Siehst du noch das Positive?

Die Tochter ist nun 13 Monate alt und vor einiger Zeit habe ich schon einmal über "Babyglück oder doch nicht?" geschrieben. Die Resonanz war hoch, verdammt hoch! Erschreckend hoch, sogar? Jedenfalls geht es vielen Müttern recht ähnlich. Wir fragen uns dabei oft, übertreiben wir? Jammern wir zu viel? Ist das alles eigentlich ganz normal? Müssen wir uns mehr auf das einlassen, was eben ist? Was nicht änderbar ist?
Susanne von Geborgen Wachsen schrieb vor Kurzem einen sehr passenden Artikel zu diesem Thema. "Wenn alles nur noch blöd ist..." lautet der Titel und irgendwie hätte schon alleine dieser einleitende Titelsatz von mir sein können... ja, irgendwie ist alles nur noch blöd... und es folgt eben nicht auf Anstrengung, auch wieder Entspannung, wie Susanne ebenfalls schreibt. Seit 13 Monaten nun... es gibt hier keine Phase, es ist einfach immer und ständig... und ich fühl mich mittlerweile sehr, sehr müde... nur noch müde und oft kraftlos.

"Nicht das Kinderhaben macht uns krank. Die Rahmenbedingungen sind es, die nicht stimmen. Selbst dann, wenn wir Kinder mit besonders starken Bedürfnissen haben, sind nicht sie Schuld an unserem Unbehagen, sondern das fehlende Netz. Wenn alles nur noch blöd ist, liegt das nicht an ihnen. Elternschaft ist schön. Das Leben mit Kindern ist auch mal anstrengend, aber nicht immer. Elternschaft ist nichts, wo man eben durch muss. Kein dunkler Tunnel, kein angsteinflößender Lebensabschnitt. Elternschaft ist bunt und sollte es bleiben und dafür sollten wir uns für uns und andere einsetzen."

Susanne hat schon recht mit ihren Worten. Es fehlt an einem Netz. Wobei ich hier wirklich schon viel Unterstützung durch meine Eltern, allen voran meiner Mama und auch dem Mann habe. Aber so ein Tag kann sehr lang werden, gerade mit einem Kind, welches sehr starke Bedürfnisse hat. Und es ist auch nicht jeden Tag jemand da, der einen/mich unterstützen könnte, damit ich wichtige Pausen zum Auftanken bekommen würde. Mittags hinlegen, bedeutet nicht Kraft tanken, sondern vielleicht gerade mal den sowieso leeren Tank wieder soweit aufzufüllen, um bis Abends durchhalten zu können. Ich laufe schon seit einer Weile irgendwie auf Reserve und dabei habe ich etwas festgestellt.
Ich habe festgestellt, dass ich nicht mehr Positive denke. Nicht mehr Positiv spreche. Ich bin nörgelig und dauergenervt. Ich sehe nur noch das Negative. Ich, diejenige, die es nie gut fand, wenn andere Eltern negativ über ihre Kinder sprechen... denn negatives Sprechen, festigt sich, prägt sich ein. Und ist denn wirklich alles Negativ? Gibt es nicht irgendwo in diesen harten Zeiten auch etwas Positives? Besteht meine Tochter nur aus starken Bedürfnissen? Sehe ich nicht das Positive? Das Wundervolle? Nein, natürlich nicht!

Meine Tochter kann so wundervoll lachen und so viele wunderschöne und witzige Töne von sich geben. Wenn sich ihre kleinen Lippen formen und sie vor sich hin tönt, müssen wir alle grinsen. Sie kann ihr Köpfchen so wunderbar zur Seite neigen und dich dabei ganz verschmitzt ansehen. Oder gleichzeitig den Kopf schütteln und auf zuckersüße Art und Weise zeigen, dass sie etwas nicht möchte, wenn wir ihr eine Frage gestellt haben. Manchmal kneift sie dann auch die Augen zusammen und lächelt dabei. Das wirkt so höflich und alle sind verzückt.
Beim Essen möchte sie ein kleines Küchentuch neben sich haben, als Serviette. Wenn ihre Hände dreckig sind, will sie diese abwischen können. Trinken will sie allerdings selten alleine. Hat sie Durst, hält sie uns ihr Trinken entgegen und wir sollen es halten. Dabei gibt es auch eine Reihenfolge. In der Regel soll immer ich ihr das Trinken reichen. Will es jemand anderes tun, bekommt er es wieder abgenommen und sie fixiert mich und ist ganz entrüstet.
Sie liebt Reis. Der Sohn hat es gehasst, weil Reis so klein ist und man nichts in den Magen bekommt. Die Tochter schaufelt ihn einfach händchenweise in sich hinein, irgendwie klappt das schon. Reis ist einfach toll. Und dann findet sie noch Bananen und Mandarinen einfach großartig. Absolutes Lieblingsobst jetzt im Winter. Am besten ist es immer, wenn man ihr beide Obstsorten hinhält und sie selbst wählen kann. Dieses Strahlen von einer Wange zur anderen Wange ist unbezahlbar. Aber wehe, man schält die Mandarine nicht schnell genug. Geduld ist jedenfalls nicht die Stärke meiner Tochter. Woher sie das nur hat?

Sie hält sich nicht lange mit Spielzeug oder Spielideen auf, die ich ihr anbiete. Entweder sie straft sie ohnehin mit Nichtbeachtung oder sie probiert kurz und wenn es dann funktioniert, ist es für sie beendet. Alleine beschäftigt sie sich kaum, mit nichts... dafür liebt sie Musik. Sie schaltet gerne den CD-Player des Bruders an und wippt im Takt mit. Dieser wackelnde Windelpopo, die Ärmchen die dabei nach oben gehen. Sie wird von Musik, von Melodien, magisch angezogen. Es wirkt als könnte sie sich dagegen kaum wehren, ihr Körper wippt einfach automatisch mit. Daher hat sie auch zwei Lieblingsbücher. Beide drehen sich um Musik, beide spielen Melodien und Musikinstrumente auf Knopfdruck ab. Das sind die Bücher, die sie immer und immer wieder hervorholt und uns reicht.

Sie kann ein echter kleiner Clown sein. Sie steckt sich Essen nur halb in den Mund oder die Zahnbürste verkehrt herum hinein und schaut uns an, mit einem Schalk in den Augen... unglaublich. Ich kann das immer kaum glauben. Sie ist 13 Monate, woher weiß sie, dass das witzig aussehen könnte? Natürlich sieht sie unsere Reaktionen darauf. Ohnehin beobachtet sie so genau und detailiert, sie merkt sich wahnsinnig viel und schnell und würde es gerne direkt nachmachen. 

Sie liebt es zu kuscheln. Klar, sie hängt sowieso den ganzen Tag an oder auf mir und es wirkt als wären wir mit einer sehr kurzen Schnur verbunden, die ständig auf Spannung steht. Sie sucht Nähe, sehr sogar und lehnt immer wieder gerne den Kopf an mich oder den Papa oder auch der Oma. Wenn wir Küsschen verteilen, lehnte sie Anfangs komplett ab. Sie drehte den Kopf weg. Irgendwann begann sie dann den Kopf zu neigen und uns die Stirn zu zeigen. Da sollten wir sie küssen und so ist es immer noch. Es wirkt wie eine kleine Eminenz, die uns erlaubt sie zu küssen. Ich sehr beeindruckt, wie sehr sie ihren Willen und Wünsche schon zeigen kann.

Gleiches gilt auch für unsere Elimination Communication... Ich hatte mir fest vorgenommen, bei der Tochter "Windelfrei" versuchen zu wollen und ich denke wir sind ein ganz gutes Team. Stuhl landet so gut wie immer im Töpfchen und nach dem Schlafen das Pipi ebenso. Auch zwischendurch klappt es ganz gut, so dass es schon manche Tage gab, an denen ich nur eine einzige Windel benötigte. Einfach als Backup. Ich bin da schon echt etwas stolz auf uns Beide, dass wir das so gut zusammen hinbekommen und es doch ganz locker dabei angehen. Es klappt oder klappt eben nicht. Aber ich sehe auch immer wieder, wie stolz und glücklich die Tochter ist, wenn nichts in die Windel ging. 

Sie liebt ihren Bruder so sehr! Morgens strahlt sie, wenn sie ihn zum ersten Mal sieht und sie würde so gerne immer bei ihm sein. Aber noch sind die Interessen zu unterschiedlich und sie würde die Bauwerke ihres Bruders zerstören. Also sucht er oft auch Ruhe vor ihr. Wenn beide zusammen kuscheln, geht mein Herz auf und ich hoffe einfach, dass diese Harmonie zwischen den Beiden immer bleiben wird. 

Wenn ich nun all das hier lese, sehe ich, wieviel Positives dieses kleine Menschlein mir gebracht. Wie wundervoll sie ist und einmalig. Es ist gut und tut gut, all diese vielen wundervollen Facetten von ihr niedergeschrieben zu haben. Manchmal ist es nötig, etwas vor sich zu sehen, schwarz auf weiß, um sich bewusst zu werden, es ist nicht alles Negatives. Es sind nicht nur harte Zeiten. Es ist nicht nur erschöpfend und anstrengend. 
Es hilft natürlich nicht gegen die Müdigkeit, gegen das Gefühl der Kraftlosigkeit. Aber wie ich oben schon geschrieben habe, wie wir uns fühlen, wie wir denken, das ist Einstellungssache. Denke ich negativ, dann fühle ich mich auch nicht gut. Dann wird die dunkle und durchwachte Nacht noch dunkler und dann wird der sich endlos ziehende und anstrengende Tag noch endloser und anstrengender werden.

Immer wieder das Positive zu sehen, das Wundervolle. Mein Kind. Wie es ist! Einmalig! Einzigartig! Strahlend! Witzig! Lustig! Eben, einfach meine kleine Tochter! Dieser Beitrag, der ist für mich! Für mich ganz alleine! Um zu erkennen, um alles zu sehen. Nicht nur das Negative.

Schau! Schau tiefer, schau genauer hin! Es ist nicht nur anstregend, nicht nur hart! Sie in die Augen deiner Tochter! Sehe das Lachen! Sehe das Positive!


2 Kommentare:

  1. Hey, weißt du, was mir manchmal hilft? Ein Perspektivwechsel - Mit 13 Monaten hatte ich meinen Schatz zur Eingewöhnung gegeben und da sass ich dann bei der Arbeit an meinem Schreibtisch und machte lauter "unsinnge" Dinge, während ich mich gefragt habe: wie geht es meinem Kind, was macht die "fremde" Person mit ihm, was soll es dort lassen, was darf es da - wird es in den Arm genommen, wenn es weint? Werde ich die ersten Schritte verpassen? Ich kann nicht dabei sein, wenn es etwas Neues lernt ....Kurzum, mir fiel der Einstieg in die Arbeit sehr schwer, weil ich viel lieber wertvolle Zeit mit meinem Kind verbracht hätte - Vielleicht hilft dir das auch ein bisschen - trotz der sehr anstrengenden Zeit:) Viele liebe Grüße!!!

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  2. Liebe Sabrina!

    Ich kann Dich so gut verstehen!!!! Deine Tochter ist (wie Du so beschreibst) ein bisschen wie mein großer Löwenjunge als er klein war. Es war so kraftraubend. Ich hatte schon Schuldgefühle, weil ich nicht mit einem Dauergrinsen rumlief, wo ich doch nun endlich Mama war. Muttersein war sehr lange einfach nur kräftezehrend und anstrengend und wenn er dann so schlafend in meinen Armen lag- schämte ich mich für meine Gedanken.
    Ich hatte etwas Angst, als ich mit dem Winterkind schwanger wurde. Wie sollte ich das alles schaffen, mein Mann fast weg, ein Kleinkind und dann ein Baby. Ehrlich, ich dachte Babys sind immer so. Das Winterkind war aber dann eben ganz anders. Entspannter, genügsamer, zufriedener.
    Es dauerte ungefähr bis zu seinem 3. Geburtstag, bis mein Großer sich auch mal alleine beschäftigen konnte. Heute ist er übrigens 7 Jahre alt und geht ganz oft in sein Zimmer, damit er mal alleine was für sich machen kann. Nun ist der Kleine 4 und jetzt fängt er an, etwas "anstrengend " zu werden, weil er sich von ausgeglichen in unausgeglichen "verwandelt". Was genau dahinter steckt muss ich noch ausloten. Es bleibt spannend.
    Müde und kraftlos machen mich meine Kinder auch heute noch. Trotz ein paar mehr Stunden Schlaf. Aber ohne sie, hätte ich glaube ich auch nur halb so viel Kraft und Freude am Leben.
    Wir dürfen so fühlen. Denn tatsächlich sehen wir trotzdem immer noch positives und die Liebe ist immer da. Sonst würden wir uns gar nicht solche Gedanken machen.
    Viel Kraft und positive Gedanken.
    Alles Liebe
    Tanja

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