Freitag, 3. April 2015

Mein wundervolles Kind

Ich habe ein wundervolles Kind. Ich habe einen Sohn mit einem eigenen Willen, mit einem eigenen Charakter und eigenen Vorstellungen von seinem Leben.
Groß ist er geworden in den letzten Monaten, nicht nur körperlich, sondern auch in seinem Geist. Es ist so wahnsinnig interessant dieses Wachsen an seinem eigenen Kind zu beobachten und zu erfassen. Immer wieder zu lernen, was das eigenen Kind nun für neue heranwachsende Bedürfnisse hat und wie er wahrgenommen werden möchte. 

Unsere Tage sind wunderschön, denn ich nehme mein Kind so an, wie er ist. Ich akzeptiere seine freie Meinung und das diese als vollwertiges Familienmitglied auch gehört werden muss. Wir haben daher wenig Konfliktpotential, weil wir ehrlich zueinander sind und wir uns nicht gegenseitig unter- oder erdrücken. Ich kann es als Elternteil aushalten, wenn wir auch mal nicht einer Meinung sind und mein Kind deswegen tobt. Ich bin dann für ihn da, bis die Welt wieder in Ordnung ist. Ich weiß, dass mein Kind noch lernen muss seine Gefühle regulieren zu können und das es lernen muss, dass man nicht immer alles bekommen kann oder alles möglich ist.
Ich weiß darum, dass Kinder vor allem in der Familie lernen, wie man sich im Umgang mit anderen Menschen verhält, wie man lernen wird zu diskutieren, zu streiten, zu verzeihen, auszuhalten, abzuwarten, zu lieben und zu helfen, sich gemeinsam zu freuen und gemeinsam zu lachen.

Die Frage, wie mein Kind ist, ist denkbar einfach: Ich habe ein wundervolles Kind. Weil ich ihn mit allem was er ist akzeptiere. 

Ich mag es nicht, wenn sich Eltern ausschweifend negativ über ihre Kinder unterhalten und ihnen auch noch hässliche Namen geben. Ich mag es noch viel weniger, wenn sich Eltern dann noch unterhalten, wenn ihre Kinder in direkter Umgebung spielen. Ja, als Babys haben sie noch nicht verstanden, was wir genau reden, über was wir uns als Eltern austauschen, aber jetzt schon. Kleinkinder verstehen auch schon sehr viel, wenn sie selbst noch nicht sprechen können. Wollten wir das sich Menschen über uns negativ unterhalten und wir es sogar nocht mitbekommen. Das wir trotzig wären, nie hören würden, frech sind oder immer noch nicht dies oder jenes könnten oder tun würden? Was kann das mit kleinen Kinderseelen machen, die das mitbekommen? Kann es nicht dazu führen, dass sie sich unzulänglich fühlen? Minderwertig und ungeliebt?

Wieso unterhalten wir uns immer nur über die negativen Dinge unserer Kinder? Wieso reden wir nicht einfach nur positiv über sie? Was macht unsere Kinder wirklich aus? Ihre angeblichen negativen Eigenschaften? Sind sie wirklich negativ? Sind es nicht meist sogar normale Entwicklungsschritte unserer Kinder, die wir als Eltern aushalten müssen? Die wir zusammen mit ihnen steuern können? Sollten wir uns als Eltern nicht eher sogar selbst in einigen Dingen auch ändern und nicht nur unsere Kinder? 

Wir sollten ein positives Bild von unserem Kind haben, denn so stimmen wir uns auch positiv auf unser Miteinander ein und können viel entspannter an kleine Spannung und Unstimmigkeiten zwischen uns herangehen und diese überwinden bzw. zusammen überdenken. Negative Bilder lassen uns negativ denken, von vorne heran. Positive Bilder lassen uns fröhlich und glücklich sein.

Ich will lieber fröhlich und glücklich sein. Ich habe ein wundervolles Kind und das sehe ich auch in schwierigen Situationen vor mir, um diese meistern zu können. Manchmal ist das nicht immer einfach und es gehört viel Selbstdisziplin dazu! Diese muss man nicht selten sogar erst während seiner Elternzeit erlernen. So auch ich! Mit einem Kind nützt es nichts zu streiten oder durchweg auf sein Recht zu pochen. Es kann dann nur Verlierer geben! Es müssen neue Wege erlernt werden, wenn man diese nicht schon längst beherrscht oder aus seiner eigenen Kindheit schon im Herzen trägt. Was wir unseren Kindern auf den Weg mitgeben, wird sie in ihrem Leben tragen oder belasten. Daran sollten wir immer im Umgang mit ihnen denken.

Wächst ein Kind mit Kritik auf - lernt es zu verurteilen!
Wächst ein Kind mit Hass auf - lernt es zu kämpfen!
Wächst ein Kind mit Spott auf - lernt es, scheu zu sein!
Wächst ein Kind mit Schmach auf - lernt es, sich schuldig zu fühlen!
Wächst ein Kind mit Toleranz auf - lernt es, geduldig zu sein!
Wächst ein Kind mit Ermutigung auf - lernt es, selbstsicher zu sein!
Wächst ein Kind mit Lob auf - lernt es, dankbar zu sein!
Wächst ein Kind mit Aufrichtigkeit auf - lernt es, gerecht zu sein!
Wächst ein Kind mit Sicherheit auf - lernt es, zuversichtlich zu sein!
Wächst ein Kind mit Anerkennung auf - lernt es, sich selbst zu schätzen!
Wächst ein Kind mit Güte und Freundlichkeit auf - lernt es, die Welt zu lieben!

- Adolf Timm - 


1 Kommentar:

  1. Schöner Text, ich stimme Dir grundsätzlich zu. Allerdings finde ich es ganz natürlich und überhaupt nicht negativ, wenn man sein Kind beobachtet und verschiedene Charaktereigenschaften sieht. Gerade mit mehreren Kindern ist das wahnsinnig interessant. Ich meine jetzt nicht, wenn ein Kind sich in vielen Situationen nicht so verhält, wie Erwachsene sich das vielleicht vorstellen oder wünschen. Sondern dass ein Kind wie jeder Erwachsene auch angenehme und weniger angenehme Charaktereigenschaften hat. Bei seinem Partner oder Freunden erkennt oder thematisiert man diese ja auch, warum nicht bei seinem Kind? Oder wie eine Charaktereigenschaft in manchen Situationen hilfreich und in anderen weniger hilfreich sein kann. Das finde ich nicht nur nicht schlimm, sondern ganz positiv, wenn man das als Eltern genau erkennt. Beispiel: mein Sohn ist sehr scheu, vorsichtig und zurückhaltend. Das ist völlig okay, wir Eltern sind genauso. Es erschwert einerseits das Gewöhnen an unbekannte Situationen und fremde Menschen. Andererseits weiß ich, dass er nie mit einer fremden Person mitgehen würde. Also hilfreiche und weniger hilfreiche Aspekte einer Charaktereigenschaft. Das meine ich. Oder dass das eine Kind sich leichter aus Heul-/Schreiattacken rausholen lässt als ein anderes, also besser auf Trost, Alternativen etc. reagiert, statt sich wie das Andere in seine Wut zu vergraben.
    Seinen Partner, seine Eltern liebt man ja, auch wenn man bei ihnen unter anderem auch negative, unangenehme Dinge sieht. Bei seinem Kind ist das für mich genauso. Und umgekehrt liebt mich das Kind, auch wenn ich nicht perfekt bin und es vielleicht auch einiges an mir nicht mag. Ich finde das völlig normal. Erst, wenn ich auch die problematischen Seiten des Kindes erkenne, kann ich es vollständig annehmen und es auch darin unterstützen. Mein Sohn ist zum Beispiel ein schnell gekränktes (wie mein Mann) und sehr wütendes (wie ich) Kind. Von früh an habe ich das erkannt und unterstütze ihn darin, sein Unbehagen deutlich zu äußern, also zu sagen, was ihn stört, anstatt sich zu vergraben (wie es sein Papa macht) oder zu wüten (wie ich). Das finde ich sehr wichtig, und man kann sein Kind gut unterstützen, wenn man es nicht nur so annimmt, wie es ist, sondern auch erkennt. Und umgekehrt möchte ich später auch, dass mein Kind mir sagt, was er an mir als Mama vielleicht nicht so toll findet. Nur so kann man ja aneinander wachsen.
    Weißt Du, wie ich es meine?
    Liebe Grüße!

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