Mittwoch, 17. September 2014

Die Angst, etwas zu verpassen

Gestern war so ein Tag an dem ich mich als Mutter hinterfragte, mache ich alles richtig? Fördere ich mein Kind richtig? Die Spielanregungen die ich ihm anbiete, werden nicht genutzt und stauben derzeit in den Regalen ein. Wenn ich sie ihm vorsetze, dann nimmt er sie kurz an, beendet die Übungen und stellt sie weg. 
Am liebsten ist er draußen, in seinem Outdoor-Bereich. Dort spielt er mit seinen Baggern und Kipplastern, dort kann er die Flugzeuge am Himmel beobachten und dort möchte er am liebsten Angelübungen mit Wasser machen. Bei jedem Wetter fragt er mich nach einer Schüssel Wasser. Dort hat er dann seine ganzen Materialien, die er ins Wasser geben und wieder herausangeln kann. Sei es mit der Zange oder anderen Hilfsmitteln. Er kann sich damit sehr versunken beschäftigen.

Das ist toll, das ist wundervoll! Ich weiß das! Mit 20 Monaten kann er sich nun schon so wunderbar selbst beschäftigen. Ich kenne auch die anderen Zeiten, denn mit wem soll das Herzkind sonst spielen, als mit uns als Eltern? Nun kann ich mehr beobachten, mehr zuschauen und staunen über so manche Ideen, die er im freien Spiel entwickelt. 

Und trotzdem habe ich mich gefragt, reicht das? Ich bin damit nicht die Einzige. Immer mehr Eltern ängstigen sich etwas zu verpassen. Ein Angebot, eine Förderung, ein Unterricht und das beginnt nun auch schon mit unseren Kleinkindern. Wir müssen sehr aufpassen nicht an unseren Kindern herumzuziehen und sie damit aus ihrem Rhythmus zu ziehen.

Denn dieser Rhythmus existiert und solange wir die Möglichkeiten anbieten und unsere Kinder auf ihre derzeitigen Interessen beobachten, werden wir sie auch ausreichend fördern. Sie wollen lernen, was wir tun und sobald ich das Herzkind in Hausarbeiten mit einbinde, ist er dabei. Dann verlässt er seine Outdoor-Ecke. Dann holen wir Wäsche aus der Waschmaschine oder dem Trockner. Befüllen die Waschmaschine oder den Trockner. Hängen die Wäsche auf oder ab. Wir tragen zusammen die Körbe. Wir stauben ab, wir schneiden Gemüse, wir wischen den Tisch, wir kehren den Boden... das macht ihm Spaß und er ist mit viel Schwung dabei. 

Dabei muss ich mir Zeit nehmen. Es dauert zunächst alles länger. Jeder einzelne Handgriff verlangsamt sich und stimmt sich auf das Kind ab. Ich muss nacharbeiten. Ich sehe wie mein Kind dabei lernt, begreift und versteht und stolz auf sich ist und das was es geleistet hat.

Ich weiß, das alles gut ist, so wie wir es tun. Und doch habe ich manchmal Zweifel. Ich schaue mich um, sehe andere Kinder im ähnlichen Alter. Was können sie schon gut, was kann das Herzkind noch nicht. Ich vergleiche, obwohl ich weiß das Vergleichen sinnlos ist. Es passiert einfach. Dann mache ich mir meine Gedanken, ob ich alles richtig mache?
Ich weiß, dass jedes Kind seinen eigenen Rhythmus hat, seine eigene Zeit für die sensiblen Lernphasen und das jedes Kind dies lernt, solange wir ihm alles anbieten. Die Angst etwas zu verpassen und das eigene Kind damit zu behindern ist präsent.

Erschreckend! Und ich weiß, es geht nicht nur mir so! Die Medien fördern es, die Politik fördert es und sogar wir Mütter untereinander fördern diese Angst.... etwas zu verpassen, unsere Kinder nicht alles zu bieten, was sie benötigen.

Wir müssen uns frei davon machen! Unsere Kinder werden alles erlernen, was sie benötigen, wenn wir ihnen die Möglichkeiten dazu geben, wenn wir sie am Leben teilhaben lassen. Unsere Kinder haben ihren eigenen Rhythmus, sie werden uns zeigen, was sie brauchen. Wir müssen keine Angst haben, dies zu verpassen!


10 Kommentare:

  1. Hmmm... also ganz ehrlich, kenn ich nicht ;) Kinder haben immer mal Phasen in denen sie garnicht spielen wollen oder total klammern oder nur mit Mama spielen oder eben frei. Das ist doch das Beste was es gibt - er holt sich selbst, was er braucht. Meine Tochter steht zum Beispiel überhaupt nicht auf das ganze pädagogische Zeug; die tollen Holzsteckplatten und die Stapeltürme und wie das alles heißt. Been there, done that, scheint sie zu denken. Manchmal steckt sie ein, zwei Dinge um mir zu gefallen und dann geht sie wieder zu ihren Tieren, Puppen und Büchern. Oder zum Sand, je nachdem wonach ihr gerade ist. Momentan ist sie musikfanatisch ;)

    Was ich sagen will: cool bleiben und Kind machen lassen. Ich denke die beste Frühförderung ist, zu schauen, was das Kind will, auch mal was Neues anbieten aber am besten eben in die Natur gehen, auf die Wiese oder in den Wald (nicht in den Park, der geht zur Not natürlich auch).

    Liebe Grüße, Janina

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    1. Hallo Janina,

      tolle Worte und absolut richtig! Ich versuche mich daran eigentlich auch zu halten, nur manchmal kommen sie eben, die Zweifel! Ich werde mich dann an dich erinnern :)

      Liebe Grüße, Sabrina

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  2. Ich kenne das leider auch sehr gut.
    Aber ich finde auch manche Eltern übertreiben mit ihrem Förderwahn und das fördern wandelt sich in FORDERN und das ist dann nicht mehr gut :(
    Ich hab das mit dem sprechen ja auch letztens geschrieben, manchmal mache ich mir riesen Vorwürfe das ich nicht genug mit ihr spreche oder so. Es geht nicht spurlos an mir vorbei wenn andere in ihrem alter 4-wort sätze raushauen. Ich weiß, dass das falsch ist, aber es ist schwer da raus zu kommen :(
    LG
    Svenja

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    1. Hallo Svenja,

      was, manche schaffen schon 4-Wort-Sätze in dem Alter? Wahnsinn! Soweit ist der Zwerg hier auch noch lange nicht. Ich bin froh, dass nun nach und nach endlich mal ein paar Wörter kommen. Dann versteh ich ihn doch auch noch besser :)

      Liebe Grüße, Sabrina

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  3. Das geht mir genauso,obwohl ich weiß, dass es nicht gut ist. :( Aber wahrscheinlich hängt das mit meiner Arbeit zusammen, wodurch ich mich permanent schuldig ihr gegenüber fühle :(

    Mittlerweile denke ich auch, dass die Montessori-Materialien und die Übungsweise nicht für jedes Kind etwas sind. Beispielsweise weiß meine Tochter wie sie den Ball in den Schlagkasten befördern kann, aber sie macht das 1-2 Mal und untersucht dann lieber den Schlagkasten. Sie ist eine kleine Forscherin, die jedes Material sehr gründlich und mit allen Sinnen untersucht. Also suche ich immer neue Materialien heraus, die sie untersuchen kann und packe die "pädagogisch wertvollen" Sachen weg *schnüff*

    Und solange sie lacht und glücklich ist, weiß ich, dass ich mir eigentlich keine Sorgen zu machen brauche.
    LG Ngoc

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    1. Hallo Ngoc,

      ich denke eher, deine Tochter ist dann einfach schon weiter. Ich denke nicht, dass die Materialien nichts sind, sondern sie hat andere Interessen. Das schwierige ist eben, diese genau zu entdecken und dann das passende Material zur Verfügung zu stellen. Garnicht immer so einfach :)

      Liebe Grüße, Sabrina

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  4. Das hast Du schön geschrieben, ich verstehe Dich vollkommen. Es ist doch aber in allem so, man bekommt von der Außenwelt immer irgendetwas vorgeschrieben und wird dann oft selbst unsicher, ob man alles richtig macht. Aber ich glaube es geht gar nicht darum etwas richtig oder falsch oder gut oder schlecht zu machen. So lange wir unsere Kinder mit ganz viel Liebe aufwachsen lassen, wird alles richtig und gut sein. Und das tust Du!
    liebe grüße

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    1. Hallo Ave-Maria,

      den Druck mach ich mir schon ganz alleine. Ich hatte bisher noch nie wirklich mit dauerhaften Belehrungen oder besserwisserischen Müttern zu tun. Nur ein einziges Mal lernte ich eine Mutter kennen, die sehr von sich überzeugt war. Das war in der Probestunde einer Krabbelgruppe, da bin ich dann auch nicht mehr hin ;)

      Vielen lieben Dank für deine Worte! ♥

      Liebe Grüße, Sabrina

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  5. Liebe Sabrina, ich glaube, du machst dir bereits 100mal mehr Gedanken um das Wohl und die Entwicklung deines Schatzes als so viele andere Eltern. Und das ist unglaublich schön. Du gibst ihm wahnsinnig viel mit auf den Weg. Die pädagogisch wertvollen Lernanregungen sind sicherlich Ausdruck deiner Ernsthaftigkeit, mit der du die Aufgabe Mutter-Sein ausfüllst. Aber ich bin mir sicher: er würde auch ohne all diese fantastischen Anregungen zu einem selbständigen, glücklichen Erwachsenen heran wachsen, einfach nur, weil du mit ihm gemeinsam die Wäsche machst, kochst, abstaubst und immer für ihn da bist, wenn er dich braucht. Ich glaube, wenn unsere menschliche Entfaltung und Entwicklung vom Erfolg oder Versagen der eigenen Eltern abhinge, wären wir als Art schon längst ausgestorben. Vertraue deinem Kind. Vertraue deinem Mutter-Sein. Zuviel Gedanken sind auch nicht förderlich. Klar, ich überlege auch, ob der Kindergarten jetzt Waldkindergarten, Montessori, Waldorf oder "normale" Kindergruppe sein soll. Und uns muss es damit auch erstmal gut gehen, wenn wir die Entscheidung treffen. Aber der Kleine würde ganz bestimmt in jeder Gruppe, in jeder Richtung Positives und Negatives erleben und daran wachsen und zu einem wunderbaren jungen Mann werden - weil wir ihn einfach liebemn, respektieren, so wie er ist. Für ihn da sind. Ihm die Welt erklären, so gut wir können. Versuchen Schaden jeder Art von ihm abzuhalten. Ihn teilhaben zu lassen an unserem Alltag. von Anfang an.Das Kind zeigt den Weg. Es macht deutlich, wann eine "sensible Phase" gekommen ist. Dann gibt es nämlich nur noch das eine Thema und gut ist. Und die eine oder andere Phase darf man auch verpassen, denn das ist nunmal das Leben ;o)

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    1. Hallo,

      wow, dass hast du so unglaublich wundervoll und einfühlsam geschrieben. Ich bin wirklich sehr gerührt. Vielen lieben Dank für diese aufrichtigen und aufmunternden Worte. ♥

      Liebe Grüße, Sabrina

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